Der letzte Ton für „Lefen Pitter“: Peter Horn, Legende der Höhner und Vater der kölschen Hymnen, stirbt mit 73 Jahren
In einer Nachricht, die wie ein kalter Windstoß durch die Herzen der Domstädter wehte, hat die Kölner Musikszene eine ihrer unersetzlichen Säulen verloren. Peter Horn, liebevoll bekannt als „Lefen Pitter“, ehemaliger Sänger und legendärer Songwriter der Kölner Karnevalsband Höhner, ist im Alter von 73 Jahren verstorben. Die traurige Botschaft, die am 15. Oktober 2025 bekannt gegeben wurde, markiert das Ende einer Ära, die die „kölsche Mundart“ und den „Fastelovend“ (Karneval) über Jahrzehnte hinweg tief geprägt hat.
Die Reaktion von Horns ehemaligen Bandkollegen in den sozialen Medien war ein Echo der tiefen Betroffenheit, die die gesamte Stadt ergriff. „Wir sind zutiefst betroffen und immer noch sprachlos“, schrieben die Höhner auf Instagram. Die Worte zeugen von der emotionalen Wucht des Verlusts. Peter Horn, so die Band, habe mit seiner „unverwechselbaren Art“ nicht nur die Bandgeschichte der Höhner maßgeblich mitgestaltet, sondern „im Fastelovend große Spuren hinterlassen.“ Es ist die Anerkennung einer Leistung, die über das einfache Musikmachen hinausgeht: Peter Horn hat das Lebensgefühl, die Seele und die Identität von Köln in zeitlose Hymnen gegossen.
Der Architekt der kölschen Seele: Eine Dekade, die die Musik veränderte
Peter Horns Wirken bei den Höhnern war kurz, aber monumental. Von 1977 bis 1987 war er ein zentraler Teil der Band, die in dieser Zeit ihren Aufstieg von einer lokalen Karnevalsformation zu einem national bekannten Musikphänomen vollzog. Er war weit mehr als nur ein Sänger; er war der kreative Motor, dessen Feder einige der bekanntesten und emotional tiefsten Lieder entsprangen, die heute zum unverbrüchlichen Kulturgut des Rheinlands zählen.
Lieder wie „Echte Fründe“ (Echte Freunde), „Blotwusch Kölsch und Leckermädchen“ und nicht zuletzt „Ich ben Räuber“ sind nicht bloß Schlager. Sie sind Anthems der Freundschaft, der Lebensfreude und der regionalen Verbundenheit. Horns Fähigkeit lag darin, einfache, ehrliche Emotionen in der kölnischen Mundart auszudrücken, was den Liedern eine unvergängliche Authentizität verlieh.
„Echte Fründe“ – Mehr als nur ein Lied:
Die Hymne „Echte Fründe“ etwa ist die ultimative musikalische Definition des kölschen Lebensgefühls und seiner bedingungslosen Loyalität. Das Lied wird nicht nur im Karneval gesungen, sondern bei Hochzeiten, Beerdigungen und spontanen Treffen – es ist ein emotionaler Anker, der in allen Lebenslagen Halt gibt. Peter Horn hat diesen tiefen kulturellen Wert erkannt und ihn in eine Melodie verpackt, die jeder Kölner im Herzen trägt. Sein Talent war es, die kölsche Sprache nicht als Dialekt, sondern als Poesie zu verwenden, die Brücken baut und Generationen verbindet.
Ohne Horns visionäre Arbeit in diesen zehn Jahren wäre die Bahn der Höhner und damit die Modernisierung der Karnevalsmusik anders verlaufen. Er schaffte es, die traditionellen Wurzeln des Genres zu respektieren und gleichzeitig einen musikalischen Rahmen zu schaffen, der auch außerhalb des „Fastelovends“ Anklang fand. Sein musikalisches Erbe ist somit das Fundament, auf dem der heutige Erfolg der Band fußt.
Die herzzerreißende Reaktion des Nachfolgers: Krautmacher und der Mentor
Die Trauer um Peter Horn wird nirgendwo deutlicher als in den Worten seines Nachfolgers, Henning Krautmacher. Krautmacher, der die prägnante Frontmann-Rolle der Band über Jahrzehnte nach Horns Ausscheiden übernahm, offenbarte in einem Interview mit dem Express die Tiefe seiner Dankbarkeit und Betroffenheit. „Die Nachricht von Peter Horns Tod trifft mich tief im Herzen“, erklärte Krautmacher am 14. Oktober 2025.
Krautmacher enthüllte, dass Peter Horn in der Übergangsphase nicht nur ein Kollege, sondern sein „musikalischer Berater und Unterstützer“ gewesen sei. Horn habe ihm seine „musikalische Bühnenerfahrung quasi im Kreischkurs beigebracht.“ Dieses Geständnis ist ein ergreifendes Zeugnis der Großzügigkeit Peter Horns. Er verließ die Band 1987, aber er sorgte persönlich dafür, dass die Fackel des Erfolgs und der musikalischen Integrität an die nächste Generation weitergegeben wurde.
Die Aussage Krautmachers – „Ohne ihn wäre meine musikalische Laufbahn anders verlaufen“ – ist die emotionalste Bestätigung von Horns bleibendem Einfluss. Sie beweist, dass Horns Vermächtnis nicht nur in den von ihm geschriebenen Liedern liegt, sondern auch in der Ermöglichung des anhaltenden Erfolgs der Band, die er mitgeprägt hatte. Es war eine Mentorenschaft, die auf tiefem Respekt und einer gemeinsamen Liebe zur kölschen Musik basierte. Der Kreis der Höhner-Familie mag sich im Laufe der Jahre verändert haben, aber die Bindung zu ihrem „Lefen Pitter“ blieb unerschütterlich.
Das Leben jenseits der „Höhner“: Die Seele des Fastelovends
Nach seinem Ausscheiden bei den Höhnern zog sich Peter Horn keineswegs aus der Musik zurück. Er blieb der kölschen Szene und dem „Fastelovend“ treu. Unter anderem stand er mit seiner eigenen Formation, der „Kölschfraktion“, auf der Bühne. Diese Phase seines Lebens unterstrich, dass seine Leidenschaft für die Musik und die kulturelle Bedeutung der Mundartmusik eine unaufhaltsame Kraft in ihm war. Er war kein Star, der nach dem großen Erfolg verschwand, sondern ein Künstler, der sich weiterhin dem Herzen seiner Heimat widmete.
Sein Rückzug aus der Karnevalswelt im Jahr 2020, nach über 40 Jahren aktiver Bühnenpräsenz, markierte einen stillen, aber verdienten Abschied von der vordersten Front. Im selben Jahr erhielt Peter Horn noch den „Närrischen Ehrenauskar“ des Express, eine Auszeichnung, die seine immense Bedeutung für die Kölner Karnevalskultur würdigte. Es war die Anerkennung eines Lebenswerks, das nicht nur unterhalten, sondern auch die Identität einer ganzen Region gestärkt hat.
Der Vorhang fällt: Ein unvergängliches Vermächtnis
Der Tod von Peter Horn schließt ein wichtiges Kapitel der deutschen Musikgeschichte. Er war ein Dichter und Musiker, der die Essenz der kölschen Mentalität – Herzlichkeit, Humor, Loyalität und eine tiefe Liebe zum Leben – in Verse und Melodien goss. Seine Musik wird Generationen überdauern und weiterhin bei jedem Anlass, in jeder Kneipe und auf jeder Straße in Köln das Gefühl von Heimat und Gemeinschaft beschwören.
Die Höhner und die gesamte „Höhnerfamilie“ trauern um ihren „Lefen Pitter“ und wünschen seiner Familie viel Kraft in dieser schweren Zeit. Obwohl der Mensch Peter Horn nun gegangen ist, ist sein Werk unsterblich. Jedes Mal, wenn Tausende von Menschen Arm in Arm bei einer seiner Hymnen schunkeln und singen, lebt sein Geist weiter. Er hat nicht nur die Bandgeschichte, sondern auch die kulturelle Seele einer Stadt mitgeprägt. Und wie die tief empfundenen Zeilen seiner größten Hymne versprechen:
„Echte Fründe ston zesamme, stonn och vür jroße Flamme. Echte Fründe, die sin selde, övverall op der Welt.“
Peter Horn war solch ein Freund für die Musik und für die Menschen. Sein letzter Ton ist verklungen, aber das Echo seiner Lieder wird in Köln niemals verstummen.