Die Nachricht traf die Welt wie ein unerwarteter Schlag: Robert Redford, das Gesicht einer ganzen Ära, die Verkörperung des amerikanischen Traums und der Inbegriff zeitloser Coolness, ist am 16. September 2025 im Alter von 89 Jahren in seinem Haus in Sundance, Utah, verstorben. Während die Filmwelt um eine ihrer größten Ikonen trauerte, dachten Millionen von Menschen weltweit an die Rollen, die ihr Leben prägten: den charmanten Trickbetrüger aus „Der Clou“, den eleganten Cowboy aus „Zwei Banditen“, den mutigen Journalisten aus „Die Unbestechlichen“ und den melancholischen Liebhaber aus „Jenseits von Afrika“. Doch Robert Redford war so viel mehr als die Summe seiner Rollen. Er war ein Visionär, ein unermüdlicher Aktivist und ein Mann, dessen tiefste Leidenschaften weit abseits des roten Teppichs lagen. Sein Tod markiert das Ende eines unvergleichlichen Lebens, dessen wahre Größe erst in den letzten Jahren sichtbar wurde.
Geboren am 18. August 1936 in Santa Monica, Kalifornien, wuchs Charles Robert Redford Jr. in bescheidenen Verhältnissen auf. Sein Vater, ein Milchmann, und seine Mutter, eine Hausfrau, konnten ihm keine finanzielle Sicherheit bieten. Als Kind war Redford von Natur aus ein Rebell, der sich wenig für akademische Leistungen interessierte. Seine Leidenschaft galt dem Sport, insbesondere Baseball, was ihm ein Stipendium an der University of Colorado einbrachte. Doch sein undisziplinierter Lebensstil führte zum Verlust des Stipendiums und zu einer Phase der Rastlosigkeit, die ihn durch Europa trieb. Diese Zeit der Selbstfindung war entscheidend für seinen späteren Lebensweg. Er schlug sich als Maler durch, wanderte von Stadt zu Stadt und lernte die Welt aus einer anderen Perspektive kennen. Diese Erfahrungen formten ihn und gaben ihm die Ernsthaftigkeit und Tiefe, die seine späteren Rollen auszeichneten.
Zurück in den USA, schrieb er sich an der American Academy of Dramatic Arts in Manhattan ein. Seine Schauspielkarriere begann am Broadway, aber der große Durchbruch ließ auf sich warten. In den späten 1950er und frühen 1960er Jahren kämpfte er mit kleineren Rollen in Fernsehserien, während er gleichzeitig eine Familie gründete. Im Jahr 1958 heiratete er die Historikerin Lola Van Wagenen. Die junge Familie erlebte jedoch eine der größten Tragödien ihres Lebens, als ihr Sohn Scott nur wenige Monate nach seiner Geburt verstarb. Dieser Schicksalsschlag hinterließ tiefe Narben und prägte Redfords zurückhaltende und oft melancholische Persönlichkeit. Dennoch wuchs die Familie weiter, und sie bekamen drei weitere Kinder: Shauna, David James und Amy Hart. Der tragische Verlust ihres Sohnes James im Jahr 2020, der an Leberkrebs starb, war ein weiterer verheerender Schlag, den Redford mit stoischer Würde ertrug.
Der Aufstieg zum Megastar begann mit der Broadway-Produktion von „Barefoot in the Park“, die ihm eine Rolle in der gleichnamigen Verfilmung an der Seite von Jane Fonda einbrachte. Der Film wurde zu einem riesigen Erfolg und machte Redford über Nacht zum Publikumsliebling. Die wahre Wende kam jedoch 1969, als er die Rolle des Sundance Kid in „Butch Cassidy and the Sundance Kid“ annahm. Die Chemie mit seinem Co-Star Paul Newman war legendär und machte beide zu den bestbezahlten Schauspielern Hollywoods. Redford etablierte sich als der „blonde Göttersohn“, der intelligente und gut aussehende Leading Man, der die Kinoleinwände dominierte.
Nach „Der Clou“ mit Newman, der ihm eine Oscar-Nominierung einbrachte, nutzte Redford seinen Ruhm, um an anspruchsvolleren Projekten zu arbeiten. Er spielte den Journalisten in Alan J. Pakulas „Die Unbestechlichen“, einem Film, der die Watergate-Affäre aufrollte und die Macht der investigativen Presse zelebrierte. Später brillierte er in „Jenseits von Afrika“ und bewies, dass sein Charisma und seine schauspielerische Bandbreite weit über das Image des charmanten Helden hinausgingen. Doch Redford war nicht nur ein Schauspieler. Er war ein Regisseur mit einer klaren Vision. Sein Regiedebüt „Eine ganz normale Familie“ brachte ihm einen Oscar für die Beste Regie ein und zeigte, dass sein künstlerisches Talent nicht auf die Leinwand beschränkt war. Er nutzte seine Position, um Geschichten zu erzählen, die ihn wirklich interessierten.
Doch sein größtes Vermächtnis ist vielleicht nicht auf der Kinoleinwand zu finden. Robert Redford war ein leidenschaftlicher Umweltschützer und Naturliebhaber. Er kaufte ein riesiges Stück Land in den Bergen von Utah, das er zum Sundance Mountain Resort machte. Dieser Rückzugsort wurde zu seiner persönlichen Festung und zu einem Symbol für seinen unermüdlichen Einsatz für den Umweltschutz. Er glaubte fest daran, dass die Natur ein kostbares Gut ist, das es zu schützen gilt. Seine Leidenschaft für die Bewahrung der Natur spiegelte sich auch in seinem Engagement für politische und soziale Gerechtigkeit wider. Er nutzte seine Plattform, um auf drängende globale Probleme aufmerksam zu machen und sich für den Klimaschutz einzusetzen.
Sein wohl bahnbrechendster Beitrag zur Filmwelt war jedoch die Gründung des Sundance Instituts im Jahr 1981 und des Sundance Film Festivals. Redford erkannte die Bedeutung des unabhängigen Kinos und schuf eine Plattform, die unzähligen jungen Filmemachern die Chance gab, ihre Stimmen zu erheben. Filmemacher wie Quentin Tarantino, Kevin Smith und Steven Soderbergh verdanken ihre Karrieren maßgeblich der Förderung durch das Festival. Sundance wurde zum Mekka für das unabhängige Kino und veränderte die Art und Weise, wie Hollywood Geschichten erzählt.
Redford lebte seine letzten Jahre zurückgezogen in seinem geliebten Sundance. Er war seit 2009 mit der deutschen Malerin Sibylle Szaggars verheiratet, die ihm in seinen letzten Lebensjahren eine unerschütterliche Stütze war. Sein geschätztes Vermögen von 200 Millionen Dollar soll er seiner Witwe und seinen beiden Töchtern Shauna und Amy hinterlassen haben. Doch sein größtes Erbe ist nicht finanzieller Natur. Es ist das Erbe eines Mannes, der seine Bekanntheit nutzte, um die Kunst zu fördern, die Umwelt zu schützen und die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Robert Redford war nicht nur ein Held auf der Leinwand, sondern auch im wahren Leben. Und so wird er in den Herzen derer weiterleben, die er durch seine Kunst und seine Taten berührt hat.