Die Schatten über der legendären Turner-Familie werden länger. Nur etwas mehr als ein Jahr nach dem Tod der „Queen of Rock ’n’ Roll“, Tina Turner, wird die Musikwelt von einer weiteren tragischen Nachricht erschüttert: Ike Turner Jr., der Adoptivsohn der verstorbenen Ikone, ist im Alter von 67 Jahren verstorben. Er starb am Samstag, den 4. Oktober, in einem Krankenhaus in Los Angeles. Die Todesursache, ein Nierenversagen, ist nur das tragische Finale einer langen Kette von gesundheitlichen Rückschlägen und einem Leben, das von familiärem Ruhm, Schmerz und dem Kampf im Schatten seiner berühmten Eltern geprägt war.
Die Bestätigung des Ablebens des Musikers und Tontechnikers kam durch Tina Turners Nichte, Jacqueline Bullock, die „TMZ“ informierte. Bullock beschrieb, dass Ike Jr. schon seit Jahren mit ernsten gesundheitlichen Problemen, insbesondere Herzleiden, zu kämpfen hatte. Im vergangenen Monat erlitt er zudem einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Diese Enthüllungen zeigen das stille Leiden eines Mannes, dessen Leben, obwohl er im Epizentrum des Rock ‘n’ Roll aufwuchs, größtenteils abseits der großen Bühne stattfand.
Ein Leben im Schatten der Legenden
Ike Turner Jr. wurde 1958 als Sohn von Ike Turner Sr. und Lorraine Taylor geboren. Schon früh wurde er jedoch Teil des turbulenten und weltberühmten Lebens von Ike und Anna Mae Bullock, die später als Tina Turner Musikgeschichte schreiben sollte. Tina Turner adoptierte Ike Jr. zusammen mit seinem Bruder Michael, nachdem sie 1962 Ike Turner Sr. geheiratet hatte. Er war also, wie er 2018 in einem Interview mit der „Daily Mail“ betonte, das Kind, das sie von seinem zweiten Lebensjahr an aufgezogen hatte und die einzige Mutter, die er kannte.
Dieses Aufwachsen war allerdings alles andere als gewöhnlich oder idyllisch. Die Kinder erlebten die Höhen des musikalischen Erfolgs und gleichzeitig die extremen Tiefen der familiären Spannungen, die von Gewalt, Missbrauch und Drogen geprägt waren. Ike Turner Sr. war nicht nur ein genialer Musiker, sondern auch ein gewalttätiger Ehemann und Vater, der jahrelang schwer kokainabhängig war. Ike Jr. selbst berichtete von den Gewalterfahrungen und wie sein Vater ihn aus der Schule nahm, um ihn in seinem legendären Bolic Sound Studio arbeiten zu lassen. Dort lernte Ike Jr. das Handwerk des Tontechnikers und Musikers. Im Jahr 2007 erhielt er, zusammen mit seinem Vater, einen Grammy für das Blues-Album Risin’ With The Blues – ein bittersüßer Höhepunkt, da sein Vater zehn Monate später an einer Kokain-Überdosis starb.
Zerrüttete Beziehungen und die Bürde des Ruhms
Trotz der Adoption und der gemeinsamen frühen Jahre war Ike Turner Jr.s Beziehung zu Tina Turner in den späteren Jahren von Distanz geprägt. In dem bereits erwähnten Interview erklärte er, er habe seit über einem Jahrzehnt keinen Kontakt mehr zu seiner Adoptivmutter gehabt, die sich in die Schweiz zurückgezogen hatte. Diese Kluft zwischen Mutter und Sohn warf ein Schlaglicht auf die tiefen Wunden, die die turbulente Vergangenheit in der Familie hinterlassen hatte. Ike Jr. stand bis zu seinem Tod im Schatten seiner übermächtigen Eltern, was seine eigene musikalische Karriere zwar beeinflusste, ihn aber nie in das Rampenlicht drängte, das seine Mutter so dominant beherrschte.
Sein Tod markiert den vierten schweren Verlust, den die Turner-Familie innerhalb von nur sechs Jahren erleiden musste. Eine schmerzliche Reihe von Tragödien, die kaum zu fassen ist:
Craig Raymond Turner:
- Tinas ältester Sohn, aus einer früheren Beziehung mit Raymond Hill, nahm sich 2018 im Alter von 59 Jahren das Leben.
Ronnie Turner:
- Der einzige leibliche Sohn von Tina und Ike Turner Sr., starb 2022 mit 62 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung.
Tina Turner:
- Die Rock-Queen selbst verstarb im Mai 2023 im Alter von 83 Jahren nach langer Krankheit, die von Schlaganfällen, Nierenversagen und Krebs gezeichnet war.
Ike Turner Jr.:
- Nun folgt der Adoptivsohn im Oktober 2025 im Alter von 67 Jahren nach Herzproblemen, einem Schlaganfall und Nierenversagen.
Diese Anhäufung von Schicksalsschlägen, von Suizid über Krebs bis hin zu den Langzeitfolgen von Herz- und Nierenerkrankungen, zeichnet ein erschütterndes Bild der Verwundbarkeit, die selbst vor den mächtigsten musikalischen Dynastien nicht Halt macht. Das Leben von Ike Turner Jr., das nun viel zu früh endete, reiht sich in diese düstere Kette ein. Er war ein stiller Träger des Turner-Erbes, der das Handwerk der Musik zwar beherrschte und dafür ausgezeichnet wurde, aber die Last einer zerrütteten Familiengeschichte bis zum Ende mit sich trug.
Ein Vermächtnis des Überlebens und der Musik
Trotz der familiären Komplikationen und der Gewalt, die er erlebte, blieb Ike Jr. der Musik treu. Seine Cousine Jacqueline Bullock erinnerte daran, dass er stets kreativ und voller Energie war. Nachdem seine berühmte Mutter ihm das Schlagzeugspielen verbot, wandte er sich dem Keyboard zu – ein prägender Moment für seine musikalische Ausrichtung. Er war kein Weltstar wie Tina, aber ein anerkannter Musiker und Produzent, der im Hintergrund die Fäden zog und so zum Vermächtnis seines Vaters beitrug.
Sein Tod durch Nierenversagen ist ein stilles, aber schmerzliches Ende eines Lebens, das oft unter dem Radar der Öffentlichkeit stattfand. Es ist ein weiteres trauriges Kapitel in der Chronik der Turner-Familie, die gezeigt hat, dass selbst globaler Ruhm keinen Schutz vor tiefgreifendem Schmerz und wiederkehrenden Tragödien bietet. Die Musikwelt trauert um Ike Turner Jr. und erinnert sich an einen talentierten Musiker, der einen Großteil seines Lebens in den Schatten einer der größten und kompliziertesten Geschichten des Rock ‘n’ Roll verbrachte. Sein Vermächtnis lebt weiter, eingebettet in die komplexen Harmonien und Dissonanzen des Turner-Clans.