„Hat die ganze Veranstaltung mit dem Arsch eingerissen“: Janine Michaelsen rechnet gnadenlos mit Thomas Gottschalks Bambi-Eklat ab – und stellt die Veranstalter bloß

Das Ende einer Ära? Wie Thomas Gottschalks Bambi-Eklat und die gnadenlose Kritik einer Moderatorin Deutschlands Promi-Landschaft erschüttern

Die Bambi-Verleihung sollte ein Abend des Glanzes, der Ehrungen und der emotionalen Höhepunkte sein. Im Mittelpunkt stand in diesem Jahr eine lebende Pop-Legende, die amerikanische Ikone Cher, die mit dem „Legenden-Bambi“ ausgezeichnet werden sollte. Doch was sich in jener Nacht auf der Bühne abspielte, wird nicht als ihr Moment der Ehre in Erinnerung bleiben, sondern als ein tief beschämender Eklat, der einen Riss durch die deutsche Unterhaltungswelt zieht. Hauptdarsteller dieser unrühmlichen Szene war niemand Geringeres als TV-Titan Thomas Gottschalk, dessen Auftritt als Laudator fahrig, unbeholfen und schließlich zutiefst frauenfeindlich wirkte. Die nachfolgende, schonungslose Kritik von Moderatorin Janine Michaelsen traf dabei nicht nur Gottschalk, sondern vor allem die Verantwortlichen im Hintergrund – und entfachte eine hitzige Debatte über Verantwortung, Altherren-Humor und gesellschaftlichen Wandel.

Der peinliche Auftritt, der Buhrufe erntete

Thomas Gottschalk, der sonst die Massen mit souveräner Plauderei begeistert, zeigte sich bei der Bambi-Verleihung von einer Seite, die Beobachter und Zuschauer irritierte. Er wirkte, so die einhellige Meinung, unsicher, verhaspelte sich mehrfach und schien den berühmten roten Faden verloren zu haben. Der Höhepunkt der Fremdscham war erreicht, als Gottschalk versuchte, Cher zu begrüßen. Sein Satz, der ihm Buhrufe aus dem Publikum einbrachte, hallt nach: „Hier ist sie, die einzige Frau, die ich in meinem Leben ernst genommen habe.“

Dieser eine Satz, der im Kontext der Ehrung einer feministischen Ikone des Pop-Geschäfts fiel, enthüllte für viele eine erschreckende Arroganz und ein völlig veraltetes Frauenbild. Der Moment, der Cher gebührte, wurde sekundenschnell zur Bühne für Gottschalks bizarre Selbstdarstellung – oder, wie es später eine prominentere Stimme ausdrücken sollte, zur Bühne für ein Desaster.

Janine Michaelsen: Die ungeschminkte Wahrheit auf Instagram

Einer Person ist dieser „denkwürdige Moment“ besonders aufgestoßen: der Moderatorin Janine Michaelsen, bekannt unter anderem durch „Das Duell um die Welt“. Sie war selbst Gast der Verleihung und meldete sich kurz darauf in mehreren, harten Instagram-Clips zu Wort. Ihre Worte waren keine leise Randnotiz, sondern eine wütende und präzise Abrechnung, die viral ging.

Michaelsens Kritik setzte nicht beim Auftritt an sich an, sondern bei der Vorgeschichte und der Ignoranz der Öffentlichkeit. Sie betonte, dass man Menschen einfach nur reden lassen müsse, damit diese „einem schon ziemlich genau [zeigen], wessen Geist des [Kind] sie sind.“ Wer überrascht sei, was Gottschalk dort gesagt habe, habe schlicht „bei dem letzten Mal einfach nicht aufgepasst.“

Dieser Punkt ist der Kern von Michaelsens Argumentation: Thomas Gottschalk habe in den letzten Auftritten „keinen Hehl darum gemacht, wo er intellektuell und meinungsmäßig unterwegs ist.“ Die Moderatorin forderte eine längst überfällige Konsequenz: Wenn Menschen es einem so deutlich zeigen, soll man ihnen auch einfach glauben. Es sei eine erschreckende Realität, dass der Entertainer „auch von der ein oder anderen Stelle [noch] feiern gelassen“ werde, obwohl sein „Frauenbild und sein Rollenverständnis und sein gesamtgesellschaftliches Denken“ längst bekannt sei.

Die Mitschuld der Veranstalter: Ein Akt der bewussten Fahrlässigkeit

Der wahre Paukenschlag von Janine Michaelsens Kritik richtete sich aber nicht nur an Gottschalk selbst, sondern an die unsichtbaren Strippenzieher, die hinter der Bühne die Entscheidungen treffen. Die Enttäuschung, so Michaelsen, sei groß, dass man es „trotz aller Erfahrungen, die man mit diesem Mann gemacht hat, ihm diesen Slot vor einer Ikone zu geben“ für nötig befunden habe.

Damit verlagert sie die Debatte von einem persönlichen Fehltritt hin zu einem organisatorischen und moralischen Versagen. Die Verantwortlichen des Bambi hätten billigend in Kauf genommen, dass solch ein Eklat passieren könne. Die Konsequenz dieser Fahrlässigkeit sei verheerend gewesen: Gottschalk habe nicht nur Cher „ihren Moment genommen“, sondern „die ganze Veranstaltung einmal mit dem Arsch eingerissen und jeden, der Teil davon war.“

Michaelsen macht klar, dass dies nicht allein Gottschalks Schuld sei. „Das verantwortet nicht nur er, sondern auch all die Menschen, die gesagt haben, das ist eine richtig gute Idee, dass wir den Tommy da unten hinstellen.“ Diese Aussage ist eine direkte Anklage gegen das System, das offenbar Quoten und Nostalgie über Respekt, Haltung und die Würde der Geehrten stellt. Es ist ein Aufruf an die Medienverantwortlichen, endlich die Augen zu öffnen und nicht länger eine Haltung zu tolerieren, die im modernen Diskurs keinen Platz mehr haben darf.

Das „Alte-Männer-Argument“ zieht nicht mehr

Ein häufiges Totschlag-Argument, das in solchen Fällen von Kritikern Gottschalks hervorgebracht wird, ist das Mitleid: „Er ist ein alter Mann, lass ihn doch.“ Janine Michaelsen erteilte dieser Entschuldigung eine klare Absage: Sie könne dieses Argument „nicht gelten lassen.“ Die Moderatorin betonte, dass sie froh sei, die Möglichkeit zu haben, „ihren Mund aufzumachen, wenn Männer sich uns gegenüber öffentlich beschissen verhalten.“

Diese Haltung ist bezeichnend für einen Generationenwechsel im Mediendiskurs. Es wird nicht mehr hingenommen, dass öffentlich geäußerter Sexismus als harmloser Fauxpas eines „Alten“ abgetan wird. Das Recht auf Meinungsfreiheit Gottschalks wird nicht in Frage gestellt, aber Michaelsen betont ihr eigenes, ebenso wichtiges Recht, dieses Weltbild nicht gut finden zu müssen und lautstark zu widersprechen.

Gottschalks Entschuldigung: Blackout-Ausrede und die Verwirrung um Cher

Der öffentliche Druck, verstärkt durch Janine Michaelsens viralen Aufschrei, zwang Thomas Gottschalk am Tag nach der Verleihung zur Reaktion. In der „Bild“-Zeitung entschuldigte er sich für seinen Auftritt. Seine Worte klangen dabei zutiefst erschrocken: „Ich kenne mich so selbst nicht. Ich bin über mich selbst erschrocken“, und „Ich habe mich so auch noch nicht gesehen. Das ist mir auch peinlich. Es ist halt passiert.“ Er drückte sein Bedauern für Bambi, Cher und seine Ehefrau Karina aus, die ebenfalls „sau[er]“ gewesen sei.

Als Ursache für sein Wirken nannte er jedoch keinen Mangel an Vorbereitung oder eine Reflexion über sein Rollenverständnis, sondern das Geschehen auf der Bühne: Er sei von dem „Bühneneklat“ und Chers Auftritt, bei dem sie auf einer schwebenden Kugel auf die Bühne befördert wurde, völlig verwirrt gewesen. Er habe gedacht, die Macher von „Verstehen Sie Spaß?“ hätten ihm „vor laufender Kamera eine Falle gestellt.“ Die Folge sei ein kompletter „Blackout“ gewesen: „Ich wusste nicht mehr, wo ich bin und was ich hier machen soll.“

Diese Erklärung – die eines kindlichen Streiches wegen Verwirrung – wird dem Ernst der Lage kaum gerecht. Sie lenkt von der inhaltlichen Kritik ab und reduziert den frauenfeindlichen Unterton auf eine technische Panne. Für Janine Michaelsen und viele andere Kritiker dürfte diese Entschuldigung daher eher wie eine Rechtfertigung klingen, die es versäumt, sich ehrlich mit dem Kern des Problems auseinanderzusetzen, nämlich dem fragwürdigen Rollenverständnis, das sich in seinen Worten offenbarte.

Der bleibende Schaden

Der Bambi-Eklat und die offene Gegenrede von Janine Michaelsen sind mehr als nur ein Medienthema. Sie markieren einen Wendepunkt, an dem die Akzeptanz für toxische Nostalgie ein Ende findet. Gottschalks Auftritt wurde zum Symbol für eine alte Garde von Entertainern, die sich nicht um die Regeln des modernen, inklusiven Diskurses schert. Michaelsens mutige Reaktion hingegen steht für eine neue Generation, die sich nicht scheut, etablierte Machtverhältnisse zu hinterfragen und lautstark Verantwortung einzufordern. Der Schaden, der der Bambi-Verleihung und Gottschalks Vermächtnis an jenem Abend zugefügt wurde, ist immens und wird die Diskussion darüber, wem im deutschen Fernsehen noch eine Plattform geboten wird, nachhaltig prägen. Die Veranstaltung wurde nicht nur einmal mit dem Arsch eingerissen, sondern der Vorfall rüttelt an den Grundfesten einer ganzen Branche.

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