Das unerzählte Opfer einer Königin: Francine Jordi und das Schicksal hinter den Kulissen
Die Welt des Schlagers erscheint oft wie eine glitzernde und sorglose Fantasiewelt, in der Melodien von Glück, Liebe und unendlicher Freude dominieren. Doch hinter den strahlenden Kulissen und den perfekt inszenierten Auftritten verbirgt sich eine ganz andere Realität, eine Realität, die von harter Arbeit, persönlichen Opfern und schmerzhaften Entscheidungen geprägt ist. Francine Jordi, die Schweizer Schlagersängerin, deren Name untrennbar mit dem Grand Prix der Volksmusik und dem Eurovision Song Contest verbunden ist, ist das beste Beispiel dafür. Ihr Leben, so scheint es, ist eine kontinuierliche Gratwanderung zwischen öffentlichem Erfolg und den privaten Herausforderungen, die kaum jemand zu Gesicht bekommt. Ihre Geschichte ist mehr als nur eine Aneinanderreihung musikalischer Höhepunkte; es ist die Chronik einer Frau, die ihre Träume für ihre Familie opferte und die größten gesundheitlichen und emotionalen Kämpfe mit einer stillen Würde ausfocht.
Geboren am 24. Juni 1977 in der kleinen Ortschaft Richigen, Schweiz, begann Francine Jordi ihre musikalische Reise bereits im zarten Alter von zehn Jahren. Sie wuchs in einem Umfeld auf, in dem die Liebe zur Musik und zum Gesang fest verwurzelt war. Ihre frühe Leidenschaft fand schnell Anerkennung, und es dauerte nicht lange, bis ihr Talent die regionalen Bühnen sprengte. Doch der wahre Durchbruch kam 1998, als sie den Grand Prix der Volksmusik mit dem Lied “Das Feuer der Sehnsucht” gewann. Dieser Sieg war nicht nur ein Wendepunkt in ihrer Karriere, sondern katapultierte sie in die erste Liga der deutschsprachigen Musikszene. Es war der Startschuss für eine beispiellose Laufbahn, die sie auf die größten Bühnen führte und ihr eine treue Fangemeinde bescherte.
Der Erfolg, den sie in den folgenden Jahren genoss, war phänomenal. Sie veröffentlichte Alben, die sich millionenfach verkauften, und ihr Terminkalender war bis auf die Minute genau durchgeplant. 2002 vertrat sie die Schweiz beim Eurovision Song Contest, ein Auftritt, der ihr internationale Bekanntheit verschaffte. Doch die Scheinwerfer der Weltbühne beleuchteten nur einen Teil ihrer Persönlichkeit. Wenige wussten, dass sie nicht nur als Sängerin brillierte, sondern auch als TV-Moderatorin die Herzen der Zuschauer eroberte, insbesondere als sie die Co-Moderation der legendären Sendung “Musikantenstadl” übernahm. Zudem bewies sie ihre Vielseitigkeit mit einer Rolle in der Oper “Die Zauberflöte”, was ihre klassische Ausbildung unterstrich.
Hinter dem Vorhang des Ruhms verbarg Francine Jordi jedoch eine schmerzhafte Wahrheit, ein Geheimnis, das sie über Jahre hinweg für sich behielt. Es war das Jahr 2003, als ihr Leben eine unerwartete Wende nahm. Die internationale Pop-Musikszene hatte ihr Talent erkannt und bot ihr eine einmalige Chance: ein Umzug in die USA und der Aufbau einer globalen Pop-Karriere. Es war ein Angebot, das die meisten Künstler mit offenen Armen angenommen hätten, die Verwirklichung des ultimativen Traums von Ruhm und Reichtum. Doch Francine Jordi sagte “Nein”. Sie lehnte ab. Der Grund für diese epochale Entscheidung blieb der Öffentlichkeit lange verborgen. Es war eine Entscheidung aus Liebe und Pflichtgefühl, die ihr Herz zerriss. Ihre Mutter, die zu dieser Zeit Unterstützung benötigte, war ihr wichtiger als jeder noch so große Erfolg. Sie entschied sich, bei ihrer Familie zu bleiben, ihre etablierte Karriere in der Heimat fortzusetzen und ihre Träume von der internationalen Bühne beiseite zu legen.
Dieses unerzählte Opfer lastete schwer auf ihrer Seele. Obwohl sie äußerlich weiterhin strahlte, gab es Momente der Reue, in denen sie sich fragte, wie ihr Leben hätte verlaufen können. Sie sprach später offen darüber, dass die Entscheidung, obwohl richtig für ihre Familie, auch eine tiefe Sehnsucht nach dem Unerreichten in ihr hinterlassen hatte. Dieser innere Konflikt wurde zu einem Antrieb, ihre Musik noch authentischer und emotionaler zu gestalten.
Die privaten Tragödien, die Francine Jordi in den folgenden Jahren durchlebte, waren jedoch noch tiefgreifender. Der Verlust ihres Vaters, Franz Lehmann, im Jahr 2020 nach einem schweren Schlaganfall traf sie bis ins Mark. Der Tod ihres Vaters war für sie ein verheerender Schlag, der sie dazu veranlasste, eine geplante Tournee abzusagen, um bei ihm zu sein. Sie beschrieb die Zeit nach seinem Tod als eine Phase tiefer Trauer, in der die Musik der einzige Trost war. Es war, als ob das Schicksal sie immer wieder auf die Probe stellte, und sie musste lernen, mit dem Schmerz umzugehen, während sie weiterhin im Rampenlicht stand.
Ein weiteres Kapitel ihrer Geschichte, das von unglaublicher Stärke zeugt, ist ihr Kampf gegen den Brustkrebs im Jahr 2017. Die Diagnose war ein Schock und zwang sie dazu, eine Zwangspause einzulegen. Dieser Kampf gegen die Krankheit veränderte ihre Perspektive auf das Leben grundlegend. Sie lernte, die kleinen Dinge zu schätzen, die Bedeutung von Gesundheit und die unschätzbare Kraft der Unterstützung von Freunden und Familie. Der Krebs-Kampf stärkte ihren Willen und machte sie zu einer Kämpferin, die sich nicht so leicht unterkriegen lässt. Auch nach der Genesung musste sie weitere gesundheitliche Rückschläge hinnehmen, wie eine Laryngitis und Erschöpfungszustände im Jahr 2023, die sie dazu zwangen, ihr Arbeitspensum zu reduzieren. Diese Herausforderungen zeigten, dass auch die stärksten Menschen an ihre Grenzen stoßen und Pausen brauchen, um sich zu erholen.
Trotz all dieser Widrigkeiten hat Francine Jordi ihr Leben nach ihren eigenen Regeln gestaltet. Ihre Beziehungen, insbesondere die mit dem Sänger Florian Ast, waren oft den wachsamen Augen der Öffentlichkeit ausgesetzt und litten unter dem Druck der Terminkalender. Doch sie blieb standhaft. Die Tatsache, dass sie nie geheiratet hat und keine Kinder bekommen hat, war eine bewusste Entscheidung. Sie konzentrierte sich auf ihre Karriere und ihre Familie, eine Wahl, die sie nie bereut hat. Es war ihr Weg, Glück und Erfüllung zu finden, abseits der gesellschaftlichen Normen.
Inmitten all der Turbulenzen blieb Francine Jordi finanziell bodenständig. Ihre geschätzte Nettovermögen von zwei Millionen Euro (Stand Juli 2025) mag für einen Star ihres Kalibers bescheiden erscheinen, doch es spiegelt ihre Lebenseinstellung wider. Ihr Einkommen aus Albumverkäufen, TV-Shows und Konzerten ermöglicht ihr ein komfortables, aber nicht extravagantes Leben. Sie lebt bescheiden und engagiert sich für wohltätige Zwecke, indem sie regelmäßig an Organisationen wie die Schweizerische Krebsliga spendet. Dieses soziale Engagement zeigt, dass ihr Erfolg nicht nur ihr selbst zugute kommt, sondern auch dazu dient, anderen zu helfen.
Die Geschichte von Francine Jordi ist eine Lektion in Demut, Stärke und persönlichem Wachstum. Sie ist mehr als nur eine Sängerin; sie ist eine Ikone der Menschlichkeit, die uns lehrt, dass die größten Siege nicht immer auf der Bühne gefeiert werden, sondern oft im Stillen errungen werden. Ihr Leben ist ein Beweis dafür, dass man auch in den dunkelsten Stunden des Lebens die Kraft finden kann, weiterzumachen, und dass die Liebe zur Familie und die eigenen Werte am Ende immer wichtiger sind als der flüchtige Glanz des Ruhms.