“Gleich umgeschaltet”: Fan-Frust bei “Gefragt – Gejagt” – Dominanz von Sebastian Jacoby und unglücklicher Sendeplatz verärgern die Zuschauer

Es ist ein tägliches Ritual für Millionen von Menschen in Deutschland: Das intellektuelle Duell, das “Gefragt – Gejagt” jeden Vorabend in die Wohnzimmer bringt. Die ARD-Quizshow, moderiert von Alexander Bommes, ist längst ein Kultformat, ein fester Anker im Fernsehprogramm. Doch dieser Anker scheint Risse zu bekommen. Ein Sturm des Unmuts braut sich in den sozialen Netzwerken zusammen, und die sonst so treue Fangemeinde macht ihrem Ärger Luft. Der Grund: eine unglückliche Kombination aus einer neuen, für viele ungünstigen Sendezeit und einer als erdrückend empfundenen Omnipräsenz von Star-Jäger Sebastian Jacoby. Die Wut geht so weit, dass ein Satz immer häufiger fällt: “Heute habe ich gleich umgeschaltet.”

Der erste Schlag gegen die Gewohnheiten der Fans war die programmplanerische Entscheidung, die Show von ihrem angestammten Platz um 18:00 Uhr auf den deutlich früheren Slot um 17:10 Uhr zu verlegen. Was aus Sendersicht strategisch sinnvoll erscheinen mag, um den Vorabend neu zu strukturieren, ist für einen Großteil des Publikums eine mittlere Katastrophe. “Gefragt – Gejagt” war für viele Berufstätige der perfekte Übergang vom Arbeitsalltag in den Feierabend. Man kam nach Hause, machte es sich gemütlich und konnte live mitraten, mitfiebern und sich mit den Kandidaten messen.

Diese Möglichkeit fällt nun für unzählige Zuschauer weg. Um 17:10 Uhr stehen die meisten Menschen noch im Stau, sitzen in der U-Bahn oder schließen gerade erst das Büro ab. Die Enttäuschung darüber ist greifbar. In den Foren und auf Facebook-Seiten häufen sich Kommentare von Fans, die sich abgehängt fühlen. Das Live-Erlebnis, das kollektive Mitfiebern, ist ein essenzieller Bestandteil des Formats. Es ist der Unterschied zwischen passivem Konsumieren aus der Mediathek und dem aktiven, spannungsgeladenen Raten im Hier und Jetzt. Die ARD hat mit dieser Verschiebung, so scheint es, die Lebensrealität ihrer Kernzielgruppe aus den Augen verloren. Doch dieser Ärger über den Sendeplatz ist nur ein Teil des Problems – der andere hat einen Namen: Sebastian Jacoby.

Sebastian Jacoby, der 46-jährige “Quizgott”, ist unbestritten einer der brillantesten Köpfe, die je im deutschen Fernsehen zu sehen waren. Mit einer beeindruckenden Siegquote von rund 80 Prozent im Finale ist er für die Kandidaten der Endgegner par excellence. Er ist der Jäger, den alle fürchten und gleichzeitig bewundern. Sein Auftreten ist eine Mischung aus stoischer Ruhe, intellektueller Überlegenheit und einem trockenen Humor, der ihn zu einem echten Publikumsliebling gemacht hat. Wenn Jacoby den Stuhl besteigt, ist Hochspannung garantiert. Er ist der “erfolgreichste Jäger der Show”, wie Statistiken belegen, und vermutlich sehen die Produzenten in ihm einen Garanten für starke Quoten.

Doch genau hier liegt die Krux. Wie so oft im Leben macht die Dosis das Gift. In den letzten Wochen hat sich bei den Zuschauern das Gefühl verfestigt, dass aus “Gefragt – Gejagt” eine “Gefragt – Jacoby” geworden ist. “Und wieder heißt es gefragt Jakobi Jagdt”, kommentiert ein Nutzer entnervt. Ein anderer bringt es auf den Punkt: “Ich mag ihn, aber es ist inzwischen langweilig, wie oft er antritt.”

Die Zahlen scheinen diesen subjektiven Eindruck zu stützen. Berichten zufolge war Jacoby in den letzten sechs ausgestrahlten Folgen dreimal im Einsatz. Das ist eine Quote von 50 Prozent – in einem Team von mehreren Jägern. Diese gefühlte Dauerpräsenz führt zu einer unvorhergesehenen Abnutzungserscheinung. Die Spannung, die Jacoby einst erzeugte, weicht bei vielen einer gewissen Vorhersehbarkeit, ja sogar Langeweile. Der “David gegen Goliath”-Moment verliert seinen Reiz, wenn Goliath einfach immer da ist.

Die extremste Reaktion, die den Kern des Problems trifft, ist die von Zuschauern, die berichten, sofort umzuschalten, sobald sie sehen, dass Jacoby an diesem Tag der Jäger ist. Es ist ein Akt des Protests, eine unmittelbare Rückmeldung an den Sender. “Es macht keinen Spaß mehr zu schauen. Jeden zweiten Tag ist Herr Jakobi dran”, lautet ein weiterer frustrierter Kommentar auf Instagram. Der “Quizgott”, einst Garant für Spannung, wird zum Abschaltimpuls.

Was die Fans so verärgert, ist nicht nur die Häufigkeit von Jacobys Einsätzen, sondern auch die damit einhergehende Vernachlässigung der anderen Jäger. “Gefragt – Gejagt” lebt von seinem Ensemble, von der Vielfalt der Charaktere, die Jagd auf die Kandidaten machen. Die Zuschauer haben ihre Lieblinge und sehnen sich nach Abwechslung. Explizit genannt werden in den Diskussionen immer wieder Namen wie Thomas Kinne, der weltgewandte Übersetzer, oder Klaus Otto Nagorsnik, der “Bibliothekar” mit dem phänomenalen Gedächtnis, der kürzlich eine persönliche Schwachstelle gestand.

Jeder Jäger hat seinen eigenen Stil, seine eigene Art, mit den Kandidaten zu interagieren, und seine eigenen Wissenslücken. Diese Vielfalt ist das Salz in der Suppe. Wenn aber fast nur noch einer der Jäger zum Einsatz kommt, verflacht das Format. Die Fans wollen die Rotation, sie wollen die Ungewissheit, wer heute auf dem Stuhl Platz nimmt. Sie wollen Thomas Kinnes charmante Spitzen ebenso erleben wie die unnachahmliche Art von Klaus Otto Nagorsnik oder die Strenge der anderen Kollegen. Wenn diese Abwechslung fehlt, fühlt es sich für die Zuschauer so an, als würde man ihnen einen Teil dessen vorenthalten, was die Show so großartig macht.

Die ARD steckt nun in einem Dilemma. Einerseits ist Sebastian Jacoby ein Quotenmagnet und der stärkste Spieler im Team – sein Einsatz minimiert das Risiko, dass die Kandidaten mit einer hohen Summe nach Hause gehen, und maximiert die intellektuelle Fallhöhe. Andererseits signalisiert die Basis, das treue Publikum, unmissverständlich: “So nicht!” Der Sender muss eine Balance finden zwischen dem verständlichen Wunsch, die stärkste Kraft ins Feld zu schicken, und der Notwendigkeit, das Format frisch, abwechslungsreich und unvorhersehbar zu halten.

Die Kombination aus dem Ärger über den Sendeplatz – der die Berufstätigen ausschließt – und dem Frust über die “Jacoby-Festspiele” ist toxisch. Sie trifft den Nerv einer Community, die sich über Jahre hinweg aufgebaut hat und die Sendung für ihre Verlässlichkeit und ihren fairen Wettkampfcharakter liebt. Nun fühlt sich diese Community gleich doppelt übergangen: erst durch eine rücksichtslose Programmplanung und dann durch eine einseitige Besetzungspolitik.

“Gefragt – Gejagt” steht an einem Scheideweg. Die Macher müssen die lauten Rufe aus den sozialen Netzwerken ernst nehmen. Ignorieren sie den Frust über die Sendezeit und die Sehnsucht nach mehr Jäger-Vielfalt, riskieren sie, dass der Satz “Heute habe ich gleich umgeschaltet” von einer wütenden Einzelmeinung zur traurigen Realität für eine ganze Sendung wird. Die Jagd nach einer Lösung, die die Fans wieder mit dem Format versöhnt, hat gerade erst begonnen.

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