Die Welt des Schlagers und der Volksmusik hält den Atem an. Norbert Rier, das unverwechselbare Gesicht und die charismatische Stimme der Kastelruther Spatzen, der über Jahrzehnte hinweg mit Melodien von Heimat, Liebe und Beständigkeit Millionen von Fans in seinen Bann gezogen hat, steht vor einer seiner schwersten persönlichen Proben. Die Nachricht über einen erlittenen leichten Schlaganfall des 65-jährigen Südtiroler Musikers erschütterte die Fangemeinde wie ein Echo aus den Dolomiten. Doch inmitten dieser düsteren gesundheitlichen Herausforderungen offenbart sich eine tief berührende familiäre Geschichte, die von einem schweren Unglück und einem scheinbar wachsamen „Schutzengel“ spricht – eine Geschichte, die für den kämpferischen Frontmann selbst zu einem emotionalen Wendepunkt und einem unerwarteten Lichtblick wurde.
Die Schock-Diagnose: Schwindel, Sehstörungen und die ernste Wahrheit
Der Schock traf die Familie Rier und die gesamte Musikszene völlig unvermittelt. Norbert Rier, bekannt für seine zupackende, bodenständige Art als Musiker und Haflinger-Züchter, spürte plötzlich alarmierende Symptome. Schwindel, begleitet von Sehstörungen, führten ihn vor einigen Wochen in die Notaufnahme. Es war eine Bauchentscheidung, ein Schritt der Vorsicht, der ihm möglicherweise das Leben gerettet hat.
Die gründlichen medizinischen Untersuchungen brachten die erschreckende Wahrheit ans Licht: Der Sänger hatte einen leichten Schlaganfall, von den Ärzten auch als „Vorstufe zum Schlaganfall“ bezeichnet, erlitten. Glück im Unglück: Die gesundheitliche Attacke verlief glimpflich, und schwere, bleibende Schäden konnten vermieden werden. Rier selbst zeigte sich in ersten Stellungnahmen gefasst, aber auch nachdenklich. „Mir war plötzlich schwindelig und auf meinem linken Auge sah ich nur noch trübe“, schilderte er die dramatischen Momente. Sein rechtzeitiger Gang ins Krankenhaus bewies einmal mehr, wie entscheidend es ist, auf die Warnsignale des eigenen Körpers zu achten – eine Lektion, die der Volksmusik-Star bereits 2017 lernen musste, als er nach einer verschleppten Grippe nur knapp dem Tod entging und eine erste Herzoperation benötigte.
Das medizinische Ultimatum: Herz-OP und Leistenbruch
Doch die ärztliche Untersuchung blieb nicht bei der Diagnose des leichten Schlaganfalls stehen. Es wurden weitere, besorgniserregende Baustellen entdeckt, die das Leben des Künstlers massiv beeinflussen werden. Die vor acht Jahren eingesetzte biologische Herzklappe – damals von einem Schwein stammend – funktioniert nicht mehr adäquat und muss dringend in einem hochkomplexen Eingriff in der Innsbrucker Klinik ersetzt werden. Die Operation ist für Mitte Oktober angesetzt.
„Alles kommt zusammen“, fasst Rier die aktuelle Situation treffend zusammen, denn zur Herz-Operation gesellt sich auch noch die Notwendigkeit, einen Leistenbruch zu beheben. Es ist eine dreifache Belastung, die dem 65-Jährigen eine Zwangspause auferlegt. Die unerschütterliche Kämpfernatur des Sängers tritt jedoch sofort zutage. Obwohl er sich schonen, kürzertreten und auf jegliche Aufregung verzichten muss, plant er, alle Termine bis zu seiner Operation wahrzunehmen.
Sein erklärtes Ziel: Er will unbedingt beim großen, traditionellen „Spatzenfest“ in Kastelruth vom 10. bis 12. Oktober auf der Bühne stehen. Ein emotionaler Abschied auf Zeit von seinen treuen Fans, ein Beweis seiner tiefen Verbundenheit und seiner unglaublichen Willenskraft, bevor er sich voll und ganz auf seine Genesung konzentriert.
Die wundersame Rettung des Sohnes: Ein „sehr aufmerksamer Schutzengel“
Mitten in Riers eigenem Kampf mit seiner Gesundheit erlebte die Familie kurz zuvor eine weitere, zutiefst existenzielle Schrecksekunde. Im Jahr davor, im September, hätte Norbert Rier beinahe seinen Sohn Alexander (39) verloren. Alexander, der selbst als Solokünstler auf der Bühne steht, war in Südtirol in einen schweren Autounfall verwickelt.
„Was genau passiert ist, weiß man nicht. Vielleicht war es eine Art Sekundenschlaf, ein Moment der Unachtsamkeit“, berichtete Norbert Rier damals. Fest stand nur, dass sich Alexanders Auto auf der Straße überschlagen hatte – Totalschaden. Angesichts der Zerstörung des Wagens und der Schwere des Unglücks befürchtete die Familie das Schlimmste. Wie durch ein Wunder überlebte Alexander den Unfall jedoch. Er erlitt eine Gehirnerschütterung und eine hartnäckige Schulterverletzung, die ihn lange zur Schonung zwang, aber im Vergleich zum Zustand des Autos erschienen die Blessuren glimpflich.
Für Norbert Rier war dieser Ausgang mehr als nur Glück im Unglück. Er sah darin eine höhere Fügung. „Das hätte auch anders ausgehen können. Alexander hatte einen sehr aufmerksamen Schutzengel“, erklärte der tiefgläubige Musiker. Dieser Moment der Erleichterung, die unfassbare Dankbarkeit über die Rettung seines Kindes, wirkte auf den Frontmann der Spatzen wie ein emotionaler Anker in den eigenen gesundheitlichen Turbulenzen.
Lichtblick und Hoffnung: Die Rolle des Sohnes Alexander
Die familiären Schicksalsschläge führten auf schmerzhafte Weise zu einer engeren Bindung und zu einer klaren Zukunftsplanung. Da Norbert Rier eine mehrmonatige Pause einlegen muss, wird sein Sohn Alexander ihn bei einigen Herbst-Terminen der Kastelruther Spatzen vertreten. Alexander tritt damit in die großen Fußstapfen seines Vaters – eine Vertretung, die nicht nur für die Fans ein wichtiges Zeichen von Kontinuität ist, sondern auch für Norbert Rier selbst eine enorme Erleichterung darstellt.
Die Gewissheit, dass die Bühne der Spatzen während seiner Genesung nicht verstummen wird und sein Sohn die musikalische Flamme weiterträgt, ist für den Sänger ein entscheidender mentaler Lichtblick. „Es tut mir sehr leid, dass ich hier zeitweise ausfalle, aber ich weiß, dass meine Fans Verständnis dafür haben werden. Die Gesundheit geht nun mal bei jedem Menschen vor“, betonte er und richtete den Blick entschlossen nach vorne.
Der Blick in die Zukunft: Voller Energie eines „kräftigen Wildschweins“
Norbert Rier ist sich bewusst, dass er nach dem Schlaganfall und den anstehenden Operationen gezwungen ist, seinen Alltag und seine Auftritte künftig mit mehr Rücksichtnahme zu gestalten. „Ich muss auf mich achten und kürzertreten. Dann wird es schon gehen“, lautet sein pragmatisches Credo. Auch wenn er zugibt, dass er dazu neige, „über seine Kräfte zu gehen“ und noch lernen müsse, „Stress abzubauen“.
Doch der Volksmusik-Star ist nicht der Typ Mensch, der sich geschlagen gibt. Er blickt optimistisch in die Zukunft und verspricht seinen Fans ein fulminantes Comeback: „Ich hoffe, dass ich danach die Energie von einem kräftigen Wildschwein habe. Denn ich möchte nächstes Jahr wieder voll durchstarten.“ Spätestens im Februar des kommenden Jahres plant er, wieder in voller Stärke mit den Kastelruther Spatzen auf der Bühne zu stehen.
Die Geschichte von Norbert Rier ist in diesen Wochen mehr als nur eine Meldung aus der Welt der Volksmusik. Sie ist eine tief menschliche Erzählung von Widerstandsfähigkeit, von der Zerbrechlichkeit des Lebens und der unglaublichen Kraft der Familie. Der eigene leichte Schlaganfall und die schwere Prüfung, die sein Sohn nur kurz zuvor überstanden hat, haben Rier die Perspektive neu justiert. Sie zeigen, dass selbst die größten Stars im Angesicht des Schicksals nur Menschen sind – Menschen, die kämpfen, hoffen und die unerschütterliche Gewissheit schätzen, dass irgendwo über ihnen ein Schutzengel wacht.