Howard Carpendale. Der Name steht für Jahrzehnte der Bühnenpräsenz, für Ohrwürmer, die ganze Generationen begleitet haben, und für ein charmantes Lächeln, das selbst die skeptischsten Kritiker entwaffnete. Doch hinter der Fassade des charismatischen Sängers aus Durban, Südafrika, verbirgt sich eine Lebensgeschichte, die weit mehr ist als nur eine Abfolge von Goldplatten. Es ist ein erschütterndes Zeugnis von verborgenen Schmerzen, existenziellen Krisen und einer Liebe, die im Angesicht der tiefsten Dunkelheit geschmiedet wurde. Jetzt, am Vorabend seiner geplanten Abschiedstournee, blickt der reife Künstler zurück und offenbart, dass sein wahres Vermächtnis kein monetäres Vermögen ist, sondern die emotionale Resilienz, die er seiner Familie hinterlässt. Ein Vermächtnis, das seine Frau Donnice Pierce immer wieder zu Tränen rührt.
Die Erzählung des Howard Carpendale ist untrennbar mit einer tiefen Lebenskrise verbunden – einer Phase, die ihn an den Rand des Abgrunds führte und ihn für immer veränderte.

Der Rückzug in die Depression: Wenn der Ruhm nicht schützt
Nach Jahrzehnten des Erfolgs, unzähligen Konzerten und einem Leben im Rampenlicht traf Carpendale die Entscheidung, sich von der Bühne zurückzuziehen. Was viele als wohlverdiente Pause interpretierten, war in Wahrheit der Beginn einer tiefen, lähmenden Depression. Carpendale gestand später, dass diese Phase der schmerzhafteste Abschnitt seines Lebens war, gezeichnet von tiefer Einsamkeit, Hilflosigkeit und, beunruhigenderweise, von Suizidgedanken.
Die Öffentlichkeit sah den strahlenden Star, doch hinter verschlossenen Türen kämpfte ein Mensch ums Überleben. Sein Sohn Wayne Carpendale, heute selbst eine bekannte Persönlichkeit, bestätigte diese qualvolle Zeit. Er erinnerte sich an die dunkelste Zeit, an denen er alles stehen und liegen ließ, um bei seinem Vater zu sein. Wayne beschrieb die Ungewöhnlichkeit, den starken, immer souveränen Vater in solch einer abgrundtiefen Verletzlichkeit zu sehen. Es war die unmittelbare, bedingungslose Liebe seiner Familie, die ihn in diesen Momenten festhielt, ihn rettete und ihm einen Weg zurück ins Licht zeigte. Der Schlagerkönig lernte eine harte Lektion: Ruhm und Erfolg schützen nicht vor der Trauer und der Dunkelheit.
Als wäre dieser seelische Kampf nicht genug, erhielt Carpendale in derselben Zeit eine weitere niederschmetternde Diagnose: Multiple Sklerose (MS). Die Autoimmunerkrankung, die das zentrale Nervensystem angreift, gesellte sich zur Depression. Der Kampf war nun nicht mehr nur psychisch, sondern auch physisch. Die MS schlich sich ein, zunächst mit Müdigkeit und Schwindel, die er dem Tourstress zuschrieb, bis ein Arztbesuch die bittere Wahrheit ans Licht brachte.
Die stille Stütze: Donnice Pierce, die Ankerfrau
In diesen Jahren des doppelten Leidens – seelisch und körperlich – trat eine Frau in den Vordergrund, deren unerschütterliche Loyalität das Fundament für Carpendales Überleben wurde: Donnice Pierce. Ihre Bindung, die nach über drei Jahrzehnten Partnerschaft offiziell besiegelt wurde, ist ein Meisterstück der Resilienz.
Ihre Beziehung begann, während Carpendale noch mit seiner ersten Frau Claudia verheiratet war. Es war ein Geheimnis, eine intensive, fast verbotene Leidenschaft, die jahrelang Diskretion erforderte und ihre Verbindung durch geteilte Konflikte festigte. Doch die wahre Probe kam mit der Krankheit. Donnice agierte in den stillen Momenten als Carpendales unerschütterliche Stütze.
Howard gestand, dass die Prüfungen – die MS, die Depression – ihre Ehe wie ein Feuer schmiedeten. Sie lernten, Schwächen zu akzeptieren, ohne zu zerbrechen. Wayne erinnerte sich an den Moment, als Donnice den am Schreibtisch weinenden Howard in seinem Arbeitszimmer fand. Sie setzte sich schweigend neben ihn, hielt einfach nur seine Hand, bis die Dunkelheit wich. Howard selbst erzählte von einem Moment in der Klinik, als er sie im Wahn anschrie, sie solle gehen – sie blieb. Das, so Carpendale, war wahre Liebe: nicht die großen Gesten, sondern das stille, beharrliche Danebenstehen.
Heute teilen sie ein ruhiges Leben in ihrem Münchner Haus, wo kleine Rituale wie gemeinsame Spaziergänge im Englischen Garten ihre Intimität bewahren. Trotz der MS, die die Fingerknöchel leicht geschwollen hält, hält er ihre Hand, als wären sie noch immer die jungen Liebenden. Donnice nahm die Last der Zeit auf sich, Tränen flossen in emotionalen Gesprächen, wenn die Erinnerung an jene beängstigende Ära hochkam. Doch es ist diese geteilte Last, die ihr emotionales Vermächtnis so unermesslich wertvoll macht.

Die Reue des Vaters und die Sehnsucht der Ferne
Der Ruhm hat Howard Carpendale viel gegeben, aber er hat ihm auch viel gestohlen, vor allem Zeit mit seinen Söhnen. Er blickt heute mit Dankbarkeit, aber auch Bedauern auf die Jahre zurück, in denen seine Karriere Priorität hatte.
„Ich war zu oft weg“, gestand er in einem intimen Gespräch. Obwohl Wayne ihm dies nie direkt vorwarf, sah Carpendale die Lücke, die seine Abwesenheit hinterlassen hatte, in den Augen seines Sohnes. Die Beziehung zu seinem anderen Sohn, Cass, ist noch von mehr Distanz geprägt, da dieser in den USA lebt. Der Kontakt beschränkt sich auf Videoanrufe, in denen sie über Enkelkinder sprechen, die Howard noch nie im Arm halten konnte. Dieser Schmerz ist subtil, aber tief.
Ruhm, so Carpendale, sei ein Dieb. Er stiehlt die Momente, die wirklich zählen: die Gute-Nacht-Küsse, die Geschichten am Lagerfeuer, die unbeschwerten Stunden. Die Krankheit jedoch schenkte ihm eine neue Art von Intimität. Er kann nicht mehr fliehen, weder vor sich selbst noch vor denen, die ihn lieben. Diese Zwangspause lehrte ihn, dass wahre Nähe in den kleinen Gesten liegt – in Donnice’ Hand auf seiner Schulter, wenn die Schmerzen kommen, und in Waynes Anruf, der nur fragt, wie der Tag war.
Liebe als „Lagerfeuer“: Die Carpendale-Philosophie
Aus den Trümmern von Trennung, Krankheit und Depression hat Howard Carpendale eine tiefgründige Philosophie über Liebe und Ehe entwickelt. Die Ehe mit Donnice, die ihn lehrte, Zuneigung nicht als selbstverständlich hinzunehmen, sondern aktiv zu pflegen, ist der Beweis dafür.
Seine erste Liebe lehrte ihn, dass Liebe nicht besitzen heißt, sondern loslassen. Die Ehe, die nicht aus Hass, sondern durch Abwesenheit verblasste, zeigte ihm, was nötig ist. Donnice lehrte ihn schließlich, was möglich ist: ein Pakt der Resilienz.
„Liebe ist kein Dauerbrenner, sie ist ein Lagerfeuer. Man muss Holz nachlegen“, sinniert er heute mit einem Lächeln. Er spricht offen über die Überlappung mit Donnice, als er noch verheiratet war – eine Zeit, in der die Leidenschaft stärker war als die Vernunft. Doch sie haben sich längst Vergebung geschenkt. „Ehe ist Arbeit“, sagt er, „gerade in den Schlechten.“
Sein Rat an junge Paare ist entwaffnend einfach: Redet immer, auch wenn es weh tut. Und an die Alten: Haltet euch fest. Das Alter mache einen nicht kleiner, es mache einen echter. Er habe gelernt, dass Liebe verzeiht, aber nicht vergisst, und dass man sich selbst verzeihen muss, um weiterlieben zu können.

Der letzte Tanz: Ein Abschied auf eigenen Füßen
Die geplante Abschiedstournee ist für Carpendale mehr als nur eine Konzertreihe. Es ist sein „letzter Tanz“ mit dem Publikum, aber auch ein bewusster Abschied von dem Bild des Sängers, der einst stundenlang ohne Pause auf der Bühne stand.
Trotz seiner MS, die jeden Schritt zu einem Geschenk macht, steht er in der Olympiahalle, probt seine Hits wie Deine Spuren im Sand und Hello Again. Er singt Hello Again heute nicht als Liebeslied an eine Frau, sondern an das Leben selbst. Seine Philosophie ist einfach: Das Leben ist ein Konzert – mal leise, mal laut, aber immer mit Herz.
„Ich will gehen, solange sie klatschen, nicht wenn sie schweigen“, erklärt er seine Motivation. Er denkt nicht ans Aufhören, sondern ans Weitermachen, solange er kann.
Sein größter Wunsch ist nicht Ruhm oder ein weiteres Comeback, sondern einfach mehr Zeit mit Donnice am Meer, ohne Uhr. Er möchte Wayne und Cass umarmen können, ohne Kamera. Und immer singen.
Am Ende, nach all den Hits, den Dramen und den Krankheiten, bleibt seine Botschaft an das Publikum eine simple Zusammenfassung seines emotionalen Vermächtnisses: Liebt euch, respektiert euch, und wenn es dunkel wird, haltet euch fest.
Sein Vermögen, das Donnice Pierce zu Tränen rührt, ist die Gewissheit, dass er in der tiefsten Krise die wahre Bedeutung von Liebe und Familie gefunden hat. “Ich habe alles gehabt – Ruhm, Geld, Applaus –, aber das Einzige, was bleibt, ist Liebe, und die ist nie zu spät.” Das ist die Summe eines bewegten Lebens. Das ist der wahre Schatz des Schlagerkönigs.