Für Sarah Ferguson, die Herzogin von York und liebevoll als “Fergie” bekannt, sind die jüngsten Ereignisse weit mehr als nur ein Rückschlag. Sie markieren das endgültige, dramatische Scheitern des Versuchs, nach Jahren der Skandale und öffentlichen Missgunst eine neue, respektable Existenz aufzubauen. Das öffentliche Leben der Ex-Frau von Prinz Andrew gleicht derzeit einer spektakulären Kernschmelze, deren jüngstes und wohl bitterstes Opfer ihr neues Kinderbuchprojekt ist.
Das Werk, betitelt Flora the Fawn (Flora, das Reh), sollte ursprünglich im Oktober erscheinen, wurde zunächst verschoben und ist nun, wie von der BBC berichtet, im Vereinigten Königreich auf Wunsch des Verlags Frantier Publishing komplett aus dem Verkauf genommen worden. Online-Plattformen wie Amazon führen den Titel nicht mehr. Was auf den ersten Blick wie eine gewöhnliche Verlagsentscheidung aussieht, ist in Wahrheit ein kommerzielles Urteil über Sarah Fergusons toxische Reputation – ein Urteil, das das Ausmaß des Epstein-Skandals in seiner ganzen zerstörerischen Tragweite offenbart.

Der Schatten, der alle Lichter löscht
Offizielle Gründe für das beispiellose Vorgehen des Verlags gibt es keine, doch in Branchenkreisen wird offen spekuliert, dass die Affäre um den verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein und Sarah Fergusons unentschuldbare Verbindungen zu ihm den Ausschlag gaben. Neil Denny von der Fachplattform Bookbranch fasste die harte Realität in Worte, als er gegenüber der BBC sagte: “Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, ein Buch von Sarah Ferguson herauszubringen.” Er hält die Entscheidung aus kommerzieller Sicht für “völlig nachvollziehbar”. Diese kühle, wirtschaftliche Betrachtung ist der Beweis dafür, dass “Fergies” Name, der einst für eine freigeistige, wenn auch manchmal ungeschickte königliche Persönlichkeit stand, nun unwiderruflich mit einem der schlimmsten Verbrechen der Gegenwart assoziiert wird.
Dieser Reputationsschaden ist das direkte Ergebnis einer Reihe schockierender Enthüllungen, die seit Monaten die Schlagzeilen beherrschen. Im September wurde bekannt, dass Sarah Ferguson in einer E-Mail den in Ungnade gefallenen Jeffrey Epstein als ihren “standhaften, großzügigen und großartigen Freund” bezeichnet hatte. Für eine Person, die sich als Schirmherrin und Wohltäterin für Kinder positionierte – und deren gesamte zweite Karriere auf der Autorenschaft von Kinderbüchern basierte – ist eine solche Aussage nicht nur ein Fehltritt, sondern eine moralische Katastrophe.
Der Kampf um die Fassade
Noch entlarvender war ihre Entschuldigung, die nicht an die Opfer, sondern an Epstein selbst gerichtet war. Sie entschuldigte sich bei ihm, weil sie sich öffentlich von ihm distanziert hatte. Der Grund, den sie in der E-Mail offenlegte, war erschütternd klar: Sie wollte ihren Ruf retten, ihre Karriere als Kinderbuchautorin und Kinderwohltäterin bewahren. Die Öffentlichkeit musste erkennen, dass ihre vermeintliche Distanzierung nicht auf moralischer Überzeugung, sondern auf kaltem Karriere-Kalkül basierte.
Die Konsequenzen waren unmittelbar und verheerend. Mehrere Organisationen, bei denen Ferguson als Botschafterin oder Schirmherrin tätig war, trennten sich daraufhin von ihr. Das Narrativ der engagierten Kinderfreundin und Philanthropin, das sie über Jahre mühsam aufgebaut hatte, brach in sich zusammen. Als wäre dies nicht genug, wurden Ende Oktober weitere E-Mails bekannt, die zeigten, dass sie sich im Jahr 2009 über Epsteins Entlassung aus der Haft gefreut hatte.
Diese kumulierte Last von belastenden Beweisen hat nun dazu geführt, dass ihr auch Fernsehjobs entzogen wurden. Die Löschung ihres Kinderbuchs aus dem Verkauf in Großbritannien ist somit nicht die Ursache, sondern das Symptom eines Totalverlusts an öffentlicher Glaubwürdigkeit, der sie für kommerzielle Partner unhaltbar macht. Wie kann eine Autorin glaubwürdig Bücher für Kinder schreiben, wenn ihre Loyalitäten derart kompromittiert sind?

Der königliche Rauswurf: Ein Zuhause geht verloren
Der berufliche Absturz wird von einem schweren persönlichen Schlag begleitet, der ihre prekäre finanzielle und wohnliche Situation verschärft. Sarah Ferguson lebte lange Zeit mit ihrem Ex-Mann Prinz Andrew – dem ebenfalls im Epstein-Skandal tief involvierten Bruder des Königs – in der Royal Lodge auf dem Gelände von Schloss Windsor.
Nun müssen die beiden das Anwesen verlassen. Während Andrew auf den Landsitz Sandringham ziehen soll, ist Sarah Fergusons Zukunft unklar. Die britische Daily Mail spekulierte kürzlich, sie könnte bei ihrer Tochter Eugenie in Portugal unterkommen, doch eine offizielle Bestätigung fehlt. Der erzwungene Umzug bedeutet mehr als nur einen Adresswechsel; es ist die Vertreibung aus einem symbolischen Zufluchtsort, der trotz der Scheidung ein Anker in ihrem turbulenten Leben blieb. Es unterstreicht die Tatsache, dass die gesamte königliche Familie bestrebt ist, die sichtbaren Überreste des Epstein-Skandals aus ihrer Mitte zu entfernen – und “Fergie” ist in diesem Prozess zu einer unliebsamen Randfigur geworden, deren Anwesenheit das Königshaus nur weiter belasten würde.

Die Tragödie der verpassten Chance
Sarah Fergusons Geschichte ist die Tragödie einer Frau, die immer darum kämpfte, ihren Platz und ihre Anerkennung zu finden. Nach der Scheidung von Prinz Andrew im Jahr 1996 musste sie sich neu erfinden. Sie nutzte ihre Popularität, schrieb Memoiren, war als TV-Persönlichkeit und Kinderbuchautorin erfolgreich. Sie baute sich ein unabhängiges, selbstfinanziertes Leben auf, das sie stolz als ihre eigene Leistung präsentierte.
Ihr Erfolg basierte jedoch auf einer sehr fragilen Grundlage: der Fassade der “Kinderwohltäterin”. Diese Fassade war ihre Lebensversicherung. Ihre Entscheidung, die Freundschaft zu Jeffrey Epstein über die Aufrechterhaltung dieser Fassade zu stellen – oder schlimmer noch, sie zu nutzen, um finanzielle Vorteile zu sichern – war ein Akt der Selbstzerstörung, dessen volles Ausmaß erst jetzt sichtbar wird.
Die Stornierung von Flora the Fawn ist nicht nur der Verlust eines Buches, es ist die Zerstörung eines ganzen Berufsstandes. Es ist die endgültige Aussage des Marktes, dass die Glaubwürdigkeit von Sarah Ferguson in Bezug auf Themen rund um Kinder – der Grundpfeiler ihrer Karriere – nicht mehr existiert. Die Entscheidung, das Buch zurückzuziehen, zeigt, dass die Verlage und der Handel das Risiko eines öffentlichen Boykotts oder einer massiven negativen PR als zu hoch einschätzen.
Ihre Zukunft sieht damit düster aus. Ohne die Einkommensquelle ihrer Bücher und TV-Auftritte, ohne die Schirmherrschaften, die ihr öffentliches Ansehen legitimierten, und ohne das sichere Zuhause in der Royal Lodge, steht Sarah Ferguson vor einer Realität, die sie so wohl nie erwartet hätte. Die Herzogin von York mag einst die Herzen vieler im Sturm erobert haben, aber die Worte, die sie in privaten E-Mails wählte, haben nun ihr gesamtes Lebenswerk auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen. Der Epstein-Schatten hat nicht nur ihren Ruf, sondern ihre gesamte Existenz unwiederbringlich ausgelöscht. Es bleibt die bittere Erkenntnis, dass eine fatale Freundschaft einen Preis hat, der weit höher ist als jeder königliche Titel oder jeder erzielte Bestseller. Es ist der Preis der totalen Isolation und des Endes jeder kommerziellen Relevanz.