Die ewige Sehnsucht des „Elvis der DDR“: Frank Schöbel mit fast 83 – Sein größtes Geständnis über die Liebe, den Schmerz und die Angst vor dem Vergessen

Die ewige Sehnsucht des „Elvis der DDR“: Frank Schöbel mit fast 83 – Sein größtes Geständnis über die Liebe, den Schmerz und die Angst vor dem Vergessen

Wenn der Name Frank Schöbel fällt, dann schwingt in den Ohren einer ganzen Generation der DDR-Bürger und darüber hinaus die süße Melodie von „Wie ein Stern“ mit. Es ist nicht nur ein Lied, sondern ein kulturelles Denkmal, das politische Grenzen mühelos überwand und sich über eine halbe Million Mal verkaufte. Frank Schöbel, geboren am 11. Dezember 1942 in Leipzig, ist mehr als nur ein Sänger; er ist eine lebende Geschichte, eine Ikone der Popkultur, die den Beinamen „Elvis der DDR“ nicht umsonst trägt. Seine warme Stimme und sein mitreißender Vortragsstil machten ihn zu einem der erfolgreichsten Popstars der Deutschen Demokratischen Republik.

Doch nun, da Frank Schöbel in Würde auf seinen 83. Geburtstag zusteuert, blickt der Künstler auf ein Leben zurück, das von beispiellosem Erfolg, aber auch von tiefen, nie verheilten Narben gezeichnet ist. In einem Geständnis, das an emotionaler Offenheit kaum zu überbieten ist, legt Schöbel seine Seele offen und spricht über die lebenslange Angst vor dem Vergessen und den Schmerz, das „Goldpaar“ der DDR in Trümmer gehen gesehen zu haben. Seine Geschichte ist eine universelle Erzählung über den hohen Preis des Ruhms und die ewige Sehnsucht nach einer Liebe, die Bestand hat.

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Vom sächsischen Leipzig auf die Weltbühne

Schöbels Aufstieg aus einfachen Verhältnissen ist bemerkenswert. Ohne familiäre Zuneigung aufgewachsen – sein Vater starb früh in sowjetischer Kriegsgefangenschaft – musste er die Härten der Nachkriegszeit überwinden. Aber sein Talent war nicht zu überhören. Lieder wie „Wie ein Stern“ aus dem Jahr 1971 dominierten nicht nur die ostdeutschen Charts, sondern strahlten in den Westen hinüber und wurden zu einem seltenen Symbol der kulturellen Verbundenheit zwischen den beiden Deutschlands.

Sein Erfolg beschränkte sich nicht auf die Musik. In DEFA-Musicalfilmen wie „Heißer Sommer“ (1968) und „Nicht schummeln, Liebling“ (1971) bewies er sein schauspielerisches Talent. An seiner Seite: seine erste Frau Chris Doerk. Auf der Leinwand und im wahren Leben galten sie als das perfekte Paar, das Sinnbild idealer Liebe in der sozialistischen Öffentlichkeit. Die Öffentlichkeit verehrte sie als das „Goldpaar“ der DDR, nicht nur für ihr künstlerisches Schaffen, sondern für das Ideal einer heilen Familie, das sie mit der Geburt ihres Sohnes Alexander im Jahr 1968 verkörperten.

Die größte Traurigkeit: Das Scheitern des „Goldpaares“

Hinter dem strahlenden Schein aber verbarg sich eine zunehmende emotionale Kluft. Die Ehe, die 1966 begann, endete bereits 1970 – und der Schock in Ostdeutschland war tief. Für Frank Schöbel wurde das Scheitern seiner ersten Familie zur „größten Traurigkeit“ seines Lebens.

Der Künstler bekennt sich in seiner Autobiografie „Frank und frei“ zu einem Gefühl der Hilflosigkeit, das ihn bis ins hohe Alter verfolgt: das Unvermögen, seine erste Familie zusammenzuhalten. Er führt dies auf seinen Ruhm, den immensen Arbeitsdruck und eine jugendliche, sorglose Persönlichkeit zurück, die ihn „unreif genug“ machte, die Verantwortung als Ehemann und Vater zu tragen.

Die Prioritäten verschoben sich auf schmerzhafte Weise. Chris Doerk legte ihre Karriere auf Eis, um sich um den jungen Alexander zu kümmern, während Frank Schöbel im Rampenlicht stand. Er gestand der Berliner Zeitung 2022: „Ich ließ mich von meiner Karriere mitreißen und vergaß, dass meine Familie mich auch brauchte“.

Chris Doerk selbst sprach 2017 über den tiefen Kummer ihres Ex-Mannes. Sie sah ihn weinen, nicht weil er sie verloren hatte, sondern aus der „Angst, Alexander und das, was wir aufgebaut hatten, zu verlieren“. Diese Schuldgefühle, nicht genug Zeit mit seinem Sohn verbracht zu haben, hätten ihn „jahrelang belastet“. Die Trauer wurde durch die öffentliche Reaktion noch verstärkt: Protestbriefe an Fernsehsender und Kritik der Fans trafen den Star zusätzlich. Er kämpfte darum, sein Image zu wahren und gleichzeitig mit sich selbst Frieden zu schließen.

Ein zusätzlicher, oft unterschwellig schwelender Konflikt in der Ehe war Schöbels „frauenheldische Persönlichkeit“. Chris Doerk deutete an, dass Untreue einer der Gründe für die Trennung gewesen sei. Schöbel leugnet seine Fehler nicht, betont jedoch, dass der Druck und seine mangelnde Eheerfahrung ihn damals überforderten.

Frank Schöbel wird 80 Jahre alt - „Unser aller Fränkie“

Der Mann unter Druck: Das Wunder von Frankfurt 1974

Die enorme Verantwortung, die Frank Schöbel als Ikone trug, zeigte sich auch auf der politischen Bühne. Ein denkwürdiger Moment, der seinen Charakter und seinen Professionalismus unter Beweis stellte, war sein Auftritt bei der Eröffnungsfeier der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 im Frankfurter Waldstadion. Er war der erste ostdeutsche Künstler, der zu einem internationalen Großereignis in Westdeutschland eingeladen wurde – der Druck, ein ganzes Land zu repräsentieren, war immens.

Er sang „Ja, der Fußball ist rund wie die Welt“, ein Lied der Einheit und des Friedens. Nur Minuten vor dem Auftritt bemerkte er, dass sein Mikrofon defekt war. In einem Moment höchster Anspannung bewahrte Schöbel vor zehntausenden Zuschauern Ruhe und Zuversicht, bat das Technikteam leise um einen Austausch und rettete so die Situation. Er erinnerte sich später in einem Interview mit der FAZ: „Ich dachte, wenn ich an diesem Tag versage, würde nicht nur ich, sondern ganz Ostdeutschland verurteilt werden“. Dieser Vorfall demonstrierte seine Professionalität und das Verantwortungsbewusstsein für das Image der DDR.

Die zweite Liebe, das Familienerbe und der Kampf um die Gesundheit

Mitte der 1970er Jahre fand Frank Schöbel mit der Sängerin Aurora Lacasa eine neue Partnerin und musikalische Gefährtin. Obwohl sie nie offiziell heirateten, lebten sie zusammen und bekamen zwei Töchter, Dominique und Odette. Diese Zeit bescherte ihm eines seiner größten Vermächtnisse: das Album „Weihnachten in Familie“, aufgenommen mit Aurora und den beiden Töchtern. Mit über zwei Millionen verkauften Exemplaren wurde es zu einem der erfolgreichsten Weihnachtsalben in der deutschen Geschichte. Doch auch diese Beziehung endete 1990, als die beiden merkten, dass sie unterschiedliche Wege gingen.

Mit fast 83 Jahren beweist Frank Schöbel eine bewundernswerte Vitalität, die von seinem unbeugsamen Geist zeugt. Doch das Alter hat seine Spuren hinterlassen. Er kämpft mit Arthrose, die seine Knie und Hüften betrifft – eine Folge jahrelanger unermüdlicher Bühnenauftritte und leidenschaftlicher Fußballspiele. Hinzu kommen Atemprobleme, die aus seiner COVID-19-Erkrankung im Jahr 2020 resultieren.

Sein Leben ist heute durch ein strenges Gesundheitsprogramm geprägt: tägliche leichte Übungen, Yoga und Spaziergänge in seiner Berliner Heimat Malsdorf. Er passt seinen Auftrittsplan an, um seine Lunge zu schonen: „Ich kann nicht mehr drei Stunden am Stück singen wie früher. Jetzt brauche ich Pausen zum Durchatmen“, gestand er 2024 der Berliner Morgenpost.

Sein Vermögen, das deutsche Pressequellen auf 2 bis 4 Millionen Euro schätzen, stammt hauptsächlich aus seinen unzähligen Plattenverkäufen und internationalen Auftritten in Zeiten der Teilung. Er besitzt eine geräumige Wohnung in Berlin-Malsdorf mit eigenem Tonstudio und investiert lieber in seine Musik und seine Familie, als Luxusgütern hinterherzujagen. „Mein größtes Kapital sind die Lieder, die die Leute auch nach all den Jahren noch mitsingen“, sagte er. Er unterstützt seine Kinder und Enkelkinder, die teilweise in Neuseeland leben.

Ein Lied und seine Geschichte: Frank Schöbel - "Wie ein Stern" | BR  Schlager | Radio | BR.de

Die Offenbarung: Die ewige Liebe ist die Musik – und die Sehnsucht

Trotz aller Herausforderungen ist Frank Schöbel nicht müde. Er nimmt weiterhin an Wohltätigkeitsveranstaltungen teil, komponiert neue Songs und hält Kontakt zu seinen alten Kollegen. Seine Philosophie ist klar: „Ich will nicht aufhören. Aufhören heißt, das Alter gewinnen zu lassen“.

Sein Vermächtnis ist nicht nur die Musik, sondern sein Optimismus, seine Fähigkeit, Schwierigkeiten zu überwinden und Generationen zu verbinden. Die ursprüngliche Ankündigung einer „neuen Liebe“ scheint dabei weniger eine romantische Beziehung zu sein, sondern vielmehr die Bestätigung seiner ewigen, unzerstörbaren Liebe zur Musik und zum Publikum.

Doch in einem Interview mit Schlager.de im Jahr 2020 enthüllte Schöbel die zarte Wahrheit seiner persönlichen Sehnsucht: „Ich bin nicht mehr jung genug, um von einer Ehe zu träumen, aber ich wünsche mir immer noch eine Partnerin, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen kann“. Dieses Geständnis ist die eigentlich tiefste Liebeserklärung.

Es ist die Offenbarung, dass die Ikone der DDR-Popmusik – der Mann, der alles hatte und der dennoch den größten Schmerz des Verlustes ertragen musste – im hohen Alter vor allem eines sucht: menschliche Verbundenheit. Frank Schöbel mag mit fast 83 Jahren nicht mehr der jugendliche Held sein, den die Kinoleinwände zeigten. Aber er ist ein Mann, der ehrlich mit seinen Fehlern und seinem Schmerz umgeht. Und genau diese emotionale Authentizität macht ihn nicht nur unvergessen, sondern menschlicher und nahbarer als je zuvor.

Die Lektion seines Lebens ist eine Hymne auf die Ausdauer: Trotz der Rückschläge, der Schuld und der körperlichen Beschwerden hat er nie aufgehört zu singen. Denn die Musik ist die wahre neue Liebe, die ihm die Energie gibt weiterzumachen. Und solange die Menschen „Wie ein Stern“ mitsingen, wird Frank Schöbel seine größte Angst – die Angst vor dem Vergessen – besiegt haben.

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