Es sollte ein Abend voller Glanz, Glamour und digitaler Erfolge werden. Doch bei den YouTube Awards 2025 in Berlin war das Gesprächsthema Nummer eins nicht etwa die Gewinner der goldenen Play-Buttons, sondern ein Konflikt, der die deutsche Musikszene gerade in zwei Lager spaltet. Mittendrin: Der sonst so charmante „The Voice“-Coach Nico Santos und die Weltstars von Tokio Hotel. Was als viraler Scherz begann, ist bitterer Ernst geworden.
Es sind Szenen, die man im deutschen Showgeschäft selten so offen sieht. Normalerweise lächeln Profis wie Nico Santos (32) Probleme einfach weg. Doch auf dem roten Teppich der YouTube Awards war dem Hitmacher („Rooftop“) das Lachen vergangen. Mit ernster Miene stellte er sich den Fragen der Reporter und ließ eine Bombe platzen, die direkt in Richtung der Kaulitz-Zwillinge zielte.

Der Auslöser: Ein TikTok-Video und hämisches Gelächter
Um den Ärger zu verstehen, muss man ein paar Tage zurückblicken. Bill (36) und Tom Kaulitz (36) waren zusammen mit ihren Bandkollegen Gustav Schäfer und Georg Listing zu Gast beim Radiosender Bayern 3. In einem eigentlich harmlosen TikTok-Format sollten die Musiker blind zehn deutsche Künstler ranken. Die Krux: Man weiß nie, wer als Nächstes kommt, muss den Platz aber sofort vergeben.
Nachdem Nina Chuba den ersten Platz ergattert hatte und Michael Schulte („Wir kennen ihn kaum“) auf den zehnten und letzten Platz verbannt wurde, erschien das Gesicht von Nico Santos auf dem Bildschirm. Was dann folgte, war der Moment, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Bill Kaulitz, bekannt für seine spitze Zunge, kommentierte süffisant: „Oh, Nico Santos – da war die Zehn leider schon vergeben.“ Ein Satz, der saß. Doch damit nicht genug. Er fügte hinzu: „Aber: Sechs!“, während die gesamte Band in schallendes Gelächter ausbrach. Es wirkte nicht wie ein freundschaftliches Necken unter Kollegen, sondern wie ein Insider-Witz auf Kosten eines Außenstehenden.
Nico Santos schlägt zurück: „Das ist kein Spaß“
Der Clip ging viral und sammelte innerhalb kürzester Zeit über 700.000 Aufrufe. Die Fans in den Kommentaren spürten sofort die seltsamen Vibes. „Warum so unfreundlich?“, fragten viele. Und Nico Santos? Der sah das Video auch – und entschied sich für die Flucht nach vorn.
Direkt unter dem Video postete er einen Kommentar, der einschlug wie eine Bombe: „Das ist kein Spaß. Die mögen mich nicht. Sie haben aber nicht den Mut, zu sagen, warum.“
Dieser Satz hallte bis zum roten Teppich in Berlin nach. Auf die Situation angesprochen, wirkte Santos bei den YouTube Awards nicht wütend, sondern eher enttäuscht und ratlos. „Es ist ein einseitiger Beef gewesen“, erklärte er gegenüber RTL. Er betonte vehement seine Unschuld an der Situation: „Ich habe damit nichts zu tun. Es liegt nicht an mir.“

Feigheit vor dem Feind?
Der schwerwiegendste Vorwurf, den Santos erhebt, ist der der Feigheit. Dass Künstler sich nicht mögen, ist im Showbusiness normal. Dass man aber öffentlich Sticheleien verteilt, ohne den Grund zu nennen, scheint den Sänger massiv zu stören. „Sie haben nicht den Mut“, wiederholte er sinngemäß auch in Berlin.
Es ist ein faszinierendes Psychoduell: Auf der einen Seite Nico Santos, der Sunnyboy, der Jedermanns Liebling ist, Songs für halb Deutschland schreibt und als Coach im TV Sympathien sammelt. Auf der anderen Seite Tokio Hotel, die Ex-Teenie-Idole, die sich mit ihrem Podcast „Kaulitz Hills – Senf aus Hollywood“ als lästerfreudige Divas neu erfunden haben. Ihr Markenzeichen ist es, kein Blatt vor den Mund zu nehmen – doch in diesem Fall schweigen sie zum „Warum“.
Was steckt wirklich dahinter?
Die Gerüchteküche brodelt. Gab es eine abgelehnte Zusammenarbeit? Neid auf Chartplatzierungen? Oder ist es einfach eine persönliche Antipathie, die sich über Jahre angestaut hat? Dass Michael Schulte auf Platz 10 landete, weil die Band ihn angeblich nicht kannte, war schon ein kleiner Affront. Aber die Reaktion auf Santos wirkte persönlicher, gezielter.
Bei den Awards in Berlin kam es übrigens nicht zum großen Showdown. Zwar waren beide Parteien vor Ort, doch eine Aussprache gab es nicht. „Vielleicht sieht man sich irgendwann mal“, kommentierte Santos trocken und schloss das Thema für den Abend ab. Es klang nicht wie eine Friedensangebot, sondern eher wie eine Warnung.

Fazit: Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen
Dieser „Beef“ ist anders als die üblichen Rap-Streitigkeiten. Er findet auf dem Parkett des Mainstream-Pop statt, ausgetragen mit passiv-aggressiven Emojis und Interviews auf roten Teppichen. Fans warten nun gespannt auf die nächste Folge des Kaulitz-Podcasts. Wer Bill und Tom kennt, weiß: Sie lassen sich das letzte Wort selten nehmen.
Bis dahin bleibt Nico Santos der moralische Sieger, der zumindest eines bewiesen hat: Er lässt sich nicht zur Zielscheibe machen, ohne den Mund aufzumachen. Ob Tokio Hotel den „Mut“ finden, den wahren Grund für ihre Abneigung zu nennen, bleibt abzuwarten. Popcorn bereitstellen – das Drama geht in die nächste Runde!