Die Lichter der Kölner Bühnen leuchten heute ein wenig dunkler. Ein Lachen, das jahrzehntelang durch die Säle des Karnevals schallte, ist für immer verstummt. Peter Horn, der Mann, der als Frontmann der legendären Band „Höhner“ nicht nur Musik-, sondern auch kölsche Lebensgeschichte schrieb, ist im Alter von 73 Jahren von uns gegangen. Die Nachricht von seinem Tod am Dienstagabend traf die Domstadt und Fans in ganz Deutschland wie ein Schock und hinterlässt eine tiefe Wunde im Herzen der rheinischen Kultur.
Peter Horn war mehr als nur ein Sänger. Er war ein Poet des Alltags, ein Botschafter der kölschen Seele und ein Künstler, der es wie kein anderer verstand, die großen und kleinen Emotionen des Lebens in unvergessliche Melodien zu fassen. Von 1977 bis 1987 war er das Gesicht und die prägende Stimme der Höhner, einer Band, die er aus den bunten Anfängen zu einer Institution formte. In dieser goldenen Dekade entstanden unter seiner Federführung Hymnen, die bis heute zur DNA der Kölner Musik gehören und weit über die Stadtgrenzen hinaus gesungen werden.
Wer an Peter Horn denkt, dem kommen sofort Klassiker wie „Ich ben ene Räuber“, „Dat Hätz vun der Welt“ oder das unsterbliche „Blootwosch, Kölsch un e lecker Mädche“ in den Sinn. Doch es war vor allem ein Lied, das zu seinem Vermächtnis wurde und die kölsche Philosophie von Zusammenhalt und Treue in drei einfache Worte fasste: „Echte Fründe“. Diese Hymne auf die Freundschaft wurde zu einem generationsübergreifenden Bekenntnis, das auf keiner Feier, in keinem Stadion und in keiner Kneipe fehlen darf. Es ist ein Lied, das Trost spendet und Freude teilt – ein perfektes Spiegelbild des Mannes, der es schrieb.
Geboren und aufgewachsen im Herzen des Rheinlands, war die Musik für Horn schon früh eine Berufung. Als er 1977 zu der damals noch als „Ne Höhnerhoff“ bekannten Gruppe stieß, brachte er eine neue Energie und eine unverwechselbare künstlerische Vision mit. Oft als Clown geschminkt, verkörperte er die Melancholie und die überschwängliche Lebensfreude, die den Kölner Karneval so einzigartig machen. Er war der lachende und der weinende Clown zugleich, ein Charakter, der die Menschen tief in der Seele berührte. Mit ihm an der Spitze eroberten die Höhner die Herzen im Sturm. Sie wurden zu den unangefochtenen Königen des Karnevals, ihre Lieder zum Soundtrack einer ganzen Region.
Doch auf dem Höhepunkt des Erfolgs, als die Band immer größer und kommerzieller wurde, traf Horn eine Entscheidung, die viele überraschte, aber seinen Charakter perfekt widerspiegelte. 1987 verließ er die Band. Er übergab das Mikrofon an seinen Nachfolger Henning Krautmacher, den er noch ein Jahr lang auf der Bühne begleitete, um einen nahtlosen Übergang zu gewährleisten. Seinen Abschied begründete er mit einem Satz, der seine Bescheidenheit und seinen tiefen Respekt vor dem Publikum zeigte: „Ich finde, dass die Leute sagen sollen: Schön, dass du da warst. Und nicht: Schön, wenn er endlich geht.“ Es war der Abgang eines großen Künstlers, der lieber auf dem Zenit seines Schaffens leise Servus sagte, als Gefahr zu laufen, zu einer Karikatur seiner selbst zu werden. Er spürte, wann es genug war, und bewies damit eine Größe, die im schnelllebigen Musikgeschäft selten geworden ist.
Sein Nachfolger Henning Krautmacher fand emotionale Worte des Dankes und der Anerkennung: „Ohne ihn wäre meine musikalische Laufbahn anders verlaufen.“ Diese Worte zeigen den tiefen Respekt, den Horn auch bei seinen Weggefährten genoss. Er war nicht nur ein Kollege, sondern auch ein Mentor und Freund.
Nach seiner Zeit bei den Höhnern wurde es keineswegs still um Peter Horn. Die Bühne war sein Leben, die kölsche Musik seine Passion. Er machte zunächst solo weiter und blieb dem Karneval treu. Später, von 2008 bis 2020, gründete er zusammen mit F.M. Willizil, ebenfalls einem ehemaligen Mitglied der Höhner, die Formation „Kölsch Fraktion“. Auch hier bewies er seine ungebrochene Kreativität und seine Liebe zur Musik, die ihn bis ins hohe Alter antrieb. Über vier Jahrzehnte hinweg war sein Gesicht, seine Stimme und seine bodenständige Art ein fester Bestandteil der Kölner Kulturszene.
Zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen würdigten sein Lebenswerk. 2019 wurde er beim großen Mitsing-Event „Kölle singt“ für sein Schaffen geehrt, ein Moment, der Tausende von Menschen zu Tränen rührte, als sie gemeinsam seine Lieder sangen.
Die Nachricht seines Todes löste eine Welle der Trauer in den sozialen Netzwerken aus. Künstlerkollegen, Politiker und unzählige Fans teilten ihre Erinnerungen und sprachen seiner Familie ihr Beileid aus. Er wurde als „Inbegriff kölscher Musik“ und als ein Mensch bezeichnet, der sich nie verbiegen ließ. Peter Horn hinterlässt seine Ehefrau und zwei erwachsene Kinder, die nun den schmerzlichen Verlust eines geliebten Ehemanns und Vaters betrauern.
Mit Peter Horn verliert Köln nicht nur einen herausragenden Musiker, sondern auch ein Stück seiner Identität. Er war ein Chronist des rheinischen Lebensgefühls, ein Künstler, der die Seele der Stadt in Noten und Worte fassen konnte. Seine Lieder werden weiterleben, sie werden in den Kneipen gesungen, in den Stadien gebrüllt und auf den Karnevalssitzungen gefeiert werden. Sie sind ein unsterblicher Teil des kölschen Kulturerbes.
Ein ganz besonderer Clown hat die Erde verlassen, wie es ein Weggefährte treffend formulierte. Doch der Himmel ist nun reicher um eine Stimme, die Wolke 111 auf ihre ganz eigene, unnachahmliche Art bereichern wird. Schön, dass du da warst, Peter Horn. Kölle wird dich niemals vergessen.