Kollaps mit Kalkül? Die schockierenden Video-Beweise, die Gina H.s Zusammenbruch im Fall Fabian (†8) zur taktischen Täuschung machen
Es ist der 15. November 2025, ein kühler Vormittag in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Bützo. Hinter den dicken Mauern, wo die mutmaßliche Mörderin des achtjährigen Fabian, Gina H., seit knapp vier Wochen in Untersuchungshaft sitzt, spitzt sich die Lage dramatisch zu. Es sollte der Tag der Entscheidung werden, die Stunde, in der die Staatsanwaltschaft Rostock jene zentrale Zeitlücke im Fall klären wollte, die seit Monaten im Mittelpunkt der Ermittlungen steht. Doch es kam anders: Gegen 12:00 Uhr bricht die 33-jährige Tatverdächtige im Flur des medizinischen Bereichs zusammen, während sie von zwei Justizbeamten begleitet wird.
Dieser Vorfall, dokumentiert durch interne Kameras, ist weit mehr als nur ein medizinischer Notfall. Er markiert einen Wendepunkt, der die Dynamik zwischen den Ermittlern und der Beschuldigten grundlegend verändert. Für die Ermittler ist der Zeitpunkt “bemerkenswert” und die zentrale Frage, die nun über das gesamte Verfahren schwebt, lautet: Handelt es sich um einen realen, psychisch bedingten Zusammenbruch unter dem enormen Druck des Falls oder um einen eiskalt kalkulierten taktischen Schachzug, um einer Konfrontation mit brisanten neuen Beweisen auszuweichen? Die Indizien, die unserer Redaktion aus internen Ermittlungsakten vorliegen, zeichnen ein beunruhigendes Bild, das immer stärker auf Letzteres hindeutet.

Das Muster der Schwäche: Die Angst vor der kritischen Zeitlücke
Der Fall Fabian ist von einer immensen emotionalen Wucht. Die Dimension des Verbrechens – ein verschwundenes Kind, die spätere Entdeckung der Überreste, die entsetzliche Gewalteinwirkung – lastet auf der gesamten Öffentlichkeit, vor allem aber auf der Person, die in einer 8m² großen Zelle auf ihre Vernehmungen wartet. Gina H., die jahrelang im familiären Umfeld des Jungen bekannt war und als unauffällig galt, zeigte in den ersten Tagen nach ihrer Festnahme einen gefassten, distanzierten Eindruck. Doch dieses kontrollierte Verhalten änderte sich schrittweise und nach einem auffälligen Muster.
Laut Protokollen dokumentieren die Ermittler seit Ende Oktober Momente, in denen die Verdächtige plötzlich Pausen verlangte, über Müdigkeit klagte oder sich auf körperliche Beschwerden berief, immer dann, wenn Fragen zu bestimmten Uhrzeiten, Wegstrecken und möglichen Begegnungen gestellt wurden. Ein leitender Ermittler formulierte es vorsichtig: “Wir bewerten medizinische Angaben immer ernst, aber der Zeitpunkt ist bemerkenswert”. Der Zusammenbruch vom 15. November ist das dritte und bei Weitem dramatischste Ereignis dieser Art.
Der Kern der heutigen, nun abgesagten, Anhörung sollte die Rekonstruktion der kritischen Zeitlücke zwischen 16:40 Uhr und 18:05 Uhr an jenem Oktobernachmittag sein, das Zeitfenster, in dem Fabian letztmals lebend gesehen wurde. Genau in diesem Zeitraum sind laut bisherigen Erkenntnissen mehrere Bewegungsmuster der Beschuldigten ungeklärt. Die Fragen der Kriminalpolizei waren präzise und basierten auf neuen Auswertungen von Mobilfunkdaten und einer aktualisierten Weg-Zeitanalyse. Sie sollten entscheiden, ob Gina H.s Angaben aus früheren Vernehmungen mit den neuen, objektiven Daten übereinstimmen oder ob sich unhaltbare Widersprüche auftun.
Der verlorene Moment: Die Strategie der Verzögerung
Der Zusammenbruch verhinderte jede Möglichkeit, diese entscheidende Phase zu betreten. Die Aufnahmen zeigen, wie die Verdächtige den Arm hebt, nach Luft ringt und zu Boden sinkt. Die sofortige medizinische Erstuntersuchung ergab einen akuten Kreislaufabfall, doch der hinzugezogene Arzt vermerkte gleichzeitig: „kein eindeutiger pathologischer Befund“. Für die Staatsanwaltschaft ist dies ein heikler Schwebezustand, denn ohne eine klare medizinische Diagnose können sie nicht ausschließen, dass die Reaktion zumindest teilweise psychologisch motiviert oder taktisch geprägt ist.
Was den Vorfall jedoch besonders brisant macht, ist ein Detail, das die Ermittler frustriert zurückließ: Die heutigen Fragen bezogen sich auf ihren letzten gesicherten Aufenthaltsort vor Fabians Verschwinden. Laut Bewegungsprofil hielt sich Gina H. an jenem Nachmittag nur wenige Minuten entfernt vom späteren Fundort auf. Dass sie ausgerechnet bei der Vorbereitung dieser Fragen kollabiert, ist für die Ermittler ein starkes Indiz dafür, dass sie genau diese Sequenz nicht erklären kann, ohne sich in Widersprüche zu verstricken.
Hinzu kommt ein zweiter, noch schwerwiegenderer Faktor. Parallel zu den Fragen zur Zeitlücke hatte die Staatsanwaltschaft ein neues Beweismittel vorbereitet: eine aktualisierte Analyse eines Kameraausschnitts aus der Nähe des Radwegs. Ein technischer Experte hatte die Sequenz nachbearbeitet, und auf dem Bild, obwohl keine Person eindeutig identifizierbar war, könnte ein Umriss in ihrer Statur liegen. Diese Information sollte Gina H. heute vorgelegt werden – allerdings erst nach den Fragen zur Zeitlücke. Der Zusammenbruch verhinderte jede Möglichkeit, ihre spontane Reaktion auf dieses neue Material zu prüfen. Die Chance, eine unvorbereitete, aufschlussreiche Reaktion zu dokumentieren, war verloren.

Der Twist in der Videoanalyse: Wachsam vor dem Kollaps
Am Morgen des 16. November 2025, nur 24 Stunden nach dem Zusammenbruch, nahm der Fall eine unerwartete Wendung. Die Ermittler sichteten das Videomaterial der JVA erneut, diesmal mit dem Fokus auf die Minuten vor dem dokumentierten Kollaps. Sie stießen auf eine Sequenz, die alles verändert. Auf der Aufnahme ist zu sehen, wie Gina H. kurz vor ihrem Einbruch an einer Wand lehnt – nicht schwankend oder instabil, sondern ruhig, fast konzentriert und wachsam. Sie blickt nach unten, dann zum Eingang des Befragungsbereichs und hebt schließlich den Kopf, als würde sie auf etwas oder jemanden reagieren, der außerhalb des Kamerawinkels steht.
Diese Beobachtung, festgehalten in einem internen Bericht: „Verdächtige wirkt nicht entkräftet, sondern wachsam und aufmerksam“, steht in eklatantem Gegensatz zur Szene nur 30 Sekunden später, in der sie zusammenbricht, als wäre „jede Kraft aus ihr gewichen“. Die zeitliche Präzision des Kollapses – kurz nachdem sie scheinbar eine Reaktion aus dem Flur bemerkte – lässt die Ermittler stutzig werden. Der leitende Kriminalbeamte fasst die interne Stimmung zusammen: „Es ist nicht die Tatsache, dass sie zusammengebrochen ist, die uns beschäftigt. Es ist die Präzision, mit der es passiert ist“.
Die schnelle Erholung und die gezielte Frage
Die Zweifel der Ermittler wurden durch das Verhalten von Gina H. nach ihrer Stabilisierung weiter genährt. Interne Unterlagen bestätigen, dass sich ihr Kreislauf gegen frühen Abend wieder stabilisierte. Doch ihr Verhalten in der Zelle sorgte für Stirnrunzeln. Während sie am Vormittag kaum ansprechbar war, trat am späten Abend eine deutlich veränderte Haltung auf. Sie wirkte ruhiger, geordneter, ihre Bewegungen kontrolliert.
Noch bemerkenswerter: Gina H. erkundigte sich am Abend erstmals nach dem Fortgang des Verfahrens und stellte die Frage, ob weitere Gespräche geplant seien. Eine Beamtin beschrieb es so: „Sie wirkte, als wolle sie wissen, wie viel Zeit ihr bleibt“. Gleichzeitig verlor sie kein Wort über den Vormittag – kein Hinweis auf Schmerzen, keine Bitte um weitere medizinische Betreuung. Dies wirkte auf die Ermittler weniger wie die Reaktion einer schwerkranken Person, sondern eher wie der Wunsch, Kontrolle über das Tempo der weiteren Ermittlungen zu gewinnen.
Der Gipfel der Irritation war jedoch eine beiläufige Frage, die Gina H. einer Justizbeamtin am späten Abend stellte: Sie soll leise gefragt haben, ob bestimmte Unterlagen bereits an die Staatsanwaltschaft geschickt worden seien. Welche Unterlagen sie meinte, blieb unklar, doch die Frage lässt den Ermittlern keine Ruhe. Exakt an diesem Tag sollte die rekonstruierte Kameraufnahme aus dem Bereich des Radwegs erstmals in einer Befragung eingesetzt werden – jenes Material, auf dessen Reaktion man so gespannt gewartet hatte. Die Tatsache, dass die Beschuldigte sich nach Unterlagen erkundigt, die nach bisherigen Kenntnissen nur den Ermittlern bekannt sind, gibt dem Verdacht der Täuschung eine zusätzliche Schwere.
Psychologisches Kräftemessen in der Grauzone
Der medizinische Bericht am folgenden Morgen sprach von einem unauffälligen Status. Die körperlichen Beschwerden traten, wie die Ermittler betonen, ausschließlich in Kontexten auf, in denen eine psychische oder taktische Komponente denkbar ist. Eine forensische Expertin formuliert es in den Akten: „Wenn die Situation wegfällt, verschwindet häufig auch der körperliche Ausdruck“. Die Ermittler stehen vor der Herausforderung zu klären, ob der Zusammenbruch den Zweck hatte, Zeit zu gewinnen – Zeit, die es Gina H. nun ermöglichte, sich gedanklich auf die möglichen Fragen vorzubereiten.
Die Wortwahl der Beschuldigten untermauert diesen Verdacht. Bei einem kurzen Gespräch mit einem JVA-Psychologen soll Gina H. am Morgen des 16. November gesagt haben, sie fühle sich „nicht bereit für schwierige Gespräche“. Der Psychologe vermerkte: „Die Wortwahl deutet auf eine bewusste Auseinandersetzung mit dem Belastungsniveau hin“. Ein taktischer Zusammenbruch, so die Analyse, entsteht häufig genau in dem Moment, in dem eine Person erkennt, dass sie eine Situation nicht kontrollieren kann. Die Reaktion von Gina H. war daher möglicherweise nicht Ausdruck von Schwäche, sondern ein kontrollierter Eingriff in den Ablauf der Ermittlungen.
Der Fall Fabian hat sich damit von einer reinen Spurensuche zu einem psychologischen Duell entwickelt. Nun stellt sich nicht mehr nur die Frage, wo Gina H. am Nachmittag des Verschwindens war, sondern auch, wie gut sie die Mechanismen der Ermittlungsarbeit versteht. Der dramatische Kollaps hat das Kräfteverhältnis verschoben. Der Druck, den die Ermittler aufgebaut hatten, hat an Wirkung verloren, und die Rekonstruktion der kritischen Zeitlücke bleibt unvollständig.
Die Staatsanwaltschaft bereitet nun die rekonstruierte Befragung vor, diesmal unter völlig neuen, verschärften Vorzeichen. Die Verdächtige wird erneut mit den Mobilfunkdaten, den Weg-Zeit-Abgleichen und der überarbeiteten Kamerasequenz konfrontiert werden. Die Ermittler sprechen inzwischen von einer „Grauzone“, in der weder Schuld noch Unschuld eindeutig greifbar sind, sondern psychologische Dynamiken und taktische Elemente aufeinandertreffen.
Der Zusammenbruch von Gina H. war nicht das Ende eines Prozesses, sondern der Beginn eines neuen, unberechenbaren Kapitels. Die nächsten Schritte werden zeigen, ob sie tatsächlich nicht in der Lage ist, sich dem Druck zu stellen, oder ob sie ihn gezielt einsetzt, um dem entscheidenden Beweis im Fall Fabian auszuweichen. Die Hoffnung der Angehörigen auf eine klare Antwort wird mit jeder Verzögerung schwieriger zu halten. Die Welt blickt nun auf die nächste Vernehmung in Bützo, die unter dem Schatten eines möglicherweise kalkulierten Kollapses stehen wird.