Das befreite Herz der Diva: Claudia Cardinale enthüllte kurz vor ihrem Tod ihr größtes Geheimnis – Die Liebe, die sie wählte, aber niemals heiraten wollte
Die Nachricht von Claudia Cardinales Tod am 23. September 2025 in Nemours, Frankreich, im Alter von 87 Jahren, beendete nicht nur eine Ära des europäischen Kinos. Sie markierte auch das Ende einer tiefen, lebenslangen Suche nach Autonomie. Die tunesisch geborene Schauspielerin, deren Schönheit und emotionale Tiefe sie zu einer globalen Ikone machten, führte ein Leben, das von öffentlicher Faszination und privater Zurückhaltung geprägt war. Doch kurz vor ihrem Ableben lüftete die Diva einen Schleier über ihr größtes, über Jahrzehnte gehütetes Geheimnis: die Geschichte einer zweiten, tiefen Liebe, für die sie bewusst die Freiheit über die „Ketten“ der Ehe stellte.
Dieses finale Geständnis wirft ein neues Licht auf eine der komplexesten Figuren der Filmgeschichte. Es erklärt, wie Cardinale, die in Meisterwerken wie Luchino Viscontis Der Leopard und Federico Fellinis 8½ brillierte, es schaffte, ihre wahre Identität vor den Zwängen des Ruhms und den patriarchalen Strukturen der Filmindustrie zu bewahren. Sie war nicht nur ein Star, sie war eine Rebellin der leisen Töne, deren Leben ein Manifest der Selbstbestimmung wurde, geboren in einem Schmelztiegel der Kulturen.
Die Wurzeln der Unabhängigkeit: Tunis als Fundament
Claudia Josephine Rose Cardinale, am 15. April 1938 in La Goulette, einem lebhaften Vorort von Tunis, geboren, wuchs in einer Welt auf, die von kultureller Vielfalt und kolonialer Spannung durchzogen war. Ihre Eltern, Nachkommen sizilianischer Einwanderer, boten ihr ein familiäres Umfeld, in dem Italienisch, Französisch und Arabisch im Alltag verschmolzen. Diese multikulturelle Prägung formte ihre spätere Fähigkeit, sich in den verschiedenen Filmwelten Europas und Hollywoods zu bewegen, und verlieh ihr eine Authentizität, die sie von vielen ihrer Zeitgenossinnen abhob.
In Interviews betonte Cardinale stets: „Tunis war ein Schmelztiegel. Die Düfte des Meeres, die Märkte, die Stimmen – all das hat mich geformt.“ Doch ihre Jugend war nicht nur idyllisch. In der französischen Protektoratskolonie herrschten soziale Ungleichheiten, und die Familie lebte bescheiden. Cardinale beschrieb sich selbst als introvertiertes Mädchen, das sich mehr für Bücher und Tagträume interessierte als für die Öffentlichkeit. Dennoch blieb ihre atemberaubende Schönheit nicht lange unbemerkt.
Im Alter von 19 Jahren gewann sie einen Schönheitswettbewerb, der ihr den Titel „Die schönste Italienerin Tunesiens“ einbrachte. Dieser Titel war ihr zufälliges Sprungbrett: Es folgte eine Einladung zur Mostra di Venezia, wo sie von Filmproduzenten entdeckt wurde. Dieser Übergang war kein Zufall, sondern das Ergebnis eines europaweiten Bedürfnisses nach neuen, exotischen Gesichtern, das Cardinale aufgrund ihrer Herkunft perfekt erfüllte. Ihre frühen Schritte in der Filmwelt waren jedoch von Unsicherheit geprägt. Sie musste Italienisch lernen, um in Italien Fuß zu fassen, und kämpfte von Anfang an mit den Erwartungen der Produzenten, die in ihr vor allem ein Sexsymbol sahen – eine Rolle, gegen die sie ihr Leben lang aufbegehrte.
Der Goldene Käfig: Die Ehe als Verlust der Freiheit
Der wichtigste Mann in ihrer frühen Karriere war der Filmproduzent Franco Cristaldi. Er erkannte ihr Talent, formte ihr Image und lenkte ihre Karriere strategisch. Diese Zusammenarbeit mündete 1969 in die Ehe, doch diese Verbindung war von Anfang an kompliziert. Cristaldi war nicht nur ihr Ehemann, sondern auch ihr kontrollierender Manager, der die Grenzen zwischen beruflichem und privatem Leben verschwimmen ließ.
Zeitzeugen berichteten von Cristalds eifersüchtigem und kontrollierendem Wesen. Er überwachte nicht nur ihre Rollenauswahl, sondern auch ihren Alltag, ihre Outfits und öffentlichen Auftritte. In einem seltenen Interview ließ Cardinale durchblicken: „Franco war mein Mentor, aber manchmal fühlte ich mich wie in einem goldenen Käfig.“ Diese Kontrolle war symptomatisch für die patriarchalen Strukturen der damaligen Filmindustrie, in der junge Schauspielerinnen oft von mächtigen Produzenten abhängig waren.
Die Scheidung im Jahr 1975 war ein schmerzhafter, aber notwendiger Akt der Befreiung. Die Gründe waren vielschichtig: Cardinale strebte nach mehr künstlerischer Freiheit und persönlicher Unabhängigkeit. Die Trennung fiel in die Zeit der zweiten Welle des Feminismus, in der Frauen begannen, traditionelle Rollen zu hinterfragen. Die Scheidung hinterließ tiefe Spuren. Cardinale zog sich vorübergehend aus der Öffentlichkeit zurück, musste sich als Schauspielerin und als Frau neu erfinden und ihren Sohn Patrick, den sie adoptiert hatte, in den Turbulenzen stützen.
Diese Erfahrung mit Cristaldi schuf in ihr eine tiefe Abneigung gegen jede Form von Abhängigkeit und prägte ihre spätere Haltung zur Liebe und zur Ehe. Die Scheidung war ein Wendepunkt, der Cardinale lehrte, ihre Freiheit über alles zu stellen und ihre Emotionen und Entscheidungen bewusster zu steuern.
Die Verborgene Leidenschaft: Squitieri und die bewusste Entscheidung gegen die Kette
Kurz nach der Scheidung trat der italienische Regisseur Pasquale Squitieri in ihr Leben – eine Beziehung, die Claudia Cardinale in ihrem finalen Geständnis als das neue, intensive Herzklopfen beschrieb. Squitieri, bekannt für seine politisch engagierten Filme, war ein Kontrast zu Cristaldi: weniger kontrollierend, aber ebenso leidenschaftlich.
Die beiden lernten sich 1974 bei den Dreharbeiten zu I Guappi kennen. Ihre Chemie war sofort spürbar, und 1979 wurde ihre gemeinsame Tochter Claudia Squitieri geboren. Die Beziehung dauerte bis zu Squitieris Tod im Jahr 2017, doch sie heirateten nie. Diese bewusste Entscheidung Cardinales war der Schlüssel zu ihrem lebenslangen Geheimnis und zu ihrer Philosophie.
In einem Archivinterview sagte sie einmal über Squitieri: „Pasquale war wie ein Sturm, unberechenbar, aber er brachte Leben in mein Herz.“ Doch die Jahre der Kontrolle hatten ihre Wirkung gezeigt. Trotz der tiefen Liebe und der gemeinsamen Tochter wollte Cardinale keine „Ketten“ mehr. Die Entscheidung, nicht zu heiraten, war kein Mangel an Liebe, sondern ein kraftvoller Ausdruck ihrer Autonomie. Nach der Erfahrung mit Cristaldi stellte Cardinale ihre Freiheit über alle gesellschaftlichen Erwartungen.
In ihrem letzten, intimen Gespräch vor ihrem Tod enthüllte sie dies ihrer Vertrauten: „Seit der Scheidung hat mein Herz noch einmal geschlagen, intensiver als je zuvor, aber ich wollte es so lassen. Frei bis zum Ende.“ Dieses Geständnis war keine Trauer über eine verpasste Chance, sondern die triumphale Bestätigung einer Lebensentscheidung. Sie lebte eine Liebe auf ihre eigenen Bedingungen, fernab von dem öffentlichen Druck, den andere Stars oft nicht ertragen konnten. Squitieri respektierte diese Entscheidung, auch wenn Freunde andeuteten, dass er sich eine Ehe gewünscht hätte.
Das Vermächtnis der Autonomie: Feminismus durch Verweigerung
Cardinales Weigerung, erneut zu heiraten, war in den 1970er und 1980er Jahren ein radikal feministischer Akt. In einer Ära, in der weibliche Stars oft über ihre Beziehungen definiert wurden, wählte sie den Weg der Selbstbestimmung. Ihre Tochter Claudia Squitieri bestätigte nach dem Tod ihrer Mutter: „Mama war glücklich, ungebunden zu sein. Sie sagte oft, dass wahre Liebe keine Unterschrift braucht.“
Diese Haltung hatte tiefgreifende Auswirkungen auf ihre Karriere. In den 1990er Jahren stabilisierte sich Cardinales berufliches Leben. Filme wie Mayrig und 588 Rue Paradis zeigten sie in reiferen, reflektierteren Rollen, die ihre Lebenserfahrung widerspiegelten. Diese Projekte erlaubten es ihr, ihre Vielseitigkeit jenseits des Images der jungen Schönheit zu beweisen.
Auch ihr Engagement für soziale Themen verstärkte ihren Einfluss. Als UNESCO-Botschafterin setzte sie sich für Bildung und Frauenrechte ein und nutzte ihre Berühmtheit, um Werte zu fördern, die ihre Unabhängigkeit untermauerten. Sie kämpfte gegen die Objektivierung von Frauen und bewies, dass Schönheit und Substanz Hand in Hand gehen konnten – eine Inspiration für spätere Generationen von Schauspielerinnen wie Monica Bellucci und Penélope Cruz.
Die Stille von Nemours und der Abschied
Nach Pasquale Squitieris Tod im Jahr 2017 zog sich Claudia Cardinale zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück und ließ sich in Nemours in Frankreich nieder. Diese späten Jahre waren geprägt von Reflexion, Arbeit an ihren Memoiren und dem Kampf gegen gesundheitliche Herausforderungen. Sie litt Berichten zufolge an Herzproblemen, behielt aber bis zuletzt ihre Würde.
Ihr Tod im September 2025 beendete eine Ära. Doch das Geständnis, das sie einer Vertrauten anvertraute, öffnete die Perspektive auf ihr Leben. Es war der letzte Mosaikstein in einem Leben voller äußerer Schönheit und innerer Komplexität. Das Geheimnis, das sie so lange hütete, war weder Scham noch Verrat, sondern der Ausdruck ihrer größten Errungenschaft: der Fähigkeit, ihr Leben nach ihren eigenen, inneren Werten zu gestalten.
Claudia Cardinales Vermächtnis lehrt uns, dass wahre Freiheit in der bewussten Entscheidung liegt, den eigenen Weg zu gehen, unabhängig von gesellschaftlichen Erwartungen. Sie wählte die Liebe, aber sie wählte die Freiheit noch mehr. Ihr befreites Herz ist damit nicht nur eine Anekdote über eine Diva, sondern eine tief bewegende Lektion über die Macht der Selbstbestimmung im Angesicht des Ruhms und der Vergänglichkeit. Ihre Entscheidung, ungebunden zu bleiben, ist der stärkste Beweis dafür, dass die Ikone der Leinwand letztlich die Heldin ihres eigenen Lebens war.