Die späte Beichte eines Titanen: Hape Kerkeling enthüllt mit 60 Jahren die wahre “Liebe seines Lebens”

Die späte Beichte eines Titanen: Hape Kerkeling enthüllt mit 60 Jahren die wahre “Liebe seines Lebens”

Ein Mann, dessen Leben eine Achterbahnfahrt zwischen tiefster Tragik und grenzenlosem Humor war, bricht eines seiner letzten großen Tabus. Anlässlich seines 60. Geburtstags hat Entertainer Harpe Kerkeling in einem überraschenden Geständnis über eine Frau gesprochen, die er einst leidenschaftlich liebte und die er bis heute als die “Liebe seines Lebens” bezeichnet. Diese späte Enthüllung fügt der komplexen Biografie des Komikers ein Puzzlestück hinzu, das Fragen über Identität, gesellschaftlichen Druck und die wahre Natur der Liebe aufwirft.

Harpe Kerkeling ist mehr als nur ein Komiker. Er ist eine kulturelle Konstante, ein Phänomen, das die deutsche Unterhaltungslandschaft über Jahrzehnte hinweg geprägt hat. Von den schrulligen Figuren in „Total Normal“ bis hin zum tiefgründigen Pilger in „Ich bin dann mal weg“ – Kerkeling verkörperte stets das menschliche Spannungsfeld zwischen der Tragödie des Lebens und der Notwendigkeit, darüber zu lachen. Doch hinter der schillernden Fassade des Entertainers verbirgt sich eine Lebensgeschichte, die von tiefen Brüchen, schmerzhaften Verlusten und einer stetigen Suche nach dem eigenen Platz in der Welt geprägt ist.

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Der Schatten der Kindheit und die Kunst als Schutzschild

Hans-Peter Wilhelm Kerkeling, geboren 1964 in Recklinghausen, wuchs in einer vom Bergbau geprägten Arbeiterkultur auf, doch seine Familie brachte bereits einen inneren Konflikt mit: das solide Handwerk des Vaters Karl-Heinz und die Kreativität der Mutter Margret, die einen Blumenladen betrieb. Dieses Spannungsfeld aus Bodenständigkeit und künstlerischer Fantasie sollte Kerkelings spätere Persönlichkeit prägen.

Die vermeintliche Idylle zerbrach auf brutale Weise, als Kerkeling gerade einmal neun Jahre alt war. Seine Mutter, die ihren Geruchs- und Geschmackssinn durch eine missglückte Operation verlor, stürzte in eine tiefe Verzweiflung und nahm sich 1973 das Leben. Für den jungen Harpe war dieser Suizid ein Trauma, das ihn fürs Leben zeichnete. In den 1970er-Jahren war der offene Umgang mit einem solchen Schicksalsschlag kaum denkbar. Der Junge war nicht nur mit dem Verlust, sondern auch mit einem gesellschaftlichen Schweigen konfrontiert, das den Schmerz noch verstärkte.

Von diesem Moment an wuchs er bei seinen Großeltern Anne und Josef auf. Besonders seine Großmutter Anne, die eine kleine Ecke in Herten-Scherlebeck betrieb, wurde zum Anker. In diesem kleinen Nachbarschaftsladen legte Kerkeling, ohne es zu wissen, den Grundstein für sein komödiantisches Talent: Er beobachtete Menschen, imitierte ihre Eigenheiten und sog Gesten und Dialekte auf wie ein Schwamm. Die Fähigkeit, andere zum Lachen zu bringen, begann als Schutzmechanismus, um die eigenen Wunden zu überspielen. Gerade diese frühe Konfrontation mit Tod und Endlichkeit verlieh seinem Werk später jene besondere Melancholie und Sensibilität, die seine Figuren so zutiefst menschlich und glaubwürdig machte.

 

Der Aufstieg zum Quoten-König

Mitte der 1980er-Jahre trat Kerkeling mit gerade einmal 20 Jahren ins Rampenlicht. Formate wie „Känguru“ und später „Total Normal“ etablierten ihn als das neue Gesicht der deutschen Unterhaltung. Seine Fähigkeit, ironisch auf den Alltag zu blicken, gleichzeitig aber eine ungewöhnliche Nähe zum Publikum aufzubauen, war sein Schlüssel zum Erfolg.

Mit Kunstfiguren wie der polnischen Hochzeitsplanerin „Honeybee“ und dem Reporter „Horst Schlemmer“ schuf er Ikonen, die in ihrer Groteske gleichzeitig zutiefst menschlich wirkten. Kerkelings Humor war nie zynisch. Er sezierte gesellschaftliche Eigenheiten mit chirurgischer Präzision, lachte aber nicht über die Leute, sondern mit ihnen, aus einer Haltung der Nähe heraus. Diese Vielseitigkeit erlaubte es ihm, mühelos zwischen bissiger Satire, Parodie und souveräner Moderation großer Events – wie dem Eurovision Song Contest Vorentscheid – zu wechseln.

Ein ganz neues Kapitel schlug Kerkeling 2006 auf. Mit seinem Buch „Ich bin dann mal weg“ über seine Pilgerreise auf dem Jakobsweg vollzog er eine unerwartete Wandlung vom Meister des Humors zum ernsthaften, spirituellen Autor. Das Werk traf den Nerv der Zeit, wurde zum millionenfach verkauften Bestseller und kulturellen Phänomen in Deutschland. Dass gerade ein Komiker zum Wegbegleiter in der Sinnsuche vieler Menschen wurde, unterstrich Kerkelings einzigartige Fähigkeit, Erwartungen zu sprengen und Rollen zu durchbrechen.

Hape Kerkeling im Interview: „Das Lächeln fällt mir nicht immer leicht“ |  FAZ

Das Liebesleben: Von Tragödie zu später Erfüllung

So glänzend die Karriere verlief, so von Brüchen war sein privates Liebesleben. Schon früh musste Kerkeling einen schweren Schicksalsschlag verkraften: In den späten 1980er-Jahren verlor er seinen ersten Partner, der an AIDS erkrankte. Ein erneuter, traumatischer Verlust, der ihn an den frühen Tod seiner Mutter erinnerte und seinen Blick auf die Endlichkeit und Fragilität von Beziehungen nachhaltig prägte.

Anschließend trat Angelo Collagrossi in sein Leben. Über zwei Jahrzehnte hinweg bildeten sie eine Partnerschaft, die privat und beruflich untrennbar miteinander verwoben war. Collagrossi war nicht nur Lebensgefährte, sondern auch kreativer Mitstreiter, schrieb Texte und führte Regie bei vielen von Kerkelings Großprojekten wie „Kein Pardon“. Nach mehr als 20 Jahren kam es 2011 zur Trennung. Kerkeling zog sich daraufhin für eine Phase aus der Öffentlichkeit zurück, um sein Privatleben neu zu ordnen.

2016 trat Dirk Henning an seine Seite. Mit ihm wagte er nicht nur einen Neuanfang, sondern auch den Schritt zur Ehe – ein Zeichen des gesellschaftlichen Wandels, den Kerkeling durch sein offenes Leben als schwuler Mann seit den 1990er-Jahren selbst mit angestoßen hatte. Das Paar lebt heute zurückgezogen in Köln und verbringt regelmäßig Monate in Umbrien, Italien, wo Kerkeling die Ruhe findet, die er abseits des hektischen Showgeschäfts benötigt.

 

Die Liebe, die nicht ins Raster passt

Doch die vollständige Geschichte seines Herzens enthüllte Kerkeling erst an seinem 60. Geburtstag. Der Mann, der jahrzehntelang als bekennend homosexuell galt, sprach offen von einer Frau, einer Schauspielerin aus den 1980er-Jahren, deren Namen er bis heute nicht nennen möchte. Er bezeichnete diese Episode als eine „ganz besondere Liebe, süß und zugleich schmerzlich“. Schließlich prägte er den Satz, der die Öffentlichkeit verblüffte und tief berührte: Er nannte diese Frau die „Liebe seines Lebens“.

Dieses Geständnis ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Zum einen wirft es ein neues Licht auf Kerkelings Jugendjahre, eine Zeit der Selbstsuche zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und eigenen Gefühlen. Zum anderen verweist es auf die Komplexität von Identität. Sexualität ist selten eine starre Kategorie. In den 80ern, als ein Coming-out für Prominente ein enormes Risiko für die Karriere darstellte, mag eine Beziehung zu einer Frau auch ein Schutzschild gewesen sein. Doch aus Kerkelings Worten spricht mehr als Zweckmäßigkeit: Es war echte, tiefe Zuneigung.

Kerkeling versteht diese späte Enthüllung jedoch nicht als Relativierung seiner homosexuellen Identität. Im Gegenteil, er betont die Befreiung, die es ihm brachte, offen schwul leben und schließlich heiraten zu können. Doch er gesteht eben auch ein, dass es eine Frau gab, die eine absolute Sonderstellung in seiner Biografie einnimmt, die er nie vergessen konnte.

Komiker und Bestseller-Autor: Hape Kerkeling wird 60 - und blickt auf sein  Leben zurück | DIE ZEIT

Die Botschaft der Komplexität

Für viele Beobachter ist dieses Eingeständnis ein weiterer Beweis für die Authentizität Kerkelings. Seine Kunst lebte stets von Brüchen. Dass auch sein eigenes Leben solche Brüche aufweist, macht ihn nicht widersprüchlich, sondern zutiefst menschlich.

Die Enthüllung hat zugleich eine gesellschaftliche Dimension: Sie zeigt, wie sehr sich die Diskussion über Liebe und Sexualität in Deutschland verändert hat. Heute, mit 60, kann Kerkeling über eine Liebe sprechen, die nicht ins gängige Raster passt, und dennoch Verständnis ernten. Es ist ein Zeichen dafür, dass die Diversität im Erleben von Liebe akzeptierter ist als je zuvor.

Kerkeling spricht liebevoll und schmerzhaft über diese Frau. Er nennt sie eine „große Inspiration“ und betont, dass er in dieser Zeit gelernt habe, was es heißt, sich vollständig hinzugeben und zugleich Angst vor Verlust zu haben. Diese Erfahrung fügt sich nahtlos in die Reihe früher Verluste ein, die sein Leben prägten: die Verbindung von intensiver Nähe und der ständigen Gefahr des Endes.

Das Geständnis, das er so lange für sich behielt, ist eine späte Selbstbefreiung. Es zeigt, dass die Liebe des Lebens nicht zwangsläufig jene ist, mit der man den Rest seiner Tage verbringt. Manchmal bleibt sie eine Erinnerung, ein Schatz, der im Verborgenen ruht, aber doch das ganze Leben prägt. Seine heutige, stabile Ehe mit Dirk Henning wird durch dieses Eingeständnis nicht in Frage gestellt; im Gegenteil, sie wirkt umso stabiler, weil er die Ehrlichkeit besitzt, seine Vergangenheit nicht zu leugnen.

Kerkelings Leben lehrt uns, dass Authentizität mehr Kraft hat als jede Maske. Er hat nie versucht, eine perfekte Illusion von sich selbst aufzubauen. Er hat seine Schwächen genauso sichtbar gemacht wie seine Stärken. Am Ende kulminiert eine lange Reise vom traumatisierten Jungen zum gefeierten Entertainer, vom Suchenden zum Angekommenen. Die Erinnerung an jene besondere Frau bleibt ein Teil von ihm – nicht als Widerspruch, sondern als Ergänzung.

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