Alexander Zverev im Sturm der Gefühle: Das versteckte Leiden, die Millionärs-Last und die eine Frau, die er als „Liebe seines Lebens“ bezeichnet
In der gleißenden Welt des Profitennis, wo jeder Aufschlag, jeder Punkt und jede emotionale Regung unter einem globalen Brennglas steht, gibt es nur wenige Athleten, deren Geschichte so fesselnd, widersprüchlich und zutiefst menschlich ist wie die von Alexander „Sascha“ Zverev. Er ist der Titan der ATP Tour, die Nummer 2 der Welt, ein Mann, dessen explosiver Aufschlag und unerbittliches Grundlinienspiel ihn neben Legenden wie Djokovic und Nadal in die Annalen des Sports katapultiert haben. Doch hinter dem Glanz der olympischen Goldmedaille und der Millionen-Dollar-Deals verbirgt sich eine komplexe Geschichte von tiefem Schmerz, öffentlicher Kontroverse und einem stillen Kampf, der ihn beinahe zerbrochen hätte. Mit 28 Jahren, an einem emotionalen Wendepunkt seiner Karriere, öffnet Zverev nun sein Herz und erklärt, dass er endlich gefunden hat, wonach er inmitten des Chaos suchte: die Liebe seines Lebens.
Der Name Alexander Zverev steht für puren Erfolg. Geboren 1997 in Hamburg, in eine Familie ehemaliger sowjetischer Profispieler, war sein Schicksal auf dem Court vorgezeichnet. Seine größten Triumphe, darunter die historische olympische Goldmedaille im Herreneinzel 2020 in Tokio und zwei Titel bei den ATP Finals, festigten seinen Ruf als einer der größten deutschen Tennisspieler aller Zeiten. Seine Erscheinung ist die eines unbezwingbaren Kriegers: 1,98 Meter groß, mit Aufschlägen, die regelmäßig die 200-km/h-Marke sprengen. Er verkörpert die Stärke, die der Sport verlangt. Doch die wahre Tragödie – und die wahre Stärke – Zverevs liegt nicht in seinen Siegen, sondern in den Kämpfen, die die Öffentlichkeit lange Zeit nicht sehen durfte.
Der versteckte Feind: 18 Jahre Stille gegen die Angst vor Schwäche
Sein größter, längster und stillster Kampf begann, als er gerade vier Jahre alt war: die Diagnose Typ-1-Diabetes. Diese Autoimmunerkrankung, die ständiges Management, Blutzuckerkontrolle und Insulinspritzen erfordert, ist unter normalen Umständen eine immense Belastung. Für einen Spitzensportler, der in der Hitze eines Fünf-Satz-Matches Höchstleistungen erbringen muss, ist sie ein unerbittlicher, lebenslanger Gegner.
Zverev, der von klein auf mit dem Leistungsdruck einer Tennisfamilie konfrontiert war, hielt seine Krankheit fast zwei Jahrzehnte lang geheim. In einem seltenen Moment der Verletzlichkeit im Jahr 2022 offenbarte er das Motiv für diese tiefe Stille: Er wollte nicht als schwach gelten. „Ich wollte nicht, dass die Leute mich für schwach halten“, sagte er mit einer ruhigen, aber tief resonierenden Stimme, die die Last einer lange gehegten Wahrheit trug.
Dieses Geständnis war mehr als eine Schlagzeile; es war der Schlüssel zum Verständnis der mentalen Belastung, die seine Siege so viel bedeutsamer machte. Die Notwendigkeit, seinen Zustand selbst während eines Satzwechsels überwachen und sich Insulinspritzen verabreichen zu müssen, während Millionen zuschauen, ist ein Akt der psychischen und physischen Akrobatik. Sein Vater, Alexander Zverev Senior, gewährte einen herzzerreißenden Einblick in diesen stillen Schmerz, als er in einem Interview zugab, seinen Sohn weinen gesehen zu haben – nicht wegen einer sportlichen Niederlage, sondern wegen der erschöpfenden Last des ständigen Managements und des Erwartungsdrucks.
Ein bemerkenswerter Vorfall bei Roland Garros 2022, bei dem die Organisatoren zunächst Einwände gegen seine Behandlung auf dem Platz erhoben, verdeutlichte die Ignoranz, mit der er kämpfte. Seine Offenheit führte jedoch zu Regeländerungen und schuf einen Präzedenzfall für Sportler mit chronischen Erkrankungen. Zverev wandelte seine private Qual in eine öffentliche Mission, indem er 2022 die Alexander Zverev Foundation gründete, um Kinder mit Diabetes zu unterstützen und ihnen zu zeigen: „Ich möchte, dass Kinder mit Diabetes wissen, dass sie alles erreichen können.“
Die Höllenqual von Paris: Der Tag, an dem Sascha dachte, seine Karriere sei vorbei
Die Diabetes-Last war nur ein Teil des Leidens. Der körperliche Tribut seiner Karriere kulminierte in einem Moment, der sich für immer in das kollektive Gedächtnis des Tennissports eingebrannt hat. Im Halbfinale der French Open 2022 gegen Rafael Nadal, einem Match, das sich zu einem epischen Duell entwickelte, schlug das Unglück gnadenlos zu. Beim Jagen eines Balls verstauchte sich Zverev den Knöchel. Der dreifache Bänderriss zwang ihn, das Turnier unter unerträglichen Schmerzen aufzugeben und vom Platz geschoben zu werden.
Sein Traum vom Grand-Slam-Titel, die höchste Sprosse, die ihm noch fehlt, war schlagartig geplatzt. Doch die körperlichen Schmerzen wurden von der psychischen Belastung bei Weitem übertroffen. „Ich dachte, meine Karriere wäre vorbei“, gestand er später, und seine Augen verrieten die Angst, die ihn einst gepackt hatte. Monatelange Physiotherapie und eine Operation folgten, eine Phase des Zweifels und der Verzweiflung, in der er mit der Angst konfrontiert wurde, seine Höchstform nie wieder zu erreichen.
Sein Vater miterlebte diesen Schmerz hautnah. Er beschrieb diese Monate als die schwierigsten für die Familie: „Sascha frustriert, wütend und manchmal saß er einfach nur da, starrte ins Leere, während ihm die Tränen übers Gesicht liefen.“ Die Tränen, die sein Vater sah, waren nicht nur Tränen der Niederlage, sondern Tränen der existenziellen Angst, des Verlusts und der Isolation, die oft mit der Last der Größe einhergeht. Dieses Trauma formte seine Widerstandsfähigkeit neu und bewies, dass Zverev nicht nur ein Tennisspieler, sondern ein Mensch ist, der in seinen inneren Kämpfen brillierte. Er musste die Isolation überwinden, die oft mit dem Streben nach Größe einhergeht, und gestand, dass er sogar eine Therapie in Erwägung zog, um mit dem enormen psychischen Druck seiner Karriere fertig zu werden. Die Erholungsphase war ein erbitterter Kampf zurück an die Spitze, der ihm die Verletzlichkeit und die Zerbrechlichkeit der menschlichen Maschine vor Augen führte.
Der Anker im Sturm: Die Frau, die er die Liebe seines Lebens nennt
Mitten in diesen Kämpfen, zwischen chronischer Krankheit, Genesung von einer Karriere bedrohenden Verletzung und der Notwendigkeit, auf höchstem Niveau zu konkurrieren, stand Zverevs kompliziertes Liebesleben. Seine früheren Beziehungen wurden ebenso im Rampenlicht beleuchtet wie seine Vorhand.
Die Beziehung zu Brenda Patea, aus der im März 2021 seine Tochter Mayla hervorging, endete in einer schweren öffentlichen Kontroverse. Die Vorwürfe häuslicher Gewalt, die Patea erhob, und der darauffolgende Rechtsstreit, der 2022 zu einer Geldstrafe von 450.000 Euro führte (wogegen Zverev Berufung einlegte), warfen einen tiefen Schatten auf sein öffentliches Image. Sein Vater sprach über die Auswirkungen der Kontroverse: „Es fällt ihm schwer zu verstehen, was die Leute sagen, zu wissen, dass sie urteilen, ohne die ganze Geschichte zu verstehen.“ Zverevs Kampf, seine Vaterschaft und seinen Wunsch, ein „guter Mensch“ zu sein, in Einklang zu bringen, wurde zu einer weiteren emotionalen Belastung. Patea erklärte, sie wolle Mayla alleine großziehen, um ihrem Kind ein gesundes Umfeld zu schaffen, was den Riss in der Beziehung verdeutlichte.
Doch im Jahr 2020 fand Zverev Trost und Stabilität in einer neuen Beziehung mit Sophia Tomala, der deutschen Schauspielerin und Model. Ihre Liebe, die sich in Tomalas unerschütterlicher Unterstützung auf der Tribüne bei Turnieren zeigte, wurde zu einem emotionalen Anker. Das Zitat des 28-Jährigen, sie sei die Liebe seines Lebens, muss vor diesem Hintergrund gesehen werden. Es ist nicht nur eine romantische Aussage, sondern ein Bekenntnis zur Stabilität in einer unbeständigen Welt, das er mitten im größten Druck abgibt. Tomala selbst sprach über die Schwierigkeiten einer Promi-Beziehung: „Es ist nicht einfach, mit jemandem zusammen zu sein, der immer unterwegs und unter Druck ist, aber ich vertraue ihm und werde immer für ihn da sein, egal, was passiert.“ Für Zverev stellt diese Beziehung den Versuch dar, seine Hingabe zum Tennis mit seinem tiefen Wunsch nach dauerhafter persönlicher Geborgenheit zu vereinen.
Die Millionärs-Last und das unvollendete Vermächtnis
Zverevs Erfolg spiegelt sich auch in seiner beeindruckenden finanziellen Bilanz wider. Mit einem Nettovermögen, das bis 2020 auf 14 Millionen US-Dollar geschätzt wurde, und Preisgeldern von über 52 Millionen US-Dollar steht er an der Spitze der reichsten Tennisspieler. Er besitzt ein luxuriöses Haus in Monte Carlo und fährt hochwertige Autos – ein Lebensstil, der seinen Erfolg widerspiegelt.
Dennoch bleibt Zverev bescheiden. Die Lektionen harter Arbeit, die er von seinen Eltern – Immigranten aus der Sowjetunion – lernte, prägten seine Werte. „Geld ist gut, aber nicht alles“, sagte er in Erinnerung an seine Kindheit. Sein Reichtum ist nicht nur ein Maßstab für seinen Erfolg, sondern ein Mittel zum Zweck. Sein philanthropisches Engagement durch die Alexander Zverev Foundation und seine strategischen Investitionen zeigen einen Mann, der bestrebt ist, sein Vermächtnis über den Court hinaus aufzubauen – von der Fürsorge für seine Tochter Maila bis hin zur Finanzierung von Initiativen, die andere stärken.
Seine größte Herausforderung mag paradoxerweise nicht auf dem Platz liegen, sondern in der Erreichung des Grand-Slam-Titels, der ihm noch fehlt. Er hat drei Finals erreicht (US Open 2020, Roland Garros 2022, Australian Open 2022), aber die ultimative Trophäe blieb ihm bisher verwehrt – eine Lücke in seinem Lebenslauf, die seine Kritiker befeuert und seine eigene Entschlossenheit nährt. Es ist diese unvollendete Geschichte, die ihn antreibt. Der Hunger nach diesem letzten, entscheidenden Sieg ist so groß wie die Notwendigkeit, sein Diabetes täglich zu managen. Es ist die Kombination aus unbändigem Ehrgeiz und tiefster Verletzlichkeit, die Zverev zu einem so fesselnden Charakter macht.
Die gesamte Welt schaut zu, wie er diesen Weg fortsetzt – ein Weg, der durch Monte Carlo, Madrid und Melbourne führt, aber immer wieder zurück zu den stillen Momenten der Reflexion. Die Last, die er trägt, ist immens: die Erwartungen einer ganzen Nation, die ständige physische und mentale Anforderung, seine Gesundheit zu kontrollieren, und der Wunsch, für seine Tochter und seine Partnerin ein Fels in der Brandung zu sein.
Inmitten all dieser Turbulenzen ist seine offene Erklärung, die Liebe seines Lebens gefunden zu haben, ein seltenes, leuchtendes Versprechen. Es ist der Beweis, dass selbst der größte Athlet, der höchste Ruhm und die größten Triumphe nicht gegen die menschliche Notwendigkeit von Liebe, Stabilität und emotionaler Sicherheit immun machen. Alexander Zverevs Vermächtnis ist bereits gesichert, nicht nur durch seine 24 ATP-Titel oder seine philanthropischen Bemühungen. Sein tiefstes Vermächtnis liegt in seiner Fähigkeit, Widrigkeiten zu überwinden, im stillen Triumph über eine unsichtbare Krankheit und in der bewundernswerten Art und Weise, wie er seine Verletzlichkeit als Waffe und Inspiration nutzt. Er ist der unvollendete Champion, dessen Geschichte uns lehrt, dass Größe nicht in der Abwesenheit von Kampf, sondern in der unbezwingbaren Fähigkeit liegt, ihn jeden Tag aufs Neue zu führen. Und vielleicht ist diese Liebe, von der er spricht, die letzte, entscheidende Zutat, die ihm fehlt, um endlich den Gipfel zu erklimmen.