Hinter dem Glanz von „I Will Follow Him“: Peggy March (77) enthüllt das Jahrzehnte lange Geheimnis der Einsamkeit und die Liebe, die den Tod besiegte
Wenn man über die magischen 1960er Jahre spricht, fällt unweigerlich ein Name, der Sehnsucht, Hingabe und die Unschuld einer Ära verkörperte: Peggy March. Kaum sechzehn Jahre alt, wurde die junge Frau aus Landsdale, Pennsylvania, mit ihrem Welthit „I Will Follow Him“ über Nacht zum Superstar. Ihr Gesicht war jung, verträumt, ihre Stimme hell und glasklar – sie schien das strahlende Versprechen einer neuen Pop-Ära zu sein. Doch hinter den Kulissen, hinter dem Glanz der Scheinwerfer und den jubelnden Massen, lebte eine Frau, deren Herz von tiefen, oft stillen Schatten und einer unerwarteten Zerbrechlichkeit gezeichnet war. Heute, im Alter von 77 Jahren, bricht Peggy March ihr jahrzehntelanges Schweigen und enthüllt das größte Geheimnis ihres Lebens: die jahrelange Angst, in der Glitzerwelt ihre eigene Identität zu verlieren, und die tiefe Trauer, die sie nach dem Verlust ihres Mannes fast zerstörte.
Ihr Weg zum Ruhm war das Ergebnis unerschütterlicher Leidenschaft, doch der Preis war immens. „Ich habe gelernt zu lächeln, auch wenn ich innerlich weinte“, sagte sie einmal leise. „Ich wollte nicht, dass irgendjemand sah, wie sehr ich an mir selbst zweifelte.“ Das Publikum sah nur die Sängerin, die „kleine Frau mit der großen Stimme“, doch hinter dieser Stärke verbarg sich eine fast stille Traurigkeit. Trotz weltweiter Berühmtheit und Liedern in mehreren Sprachen fühlte sie sich oft einsam. Ihre Karriere war ein endloses Pendeln zwischen Bühnenlichtern und stillen Hotelzimmern. Nach außen strahlte sie, nach innen zweifelte sie.

Die Schatten wurden am längsten, als ihre Karriere in den 1970er Jahren plötzlich ins Wanken geriet. Die Charts forderten neue Gesichter, Trends wandelten sich schnell, und Peggy March fand sich in einem Karrieredilemma wieder: Sie war zu jung, um eine reife Künstlerin zu sein, aber schon zu alt für die Tini-Idole – und gleichzeitig zu amerikanisch für den europäischen Markt. „Ich hatte Angst, vergessen zu werden“, gestand sie. „Es war, als würde man mich mit einem Lied feiern und mit dem Nächsten schon ersetzen.“ Der Bruch mit ihrer amerikanischen Plattenfirma traf sie hart. Wochenlang wartete sie auf Anrufe, die nie kamen, und spürte, dass die Zeit gegen sie arbeitete. In dieser Phase lernte Peggy die gnadenlose Einsamkeit kennen, die viele Künstler trifft, wenn der Applaus verstummt.
Anstatt zu resignieren, suchte sie mutig neue Wege. Ihr Umzug nach Deutschland, einem Land, das sie zuvor nur von Tourneen kannte, wurde zu einer „zweiten Geburt“ und einem riskanten Neuanfang. Dort fand sie ein neues Publikum, das sie mit offenen Armen empfing und ihr erlaubte, wieder „Peggy“ zu sein – nicht die, die man vergessen hatte, sondern die, die wieder begann, Musik zu machen. „Deutschland hat mich gerettet“, sagte sie einmal. „Hier durfte ich wieder Peggy sein.“ Dieser Schritt lehrte sie die wichtigste Lektion ihres Lebens: dass man erst dann wirklich frei ist, wenn man aufhört, jemand anderes sein zu wollen. „Ich bin durch Dunkelheit gegangen, aber ich habe das Licht selbst getragen“, reflektiert sie heute mit Stolz.
Der größte Schmerz und gleichzeitig der stärkste Anker in ihrem Leben war ihr Ehemann, Manager und bester Freund Arne Harris. Über 40 Jahre lang war Arne nicht nur ihr Berater, sondern ihr Schutzschild gegen eine Welt, die selten verzeiht. Ihre Liebesgeschichte, die 1969 in einer kleinen Zeremonie besiegelt wurde, war kein modernes Märchen, sondern ein Roman aus Leidenschaft, Geduld und gegenseitigem Respekt. Arne verliebte sich nicht in die Berühmtheit, sondern in den schüchternen, nachdenklichen Menschen dahinter. Er fragte sie nicht, wie viele Platten sie verkauft hatte, sondern ob sie glücklich war – eine einfache Frage, die für Peggy wie ein Wegruf war, sich zum ersten Mal wirklich gesehen zu fühlen.

Doch die Realität des Showgeschäfts überschattete oft ihr Glück. Peggy war ständig auf Tournee, oft monatelang von Arne getrennt. Die Einsamkeit zwischen Hotelzimmern und Flughäfen lastete schwer auf der Ehe. Sie stritten, oft über das, was unausgesprochen blieb. „Es war schwer, eine Ehe zu führen, wenn die ganze Welt zusieht“, erinnerte sich Peggy. Dennoch wussten sie, dass sie füreinander bestimmt waren. Als ihre Tochter Sande Ann geboren wurde, schien das Glück vollkommen, doch das Familienleben war nicht einfach. Es gab Momente, in denen die Belastung so groß wurde, dass Peggy mit dem Gedanken spielte, ihre Karriere aufzugeben – für ihre Familie, für den Frieden. Doch Arne hielt sie davon ab: „Du bist geboren, um zu singen. Ich werde dich nicht verlieren, nur weil du glaubst, du musst dich opfern.“ Diese Worte gaben ihr die Kraft, weiterzumachen. Ihre Liebe hielt, weil sie nicht aus Bequemlichkeit, sondern aus Entschlossenheit bestand. „Ich war das Feuer, er war der Boden unter meinen Füßen“, beschrieb Peggy Harris nach seinem Tod.
Der wohl größte Schock in ihrem Leben war der Verlust dieses Ankers: Arne Harris starb im Jahr 2013. „Ich habe mit ihm nicht nur meinen Mann verloren, sondern meinen besten Freund, meinen Spiegel, mein Zuhause“, gestand Peggy später. Die Wochen nach seinem Tod waren von tiefer Stille geprägt. Freunde beschrieben sie in dieser Zeit als eine Frau, „die in der Stille atmet, weil Worte nicht reichen.“ Arne selbst hatte in einem seiner letzten Interviews über ihre Opfer gesprochen: Er wusste, wie schwer es für sie war, immer die Kleine mit der großen Stimme zu bleiben, während sie innerlich erwachsen wurde.
Peggy erzählte später, dass sie monatelang kaum singen konnte. „Ich habe auf der Bühne gestanden und gedacht, er fehlt im Publikum. Es war, als hätte jemand den Ton aus meinem Leben genommen.“ Doch gerade aus dieser Dunkelheit heraus fand sie zurück zum Licht. Musik blieb ihr Trost, ihre Sprache, ihr Gebet. Sie begann wieder zu singen – nicht um Applaus zu bekommen, sondern um zu überleben. „Arne hätte gewollt, dass ich weitermache“, sagte sie schließlich. „Also tue ich es für ihn.“ Diese Entscheidung war mehr als nur ein berufliches Comeback; es war ein tief bewegender Akt der Liebe, der jeden Ton, den sie seitdem singt, zu einem Stück seines Andenkens macht. Sie verwandelte Trauer in Musik, Verlust in Hoffnung.

Mit 77 Jahren ist Peggy March eine Frau, die gelernt hat, mit ihren Grenzen zu leben. Ihr Körper mag nicht mehr der einer jungen Frau sein, doch ihre Stimme trägt noch immer dieselbe Wärme und Aufrichtigkeit. In den letzten Jahren sprach sie offen über ihre gesundheitlichen Schwierigkeiten, über Müdigkeit, Gelenkschmerzen und die Angst, eines Tages nicht mehr auf die Bühne steigen zu können. „Ich bin nicht unsterblich“, sagt sie in aller Ehrlichkeit. „Aber solange ich singen kann, bin ich lebendig.“ Das Alter brachte nicht nur körperliche, sondern auch seelische Herausforderungen mit sich. Sie spürte die Vergänglichkeit, die sich zwischen sie und ihre frühen Erfolge schob. Fans sprachen von Nostalgie, doch für Peggy war es oft schmerzhaft zu sehen, wie junge Künstler ihr Werk interpretierten, ohne den Preis zu kennen, den sie einst bezahlt hatte. „Ich bin dankbar für jedes Jahr“, sagt sie, „aber das Älterwerden ist nichts für Feiglinge.“
Dennoch blieb sie standhaft. Ihre größte Stärke ist nicht ihr Körper, sondern ihr Geist. Sie hat gelernt, das Leben so zu akzeptieren, wie es kommt – mit Falten, mit Verlust, mit der Schönheit des Unvollkommenen. „Ich habe aufgehört, um ewige Jugend zu kämpfen. Stattdessen kämpfe ich für innere Ruhe“, gestand sie leise. Wenn man sie heute auf der Bühne sieht, bemerkt man diese Ruhe. Sie singt nicht mehr, um zu beeindrucken; sie singt, um zu berühren.
In der Welt des Showbusiness wird Erfolg oft in Zahlen gemessen – Verkaufszahlen, Auszeichnungen, Vermögen. Peggy Marchs geschätztes Vermögen wird heute zwar auf etwa drei Millionen US-Dollar geschätzt, doch für sie hatte Reichtum immer eine andere Bedeutung. Nach dem Tod ihres Mannes zog sie sich in ein bescheidenes Haus in Florida zurück – kein Palast, sondern ein Ort voller Fotos und Erinnerungen. „Ich brauche keine Luxusvilla“, sagte sie. „Ich brauche nur ein Zuhause, das nach Liebe riecht.“ Sie investiert in Herzensprojekte, Stipendien für junge Musikerinnen, Spenden für Frauenhäuser – Themen, die ihr am Herzen liegen. „Ich habe viel Glück gehabt“, sagt sie, „jetzt ist es an der Zeit, ein wenig davon weiterzugeben.“
Für Peggy March war Erfolg nie ein Ziel, sondern ein Nebeneffekt eines Lebens, das sie mit Leidenschaft geführt hat. Ihr Reichtum liegt nicht in Diamanten, sondern in Dankbarkeit und in dem Wissen, dass sie Millionen Menschen berührt hat. Ihr Lebenswerk geht weit über Musik hinaus. Sie bewahrte eine seltene Qualität in der schnelllebigen Popmusik: Echtheit. Sie hat niemals versucht, sich neu zu erfinden, um Trends zu folgen, sondern blieb sie selbst – das Mädchen aus Pennsylvania, das einfach nur singen wollte. Sie wurde zur ersten amerikanischen Sängerin, die dauerhaft in Deutschland Erfolg hatte, und schuf eine Brücke zwischen Kulturen.
Wenn Peggy March heute über die Liebe spricht, dann mit einer Sanftheit, die man nur bei jemandem findet, der sie wirklich gelebt hat. Ihre Tochter Sande Ann hat es auf den Punkt gebracht: „Meine Mutter hat uns gezeigt, was Liebe bedeutet: nicht Perfektion, sondern Beständigkeit. Mein Vater war ihr Zuhause.“ Nach Arnes Tod fühlte sich Peggy nie wirklich verlassen. „Er ist immer noch bei mir“, sagt sie, „in jedem Applaus, in jedem Lied, das ich singe, höre ich seine Stimme.“ Sie glaubt fest daran, dass Liebe über den Tod hinausgeht, und spürt seine Gegenwart, wenn sie Musik macht.
Heute widmet Peggy March jedes ihrer Konzerte Arne. „Ich habe die Liebe meines Lebens getroffen“, sagt sie leise, „und das ist mehr, als ich je erhofft hatte.“ In dieser Einfachheit liegt die wahre Größe ihrer Geschichte: Eine Frau, die alles erlebt hat – Ruhm, Verlust, Schmerz und Triumph – und die am Ende verstanden hat, dass die wahre Melodie des Lebens nicht auf den Bühnen dieser Welt spielt, sondern im Herzen. Peggy March bleibt ein Symbol für Mut, Treue und die leise Kraft der Liebe. Ihr Lied ist noch nicht verklungen. Es klingt weiter – zart und ewig wie ein Gebet. „Ich werde ihm folgen“, flüstert sie manchmal. „So wie ich es immer gesungen habe.“ Und vielleicht ist genau das der schönste Schlussakkord ihres Lebens: ein Lied, das niemals endet.