Es gibt Namen, die wie ein Versprechen klingen. Ein Versprechen für eine heile Welt, für unbeschwerte Zeiten, für ein Lächeln, das niemals zu verblassen scheint. Uschi Glas ist ein solcher Name. Seit über fünf Jahrzehnten ist sie das “Schätzchen der Nation”, die ewig junge, charmante Ikone des deutschen Films. Ihr Gesicht prägte Generationen, von den frechen Komödien der 60er- und 70er-Jahre bis hin zu ihren unzähligen Paraderollen im Fernsehen. Sie ist ein Symbol für Anmut, Stärke und eine fast übermenschliche Disziplin. Doch hinter dieser makellosen Fassade, die Millionen Menschen bewunderten, verbirgt sich eine Geschichte von tiefem Schmerz, von öffentlichen Skandalen, die sie fast zerbrachen, und von einem stillen Kampf, den sie fernab der Kameras austragen musste.
Die Wahrheit über Uschi Glas ist weitaus komplexer und ergreifender als jede Rolle, die sie je gespielt hat. Es ist die Geschichte einer Frau, die die höchsten Gipfel des Ruhms erklomm, während ihre private Welt in Trümmern lag.

Der goldene Käfig des Ruhms und die erste große Zäsur
Als Uschi Glas 1968 mit “Zur Sache, Schätzchen” über Nacht zum Star wurde, begann ein Leben im Scheinwerferlicht, das ihr alles abverlangte. Sie wurde zur Projektionsfläche für die Wünsche einer ganzen Nation. Doch der Ruhm hat seinen Preis. Ihre erste Ehe mit dem Produzenten Bernd Tewaag (im Video fälschlicherweise als “Berntwark” bezeichnet) war von außen betrachtet ein Traumpaar der Branche. Kreativ, erfolgreich, glamourös. Doch hinter den Kulissen sah die Realität anders aus. Die Beziehung, die einst voller Leidenschaft begann, erodierte unter der Last des Ruhms, unterschiedlicher Erwartungen und dem unaufhörlichen Druck der Medien.
“Ich habe lange geglaubt, dass Liebe alles übersteht”, gestand sie Jahre später in einem seltenen Moment der Offenheit, “aber Liebe ohne Frieden wird zur Last.” Die Ehe zerbrach, und zwar nicht leise, sondern mit einem lauten, medialen Echo. Für Uschi Glas war es mehr als nur eine Trennung; es war der “Zerfall ihrer Ehe”, ein emotionales Trümmerfeld, das sie erschöpft und desillusioniert zurückließ.
Der tiefste Schmerz einer Mutter: Der Fall des Ben Tewaag
Doch der Schmerz der gescheiterten Ehe sollte nicht ihre größte Prüfung bleiben. Nichts konnte sie auf das vorbereiten, was durch ihren Sohn Ben Tewaag auf sie zukam. Während Uschi Glas versuchte, ihre Karriere und ihr Leben neu zu ordnen, geriet Ben in eine Abwärtsspirale, die öffentlich und brutal war. Schlagzeilen über “Drogen, Gewalt und Skandale” dominierten die Presse. Für die Öffentlichkeit war es ein gefundenes Fressen: Der Sohn der Saubermann-Ikone als Inbegriff des rebellischen, gefallenen Kindes.
Für Uschi Glas war es die Hölle. Sie fühlte sich ohnmächtig. Die Frau, die auf der Leinwand jede Situation meisterte, konnte ihrem eigenen Kind nicht helfen. In einem herzzerreißenden Geständnis offenbarte sie die Tiefe ihrer Verzweiflung: “Es gibt kein tieferes Leid, als zu sehen, wie dein Kind kämpft und du kannst nichts tun.” Während die Öffentlichkeit urteilte, lag sie nachts wach, betend, dass ihr Sohn den Weg zurückfinden möge. Ihr späterer Ehemann, Dieter Hermann, beschrieb diese Phase mit ernsten Worten: “Ich habe sie gesehen, wie sie still wurde. Nicht aus Kälte, sondern aus Schmerz. […] Wenn sie von Ben sprach, konnte ich die Tränen in ihren Augen sehen.” Sie hat ihre Wunden nie zur Schau getragen, sondern versuchte, sie in Stärke zu verwandeln.

Die Nacht, die alles veränderte
Nach der Trennung von Tewaag und inmitten der Sorgen um ihren Sohn erreichte Uschi Glas einen emotionalen Nullpunkt. Sie war die bewunderte Schauspielerin, doch privat fühlte sie sich “leer, erschöpft und unverstanden”. Es gab einen Moment, eine stille Nacht, die sie als ihren persönlichen Wendepunkt beschreibt. “Ich saß eines Abends allein im Wohnzimmer”, erzählte sie, “kein Applaus, keine Kinder, kein Partner. Nur ich und meine Gedanken. Ich sah alte Fotos und ich erkannte, dass ich mich selbst verloren hatte.”
In dieser Nacht der totalen Stille fasste sie einen Entschluss. Sie wollte nicht länger das Opfer sein, nicht länger die Erwartungen anderer erfüllen. Am nächsten Tag rief sie ihre Agentin an und lehnte Drehbücher ab. Ihre Ansage war klar: “Ich will keine Rollen mehr spielen, in denen Frauen alt, bitter oder vergessen sind. Ich will Frauen spielen, die leben.” Es war eine Befreiung. Sie begann, sich neu zu erfinden, nicht als das “Schätzchen”, sondern als eine Frau mit Tiefe, mit Narben, aber auch mit einem unbändigen Willen.
Das späte Glück: Die Ankunft des “Fels in der Brandung”
In dieser Phase der Neuorientierung trat ein Mann in ihr Leben, der das genaue Gegenteil ihres bisherigen, turbulenten Alltags war: der Unternehmer Dieter Hermann. Er kam leise, ohne Aufsehen, ohne Bezug zur Filmwelt. Es war keine Liebe auf den ersten Blick, sondern ein langsames, zartes Wachsen von Vertrauen. “Er sah mich nicht als Star, sondern als Mensch”, beschrieb sie diese entscheidende Begegnung.
Dieter Hermann wurde zu dem, was sie am meisten brauchte: ihr Halt, ihr Frieden, ihr “Zuhause”. Er gab ihr nicht das Glück zurück, wie sie selbst sagt, aber “er hat mich daran erinnert, dass ich es kann.” Sie heirateten 2005, ein Neuanfang ohne roten Teppich, aber mit einer tiefen, ehrlichen Verbindung. Er ist der Mann, der sie erdet, der sie auffängt und der ihr den Raum gibt, einfach nur “Uschi” zu sein, nicht die Ikone. “Dieter ist mein Fels”, sagt sie heute über ihn. Ihre Liebe ist kein Feuerwerk, sondern “das Licht, das bleibt, wenn das Feuerwerk vorbei ist.”

Vom seelischen Hunger zur Mission: Das Vermächtnis “Brotzeit e.V.”
Uschi Glas’ Transformation wäre unvollständig ohne ihr soziales Engagement. Aus ihrem eigenen Erleben von “seelischem Hunger”, dem Gefühl des Mangels und der Einsamkeit, entwickelte sie eine tiefe Empathie für die Schwächsten. Sie gründete die Stiftung “Brotzeit e.V.”, ein Projekt, das Tausenden von Kindern aus armen Familien ein kostenloses Frühstück ermöglicht.
Sie sagt, sie wisse, was es bedeutet, wenn man als Kind spürt, dass man weniger hat als andere. Diese Arbeit ist ihr wahres Vermächtnis geworden, wichtiger als jeder Filmpreis. Als sie dafür das Bundesverdienstkreuz erhielt, war sie zutiefst gerührt: “Ich habe viele Preise bekommen, aber dieser bedeutet mir am meisten, weil er für das Herz steht, nicht für den Applaus.” Sie hat ihren eigenen Schmerz in eine Mission verwandelt, die weit über ihr eigenes Leben hinausgeht.
Eine Frau, die ihren Frieden fand
Heute, mit über 80 Jahren, blickt Uschi Glas auf ein Leben zurück, das einem Filmepos gleicht. Sie spricht offen über das Älterwerden, über Gelenkschmerzen und Momente der Erschöpfung. Doch sie hat gelernt, loszulassen – den Anspruch auf Perfektion, den Schmerz der Vergangenheit, die Angst vor dem Urteil anderer.
Ihr materieller Reichtum, geschätzt auf 10 bis 12 Millionen Euro, ist für sie zweitrangig. Sie lebt bescheiden, investiert in ihre Stiftung und definiert Luxus durch Frieden. “Reichtum”, sagt sie leise, “ist nicht das, was du hast, sondern was du teilen kannst.”
Uschi Glas ist der lebende Beweis dafür, dass Stärke nicht in der Abwesenheit von Schmerz liegt, sondern in der Fähigkeit, ihn zu durchleben und daran zu wachsen. Sie ist nicht mehr das unbeschwerte “Schätzchen” von damals. Sie ist eine Kämpferin, eine Mutter, die um ihren Sohn gerungen hat, eine Frau, die die Liebe neu fand, und eine Philanthropin, die etwas zurückgibt.
Wenn sie heute in den Spiegel blickt, sieht sie keine Legende, sondern eine Frau, die angekommen ist. Oder, wie sie es selbst am treffendsten formuliert: “Ich habe viele Rollen gespielt: Mutter, Ehefrau, Star. Aber die schönste Rolle meines Lebens ist, endlich ich selbst zu sein.”