TV-Desaster statt Triumphzug: Stefan Raabs RTL-Comeback stürzt auf historisches Quoten-Tief – Sender hält dennoch treu

Es sollte das glorreiche Comeback des Jahres werden, doch es entwickelt sich zunehmend zum Albtraum für die Macher in Köln-Deutz. Stefan Raab, einst der unantastbare “König Lustig” des deutschen Fernsehens, kämpft auf seiner neuen Heimatbühne RTL mit einem dramatischen Zuschauerschwund. Die jüngsten Zahlen der AGF-Videoforschung zeichnen ein düsteres Bild: Die Euphorie ist verflogen, und die Realität ist eine bittere Pille für den Sender, der Millionen in den Entertainer investiert hat.

Das Versprechen war groß: Stefan Raab sollte RTL zurück an die Spitze der Unterhaltung katapultieren. Doch die Realität am Mittwochabend sah anders aus. Die aktuelle Ausgabe seiner Show entpuppte sich als massive Enttäuschung und unterbot selbst die pessimistischsten Erwartungen.

Der freie Fall der Quoten

Die nackten Zahlen sind alarmierend. Laut offizieller Messung schalteten lediglich rund 670.000 Zuschauer ein, um Raabs neueste Späße zu verfolgen. Für ein Primetime-Format auf einem der größten Privatsender Deutschlands ist dies ein Wert, der in den Chefetagen für Schweißausbrüche sorgen dürfte.

Besonders schmerzhaft ist der Blick auf die Zielgruppen, die für die Werbeindustrie Gold wert sind. In der klassischen “werberelevanten” Gruppe der 14- bis 49-Jährigen dümpelte der Marktanteil bei mageren 6,8 Prozent. Erweitert man den Blick auf die 14- bis 59-Jährigen, sieht es sogar noch düsterer aus: Hier stürzte die Quote auf katastrophale 4,9 Prozent ab. Von den einstigen Traumwerten, die Raab bei ProSieben regelmäßig einfuhr, ist RTL aktuell meilenweit entfernt.

Die Demütigung durch “The Core”

Um die Dimension dieses Misserfolgs zu begreifen, lohnt sich ein Blick auf die Konkurrenz – und die kam nicht etwa von einem Blockbuster-Neustart oder einem großen Sportevent, sondern aus dem Archiv von Kabel 1. Parallel zu Raabs aufwendig produzierter Show sendete der Konkurrent den 23 Jahre alten Science-Fiction-Film “The Core – Der innere Kern”.

Das Ergebnis gleicht einer TV-Sensation: Der alte Hollywood-Streifen lockte rund 800.000 Zuschauer vor die Bildschirme und erzielte bei den 14- bis 49-Jährigen einen Marktanteil von 6,5 Prozent. Dass ein angestaubter Katastrophenfilm mehr Menschen begeistert als das teure Prestige-Objekt von RTL, ist eine schallende Ohrfeige für das Programm-Management. Der Vergleich zeigt gnadenlos: Die Marke Raab zieht im linearen Fernsehen aktuell nicht mehr die Massen.

Prominente Gäste können das Ruder nicht herumreißen

Dabei hatte man in der Redaktion offenbar versucht, mit bekannten Gesichtern gegenzusteuern. Auf der Couch nahmen Schauspielerin Derya Akyol und Reality-TV-Größe Evelyn Burdecki Platz. Burdecki, sonst ein Garant für Unterhaltung und Schlagzeilen, und die charismatische Akyol konnten den Negativtrend jedoch nicht stoppen.

Es scheint, als sei das Konzept der Show selbst das Problem. Die Chemie zündet nicht, der Funke springt nicht auf das Publikum über. Selbst namhafte Gäste wirken in einem Format, das vom Publikum abgelehnt wird, wie verloren. Der “Raab-Effekt”, der früher selbst langweilige Sendungen zu Events machte, scheint verpufft zu sein.

Ein Sorgenkind mit Domino-Effekt

Das Problem für RTL beschränkt sich nicht nur auf die Sendezeit von Raab selbst. Im Fernsehen ist das sogenannte “Lead-In” entscheidend: Eine starke Sendung vererbt ihre Zuschauer an das nachfolgende Programm. Da Raab jedoch schwächelt, leiden auch die Formate danach.

So konnte auch “Stern TV” am späteren Abend nicht wie gewohnt punkten. Das schwache Zuschauerinteresse setzte sich fort und zog den gesamten Abend des Senders nach unten. Stefan Raabs Show wird damit vom erhofften Zugpferd zum Bremsklotz für den gesamten Senderabend.

RTLs Durchhalteparolen: Treue trotz Talfahrt

Trotz dieser vernichtenden Bilanz gibt sich RTL nach außen hin kämpferisch. Der Titel der aktuellen Berichterstattung, “RTL steht trotz Quoten-Krise weiter zu Raab”, deutet darauf hin, dass man in Köln (noch) nicht bereit ist, die Reißleine zu ziehen. Der 5-Jahres-Vertrag und die massive mediale Inszenierung des Wechsels machen einen schnellen Rückzieher politisch fast unmöglich.

Dennoch: Die Geduld der TV-Branche ist legendär kurz. Fernsehen ist ein Geschäft, und am Ende zählen die Zahlen. Ob RTL und die Produktionsfirma Raab TV langfristig an dem aktuellen Format festhalten können, ohne gravierende Änderungen vorzunehmen, ist fraglich. Brancheninsider spekulieren bereits über notwendige “Nachjustierungen” am Konzept.

Fazit: Der Mythos bröckelt

Das Comeback von Stefan Raab zeigt schmerzhaft, dass sich die Zeiten geändert haben. Was vor zehn Jahren funktionierte, lockt heute niemanden mehr automatisch hinter dem Ofen hervor. Die Konkurrenz durch Streamingdienste und die veränderten Sehgewohnheiten machen es auch Legenden schwer.

Für Stefan Raab, der seine Karriere stets auf Erfolg und Siegeswillen aufgebaut hat, ist dies eine neue, ungewohnte Situation. Er ist nicht mehr der unangefochtene Platzhirsch, sondern ein “Sorgenkind”, das sich neu beweisen muss. Es bleibt abzuwarten, ob er die Kurve kriegt – oder ob sein Ausflug zu RTL als eines der teuersten Missverständnisse in die deutsche TV-Geschichte eingeht.

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