Musik, Mode, Ausstrahlung – all das machte ABBA zu einem Phänomen, das bis heute einzigartig und unverwechselbar geblieben ist. Nach einem langen, von persönlichen und künstlerischen Höhen und Tiefen geprägten Weg, hat sich Benny Andersson als eine wahre Musiklegende und ein zeitloses Symbol etabliert. Als einer der Mitbegründer von ABBA schenkte er der Welt Melodien, die Millionen von Menschen zum Mitsingen brachten und Füße unwillkürlich im Takt wippen ließen. Doch hinter dem gleißenden Licht der Bühne und den unzähligen Hits, die die Charts eroberten, war sein Leben nicht immer nur ein Spaziergang im Rosengarten.
Die Trennung von ABBA fühlte sich für die Fans wie ein Stich ins Herz an, und auch für Benny war sie ein tiefer Schock, der schwierige Phasen in seinem Privatleben und seiner Familie einleitete – Dinge, von denen die Außenwelt kaum je erfuhr. Er wählte das Schweigen und ließ die Musik für sich sprechen. Doch heute, im Alter von 78 Jahren, öffnet sich Benny Andersson zum ersten Mal wirklich und spricht über die Wahrheit hinter der Fassade, über seine Jugend und darüber, was mit ABBA in der Gegenwart tatsächlich geschieht.

Geboren am 16. Dezember 1946 in Stockholm, schien die Musik Benny Andersson in die Wiege gelegt. Sowohl sein Vater als auch sein Großvater spielten Akkordeon, und mit nur sechs Jahren erhielt Benny sein erstes eigenes Instrument. Diese frühe Begegnung mit schwedischer Volksmusik und Schlager legte den Grundstein für eine lebenslange Leidenschaft. Seine musikalische Neugier wurde bald durch Schallplatten von Legenden wie Elvis Presley geweckt, dessen Klavierklänge das Herz des Jungen tief berührten. Mit zehn Jahren brachte er sich selbst das Klavierspielen bei, eine Fähigkeit, die später den unverkennbaren Sound von ABBA prägen sollte. Die formale Bildung konnte ihn nicht fesseln; mit 15 Jahren verließ er die Schule, um sich voll und ganz der Musik zu widmen.
In den frühen 60er Jahren trat er der Popgruppe Hep Stars bei, die schnell zu einer der bekanntesten Bands Schwedens aufstieg. Hier entwickelte sich Benny nicht nur zum Musiker, sondern auch zum Komponisten und Jugendidol. Der entscheidende Wendepunkt kam im Juni 1966, als er Björn Ulvaeus traf. Ihre Begegnung markierte den Beginn einer der legendärsten Songwriting-Partnerschaften der Musikgeschichte. Ihre Zusammenarbeit wurde durch persönliche Verbindungen noch vertieft: 1969 traf Benny die Sängerin Anni-Frid Lyngstad, während Björn Agnetha Fältskog kennenlernte. Aus diesen beiden Paaren sollte bald die Supergruppe ABBA entstehen.
Die vier arbeiteten immer enger zusammen, unterstützten sich bei ihren Soloprojekten und erkannten bald das außergewöhnliche Potenzial, das in der Kombination der weiblichen Stimmen von Agnetha und Anni-Frid lag. Der erste gemeinsame Auftritt fand im April 1970 eher zufällig am Strand von Zypern vor UN-Soldaten statt. Es war ein spielerischer, improvisierter Moment, der jedoch den Funken für etwas weitaus Größeres zündete. Der Name “ABBA”, gebildet aus den Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen, wurde 1973 offiziell, nachdem eine schwedische Konservenfirma ihre Zustimmung gab.

Der schicksalhafte Durchbruch gelang 1974 beim Eurovision Song Contest. Mit ihrem energiegeladenen Song “Waterloo” eroberten sie nicht nur den Wettbewerb, sondern die Herzen ganz Europas. Der Sieg öffnete die Tür zu weltweitem Ruhm. Hits wie “SOS”, “Mamma Mia” und vor allem “Dancing Queen” folgten und zementierten ihren Status als globale Pop-Ikonen. Tourneen führten sie durch Europa, nach Australien und Nordamerika, wo sie vor ausverkauften Stadien spielten. Ihr Erfolg war schier grenzenlos, ihre Alben brachen Verkaufsrekorde und ihre Musik wurde zum Soundtrack einer ganzen Generation.
Doch hinter dem strahlenden Glanz begannen persönliche Turbulenzen und der immense Druck des Ruhms langsam, aber sicher Risse in das Innere der Gruppe zu graben. Die beiden Ehen, die das Fundament von ABBA bildeten, hielten der Belastung nicht stand. Agnetha und Björn, die 1971 geheiratet und zwei Kinder bekommen hatten, trennten sich 1979 auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs. Für Agnetha war es eine tiefe Wunde, die therapeutische Hilfe erforderte. In dieser schmerzerfüllten Zeit schrieb Björn den Song “The Winner Takes It All”, dessen Zeilen, gesungen von Agnetha, die rohe Emotion der Trennung einfingen. Obwohl sie öffentlich von einer “glücklichen Scheidung” sprachen, gestand Agneta Jahre später: “Es gibt keine wirklich glückliche Scheidung, besonders nicht, wenn Kinder im Spiel sind.”
Die Liebesgeschichte von Benny und Anni-Frid endete ebenfalls tragisch. Sie heirateten 1978, doch nur zwei Jahre später zerbrach auch ihre Ehe. Benny fand schnell neues Glück, während Anni-Frid den Schmerz der Trennung verarbeiten musste. 1982 waren beide Ehen Geschichte, und damit endete auch die glanzvollste Ära von ABBA. Die Aufnahmesitzungen wurden schwerfälliger, die einstige Magie war verflogen. Ihr letzter gemeinsamer öffentlicher Auftritt fand im Dezember 1982 statt und markierte leise, aber endgültig das Ende einer Ära.
Nach der Auflösung gingen die Mitglieder getrennte Wege. Benny und Björn setzten ihre kreative Partnerschaft fort und schufen erfolgreiche Musicals wie “Chess” und das weltweite Phänomen “Mamma Mia!”. Agnetha und Anni-Frid hingegen zogen sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück und sahen sich schweren persönlichen Prüfungen gegenüber. Agnetha kämpfte mit Flugangst, Lampenfieber und dem Schmerz, ihre Kinder auf Tourneen zurücklassen zu müssen. Schicksalsschläge wie der Suizid ihrer Mutter und der Tod ihres Vaters vertieften ihren Rückzug. Sie lebte jahrelang abgeschieden in der schwedischen Provinz, eine geheimnisvolle Figur, die die Öffentlichkeit mied.

Anni-Frids Leben war ebenfalls von Tragödien überschattet. Als Kind einer norwegischen Mutter und eines deutschen Soldaten während des Zweiten Weltkriegs, wuchs sie ohne Vater auf und verlor ihre Mutter in jungen Jahren. Nach ABBA heiratete sie einen deutschen Prinzen, doch das Glück war von kurzer Dauer. 1998 starb ihre Tochter bei einem Autounfall, nur ein Jahr später erlag ihr Ehemann dem Krebs. Anni-Frid fand Trost im Glauben und zog sich ebenfalls aus dem Rampenlicht zurück.
Jahrzehntelang schien eine Wiedervereinigung von ABBA undenkbar, trotz Angeboten in Milliardenhöhe. Doch 2018 geschah das Unmögliche: Die vier Mitglieder fanden sich wieder im Studio zusammen. Das Ergebnis war das Album “Voyage” und ein revolutionäres Hightech-Konzertprojekt in London. Anstelle der echten Mitglieder treten dort lebensechte digitale Avatare auf, die die Band in ihrem Glanz der 70er Jahre wiederauferstehen lassen. Die Show wurde zu einem überwältigenden Erfolg, der Generationen von Fans vereinte.
Am 27. Mai 2025, zur Feier des dreijährigen Jubiläums der “Voyage”-Show, geschah ein weiterer magischer Moment. Benny Andersson, inzwischen 78, und seine frühere Frau Anni-Frid Lyngstad, 79, traten überraschend gemeinsam auf. Das Bild der beiden, die sich vor über vier Jahrzehnten getrennt hatten, wie sie Seite an Seite standen und lächelten, rief tiefe Emotionen hervor. Anni-Frid sprach warmherzig zum Publikum: “Ich liebe euch von ganzem Herzen. Danke, dass ihr all die Jahre an unserer Seite wart.” Ihr gemeinsamer Auftritt war ein stilles Flüstern von Respekt, Zuneigung und einer Verbundenheit, die trotz aller Widrigkeiten die Zeit überdauert hat.
Die Geschichte von ABBA ist mehr als nur die Geschichte einer Popband. Es ist die Geschichte von zwei Liebespaaren, deren Freude und Schmerz in jede Melodie eingewoben sind. Es ist ein Vermächtnis, das zeigt, wie aus zerbrochenen Herzen unsterbliche Kunst entstehen kann. Und auch wenn die Ehen scheiterten, die kreative Partnerschaft zwischen Benny und Björn lebt weiter, und die Musik von ABBA berührt auch heute noch Millionen von Menschen auf der ganzen Welt. Ihre Geschichte ist noch nicht zu Ende geschrieben.