Im Schatten des “Königs”: Mit 80 Jahren bricht Jürgen Drews’ Ehefrau das Schweigen über sein wahres Leiden und das stille Drama hinter der Glitzerfassade

Wenn man an Jürgen Drews denkt, erscheinen sofort Bilder von strahlendem Sonnenschein, endlosen Partys und einem Mann, dessen Lächeln so unerschütterlich wirkte wie die Felsen von Mallorca. Er war der “König”, der Dauerbrenner, der Mann, der den Sommer im Blut hatte. Doch Lichter werfen Schatten, und je heller das Rampenlicht strahlte, desto dunkler waren die Nischen, in die sich der Mensch Jürgen Drews zurückzog, wenn der Vorhang fiel. Nun, kurz vor seinem 80. Geburtstag, offenbart sich eine Realität, die weit entfernt ist von “Ein Bett im Kornfeld”. Seine Ehefrau Ramona, die Frau, die ihn besser kennt als jeder andere, bricht ihr Schweigen und gewährt einen intimen, fast schmerzhaften Einblick in das Leben eines Mannes, der jahrelang gegen seinen eigenen Körper kämpfte, während die Welt ihm zujubelte.

Der schleichende Abschied: Wenn der Körper den Dienst versagt

Es ist eine grausame Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet ein Mann, dessen Leben von Bewegung, Energie und Bühnenpräsenz definiert wurde, von einer Krankheit heimgesucht wird, die ihm genau diese Freiheit nimmt. Die Diagnose Polyneuropathie traf Jürgen Drews nicht wie ein Blitzschlag, sondern eher wie ein schleichendes Gift. Diese neurologische Erkrankung, die das Nervensystem angreift, begann leise. Ein Zittern hier, eine Unsicherheit dort. “Ich konnte plötzlich nicht mehr so tanzen, wie ich wollte”, gestand er. “Die Beine gehorchten mir nicht mehr.”

Für einen Künstler, der es gewohnt war, die Bühne zu beherrschen, war dies der ultimative Kontrollverlust. Ramona Drews erinnert sich an die Momente, die das Publikum nie sah. Während er draußen den unbeschwerten Entertainer mimte, den “Clown”, der alle Sorgen weglächelt, kämpfte er hinter den Kulissen mit der puren Verzweiflung. Er weinte, wenn die Tür ins Schloss fiel, erschöpft von der Anstrengung, eine Fassade aufrechtzuerhalten, die langsam Risse bekam. Die Krankheit zwang ihn in die Knie, nicht metaphorisch, sondern physisch. Es gab Tage, an denen Ramona ihn stützen musste, Tage, an denen der Weg vom Sofa zum Fenster zur Herausforderung wurde.

Ramona: Der Fels in der Brandung

In dieser Geschichte gibt es keinen Helden im klassischen Sinne, aber es gibt eine Heldin: Ramona. Ihre Liebe, die in den 90er Jahren begann, war nie die typische Showbiz-Romanze, die im Blitzlichtgewitter erblüht und ebenso schnell wieder verlischt. Sie war diejenige, die hinter die Maske blickte. “Er war nicht der König von Mallorca, als ich ihn traf”, sagt sie heute. “Er war einfach Jürgen.” Diese Bodenständigkeit wurde zum Rettungsanker, als der Sturm aufzog.

Ramona übernahm eine Rolle, die in keinem Drehbuch stand. Sie wurde von der Ehefrau zur Pflegerin, zur Beschützerin, zur Managerin des Alltags. Sie sah zu, wie ihr Mann, der einst vor Tausenden stand, langsam “langsamer” wurde, wie er es selbst ausdrückt. Doch anstatt zu verzweifeln, wuchs sie über sich hinaus. “Ich habe ihn bewundert”, sagt sie über diese schwere Zeit. Nicht für seinen Ruhm, sondern für seinen Willen, nicht aufzugeben. “Solange ich atme, will ich leben, nicht leiden”, war sein Mantra, und Ramona sorgte dafür, dass dieses Leben lebenswert blieb. Sie ist der Grund, warum er trotz der Schmerzen und der Einschränkungen jeden Morgen noch einen Grund zum Lachen findet.

Der Moment der Wahrheit auf der Bühne

Es gibt diesen einen, entscheidenden Moment im Leben eines jeden großen Künstlers, in dem er erkennt, dass die Zeit abgelaufen ist. Für Jürgen Drews kam dieser Moment im Jahr 2019, mitten in einem Konzert. Das Publikum sang, die Musik dröhnte, doch plötzlich stand die Welt für ihn still. Ein Schwindelgefühl, eine Leere, die nichts mit dem Adrenalin der Show zu tun hatte. “Mein Körper sagte mir, dass es Zeit ist”, erinnerte er sich später.

Er spielte das Konzert zu Ende – ein Profi bis zur letzten Sekunde. Er lächelte, verneigte sich, winkte. Niemand im Saal ahnte, dass sie gerade Zeugen eines historischen Abschieds wurden. Doch als er hinter die Bühne kam und sich völlig erschöpft hinsetzte, genügte ein Blick zwischen ihm und Ramona. Sie wusste es. “Es ist vorbei”, erkannte sie. “Zumindest dieses Leben auf der Bühne.” Es war kein dramatisches Ende mit Skandalen, sondern eine stille, fast wehmütige Akzeptanz der eigenen Vergänglichkeit. Der Rücktritt im Jahr 2022 war für die Fans ein Schock, für Jürgen jedoch eine Befreiung. Endlich musste er nicht mehr so tun, als ob. Endlich durfte er schwach sein.

Ein Leben als “Kerze” statt “Feuerwerk”

Heute, im beschaulichen Dülmen, sieht der Alltag des einstigen Schlagerkönigs anders aus. Die wilden Partys sind Geschichte, die goldenen Schallplatten hängen nicht mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit. Stattdessen prägen Ruhe und Beständigkeit seinen Tag. “Früher war mein Leben ein Feuerwerk”, sagt er in einem Anflug von Melancholie, “heute ist es eine Kerze.” Kleiner, stiller, aber vielleicht wärmer.

Er genießt das Frühstück auf der Terrasse, Spaziergänge mit dem Hund, die Anwesenheit seiner Tochter Joelina, die in ihm nicht den Star, sondern den Vater sieht, der ihr beigebracht hat, dass man auch mit “gebrochenen Flügeln fliegen kann”. Jürgen Drews hat Frieden geschlossen. Frieden mit seinem Alter, Frieden mit seiner Krankheit und Frieden mit der Tatsache, dass er nicht mehr überall der Mittelpunkt sein muss. Er lehnt das Wort “krank” ab. “Ich bin nicht krank, ich bin einfach alt”, sagt er trotzig und doch sanft.

Das Vermögen, das er über Jahrzehnte anhäufte – Schätzungen gehen von mehreren Millionen Euro aus –, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Natürlich ermöglicht es ihm einen komfortablen Lebensabend und die beste medizinische Betreuung, doch der wahre Reichtum, so betont er immer wieder, seien die Erinnerungen und die Liebe seiner Familie. “Ich brauche kein Schloss”, sagt er. “Mein Zuhause ist dort, wo Ramona ist.”

Das Vermächtnis der Menschlichkeit

Was bleibt also von Jürgen Drews, wenn die Musik verklungen ist? Es sind nicht nur die Hits wie “Ein Bett im Kornfeld”, die längst deutsches Kulturgut sind. Es ist vor allem die Ehrlichkeit, mit der er seinen letzten Lebensabschnitt bestreitet. Er hat gezeigt, dass wahre Größe nicht darin besteht, ewig jung zu bleiben, sondern darin, das Altern mit Würde zu tragen. Er hat das Tabu gebrochen, dass Stars immer perfekt und stark sein müssen.

Seine Geschichte, die nun durch Ramonas offene Worte noch mehr Tiefe erhält, ist eine Lektion über die Liebe. Eine Liebe, die bleibt, wenn das Licht ausgeht. “Wir haben gelernt, dass Liebe nicht bedeutet, jeden Tag glücklich zu sein, sondern jeden Tag füreinander da zu sein”, resümiert Ramona. Es ist vielleicht sein größter Hit, größer als jeder Song, den er je geschrieben hat: Die Geschichte zweier Menschen, die zusammen alt geworden sind und sich auch im Schatten festhalten.

Jürgen Drews mag seine Krone abgelegt haben, doch in den Augen seiner Frau und seiner wahren Fans hat er sie nie wirklich verloren. Er trägt sie nun nur anders – nicht mehr auf dem Kopf, sondern im Herzen. Ein Mann, der alles hatte, und am Ende erkannte, dass das Einzige, was wirklich zählt, die Hand ist, die die eigene hält, wenn es dunkel wird.

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