Der Preis des Ruhms: Howard Carpendales spätes Geständnis über Einsamkeit und die Mauer des Schweigens mit 79

Der Preis des Ruhms: Howard Carpendales spätes Geständnis über Einsamkeit und die Mauer des Schweigens mit 79

Er war der Mann mit der rauen Stimme und dem weichen Herzen, der Gentleman mit dem Akzent, der Deutschland lehrte, dass Liebe nicht perfekt, aber echt sein kann. Howard Carpendale – geboren 1946 in Südafrika – kam als junger Mann mit nichts als seiner Stimme und einem Traum nach Europa. Heute, mit 79 Jahren, blickt er zurück auf ein Leben, in dem Applaus oft lauter war als das eigene Herz.

„Ich wollte nie ein Star sein“, sagte er einmal, „Ich wollte nur gehört werden.“ Und doch wurde er zu einem Mythos. Seine Lieder wie Hello Again, Tiamo oder Nachts, wenn alles schläft wurden zu Hymnen einer ganzen Generation. Er stand auf den größten Bühnen, verkaufte Millionen Platten, war der Inbegriff des charmanten, stillen Verführers. Doch hinter dem perfekten Timing, den maßgeschneiderten Sakos und dem ewigen „alles gut“-Lächeln versteckte sich ein Mann, der viel zu lange geschwiegen hatte.

„Ich habe gelernt zu lächeln, wenn ich traurig war“, sagte er in einem seiner seltenen Interviews. „Das Publikum darf keine Zweifel sehen. Aber irgendwann glaubt man selbst nicht mehr an die Wahrheit.“ Er war erfolgreich, aber nie angekommen; geliebt, aber selten verstanden. Und während die Welt ihn feierte, ging in ihm langsam das Licht aus. Jetzt, mit 79 Jahren, spricht Howard Carpendale offen über das, was er jahrzehntelang verschwiegen hat: über Menschen, die ihm nah waren und ihn enttäuschten, über Freundschaften, die in Rivalität endeten, über die Liebe, die er nicht retten konnte, und über den Sohn, den er zu spät wirklich verstand. Dies ist keine Abrechnung, kein Zorn, sondern ein spätes Eingeständnis eines Mannes, der endlich begreift, dass auch Schweigen verletzen kann.

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Fünf Wahrheiten: Die Begegnungen, die die Mauer des Schweigens brachen

Howard Carpendale teilt fünf Kapitel, fünf Wahrheiten aus einem Leben, in dem jedes Lächeln eine Geschichte verdeckte. Das Überraschendste: Der Name auf Platz eins ist keiner seiner Feinde, sondern jemand, der ihn liebte.

 

Roland Kaiser: Der Kollege, der ihn herausforderte

Sie standen nie offen gegeneinander, und doch spürte man sie immer: diese unsichtbare Spannung, wenn Howard Carpendale und Roland Kaiser auf derselben Bühne standen. Zwei Stimmen, zwei Welten, zwei Arten, von der Liebe zu singen. Kaiser – der elegante Berliner mit den scharfen Worten, der Sänger der großen Gesten; und Howard – der Mann mit der rauen Wärme, der lieber andeutete als erklärte. „Wir waren wie Feuer und Wasser“, sagte Howard einmal. „Und doch haben wir denselben Durst gehabt: nach Nähe, nach Applaus, nach Bedeutung.“

Der Wettlauf begann in den späten 70ern. Beide füllten Hallen, beide standen Woche für Woche in denselben Hitparaden. Kaiser war immer präzise, kontrolliert, das, was Howard nie sein konnte: diszipliniert bis in die Seele. Und vielleicht war genau das der Grund, warum ihn dieser Mann so reizte. Bei einem Musikpreis 1983 in Berlin saßen sie nebeneinander. Kaiser gewann. Howard klatschte, lächelte, aber in seinem Magen drehte sich etwas zusammen. Er wünschte, er könnte so kühl sein wie Kaiser. Jahre später trafen sie sich bei einer Gala. Kaiser umarmte ihn vor laufender Kamera und flüsterte: „Du bist der einzige, der mich noch versteht.“ Howard nickte, sagte aber leise, als das Licht ausging: „Nein, wir verstehen uns nicht. Wir spielen nur dasselbe Spiel.“ Sie waren sich ähnlicher, als sie es wahrhaben wollten: Zwei Männer, die sich hinter Perfektion versteckten, um die eigene Verletzlichkeit zu schützen. Der Applaus heilt nichts. Er übertönt nur den Schmerz. Kaiser beleidigte ihn nie, aber er forderte ihn heraus – nicht als Gegner, sondern als Spiegel.

 

Peter Maffay: Der Freund, der ihn enttäuschte

Howard Carpendale und Peter Maffay – zwei Legenden, zwei Stimmen, zwei verschiedene Arten, wahr zu sein. Howard, der Gentleman, der seine Gefühle in Poesie kleidete; Peter, der Rebell, der sie hinausschrie. Zwischen Zärtlichkeit und Zorn begann ihre Freundschaft und ihr Ende. Sie trafen sich Anfang der 80er. Beide waren auf dem Höhepunkt, beide umringt von Menschen, die ihnen sagten, was sie hören wollten. Doch in der Garderobe erkannten sie einander. „Er war der einzige, mit dem man schweigen konnte, ohne dass es peinlich wurde“, sagte Howard später. Sie trafen sich privat, sprachen über Musik, die Einsamkeit, Frauen, Zweifel.

Doch Erfolg kennt keine Freundschaft. Als Maffay mit seinem Album Revanche eine neue, härtere Richtung einschlug, veränderte sich etwas. Er sprach offen, kritisierte die alten Schlagersänger. Und plötzlich fiel auch Howards Name – nicht mit Hass, aber mit dieser Arroganz des Neuanfangs. Er sagte in einem Interview, erinnerte sich Carpendale, das sei „Musik für Menschen, die noch an das Gute glauben.“ Howard wusste nicht, ob er ihn lobte oder verspottete. Sie sahen sich danach seltener. Bei Galas nickten sie sich zu, mehr nicht. Howard war traurig, dass sie aufhörten, miteinander ehrlich zu sein. Jahre später, bei einem Konzert in Köln, traf er Peter zufällig. Maffay umarmte ihn kurz und sagte: „Ich habe dich nie vergessen, alter Freund.“ Howard antwortete: „Ich dich auch nicht. Ich habe dich nur nicht wiedergefunden.“ Vielleicht war das ihr gemeinsames Schicksal: Zwei Männer, die mit Worten Millionen berührten, aber an einem einzigen Satz scheiterten: „Ich vermisse dich.“

 

Michael Holm: Der Bruder im Schatten

Er war der Freund, den man sich in dieser lauten Branche kaum leisten kann: loyal, still, aufrichtig. Michael Holm, Komponist, Produzent, Sänger. Und für Howard Carpendale war er mehr als ein Kollege: Er war ein Bruder. Sie begegneten sich in den frühen 70ern. Howard brachte die Stimme, Michael das Ohr. Zusammen schrieben sie Lieder, die klangen, als hätte jemand das Herz geöffnet. Nachts, wenn alles schläft, Tiamo. Sie teilten Erfolg, aber vor allem Vertrauen. „Er war der einzige, der nie etwas von mir wollte“, sagte Howard später, „nur Freundschaft.“

Doch Erfolg verändert alles, auch Nähe. Als Michael begann, für andere Künstler zu produzieren, spürte Howard den Abstand. Kein Streit, keine Worte, nur dieses schleichende Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden. „Wir hatten dieselbe Sprache“, erinnerte sich Howard, „aber irgendwann haben wir aufgehört, uns zuzuhören.“ Der Bruch kam unspektakulär: Ein gemeinsames Projekt, zu viele Meinungen. Howard wollte Pathos, Michael wollte Stille. Am Ende unterschrieb keiner, und danach redeten sie nicht mehr. Viele Jahre später, bei einem Benefizkonzert, standen sie zufällig nebeneinander. Howard legte eine Hand auf seine Schulter und sagte: „Ich habe deine Musik immer verstanden, auch wenn ich dich verloren habe.“ Michael lächelte, antwortete aber nicht. „Wir waren wie Brüder, die sich lieben, aber nie sagen, dass sie sich vermissen“, so Howard. Er war sein Gegenpol: Er die Bühne, er die Stille. Und beides brauchte man, um zu überleben.

Tränen-Moment bei Howard und Wayne Carpendale

Katherine: Die Frau, die ging, weil er schwieg

Sie war die Frau, die ihn wirklich kannte: nicht den Sänger, nicht den Star, sondern den Mann, der nachts aufstand, um in der Dunkelheit Melodien zu summen, weil ihn die Stille zu laut machte. Katherine, die Frau, die sein Leben begleitete, seine Liebe, sein Halt und schließlich sein Verlust. Sie war sein „Zuhause in einer Welt, die nie still war“. Er schrieb Lieder über sie, ohne ihren Namen zu nennen.

Doch Katherine wollte Nähe, und Howard konnte sie nicht geben. Er hatte nie gelernt, über Gefühle zu reden. Er war der Mann, der alles singen, aber nichts sagen konnte. „Ich fragte ihn einmal, ob er glücklich sei“, erzählte sie Jahre später. „Er antwortete: ‚Wenn ich singe, ja.‘ Und dann schwieg er wieder.“ Dieses Schweigen wurde zu einer Mauer. Er sprach mit Mikrofonen, nicht mit ihr. Und eines Morgens, als er von einer Tour zurückkam, lag auf dem Küchentisch ein Brief. Nur ein Satz: „Ich liebe dich, aber nicht so still.“ Howard erzählte nie, wie sehr ihn diese Zeilen trafen. „Ich habe sie nie verloren“, sagte er später, „Sie ist nur gegangen, weil ich geblieben bin, wo ich immer war: in mir selbst.“ Katherine war sein größtes Lied. „Ich habe es nie fertig geschrieben, weil ich wusste, dass das Ende zu weh tun würde.“

 

Wayne Carpendale: Der Mensch, der ihn brach und heilte

Manchmal sind die schwersten Begegnungen die mit dem eigenen Blut. Wayne Carpendale, Schauspieler und Sohn eines Mannes, der immer die Kontrolle hatte: Howard Carpendale. Nach außen war alles perfekt; in Wahrheit trennte sie eine Mauer aus unausgesprochenen Worten. „Wir haben uns geliebt“, sagte Howard, „aber nie gelernt, es zu zeigen.“ Als Wayne ein Kind war, war sein Vater selten zu Hause. Howard tourte, sang, war ständig unterwegs. Das schlechte Gewissen wurde sein ständiger Begleiter. Er versuchte, es mit Stolz zu überdecken, doch Stolz ersetzt keine Nähe.

Der Wendepunkt kam, als Howard krank wurde. Ein Krankenhauszimmer, keine Kameras, kein Applaus. Wayne kam, setzte sich ans Bett, nahm seine Hand und sagte: „Ich weiß, dass du es nie leicht hattest, Dad.“ Howard schwieg, Tränen in den Augen, und flüsterte: „Ich wollte nur, dass du stolz bist.“ Wayne antwortete: „Bin ich immer gewesen.“ Dieser Satz heilte mehr als jede Therapie. Zwei Männer, die ihr ganzes Leben Stärke gezeigt hatten, verstanden in diesem Moment, dass Liebe nichts mit Perfektion zu tun hat, nur mit Mut. Nach der Genesung gingen sie zusammen auf die Bühne. „Das war das erste Mal, dass ich wirklich Vater war“, sagte Howard. Heute spricht er über Wayne mit einem Lächeln, das anders ist als das alte: weicher, echter. „Er ist mein bester Freund geworden“, sagt er, „nicht weil wir uns immer verstehen, sondern weil wir gelernt haben, einander nicht mehr zu verurteilen.“ Vielleicht war Wayne Carpendale nicht nur der Mensch, der ihn brach, sondern auch der einzige, der ihn heilte.

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Fazit: Segen der Ehrlichkeit

Wenn der Applaus verstummt und das Echo langsam im Nichts verschwindet, bleibt nur die Stille. Und in dieser Stille sitzt ein Mann, der alles gesehen, alles verloren und alles überlebt hat. Howard Carpendale, der Mann mit der rauen Stimme und dem Herzen, das zu laut schlug, blickt auf sieben Jahrzehnte zurück. Bühnen, Hotels, Kameras – alles ist Erinnerung geworden. Er lächelt dieses typische Carpendale-Lächeln, halb Stolz, halb Müdigkeit, und sagt: „Ich habe mein ganzes Leben versucht, stark zu sein, aber Stärke hat mir nie geholfen. Ehrlichkeit schon.“

Er lebt jetzt ruhiger am Starnberger See. Er ist nicht mehr der unnahbare Star, sondern ein Mann, der mit 79 endlich ausspricht, was er ein Leben lang verschwieg. Er hat gelernt, dass die größte Kunst nicht im Singen liegt, sondern in der mutigen Wahrheit, die man teilt, wenn der letzte Vorhang fällt.

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