Peter Maffay bricht sein Schweigen mit 76: Die späte Wahrheit über Liebe, Abschied und der radikale Mut zur Authentizität
Es war ein grauer Morgen über dem Starnberger See, doch die Stille, die über Tutzing lag, hatte nichts mit Naturgewalten zu tun. Es war die Stille, die nur entsteht, wenn etwas Großes, etwas, das monatelang unter der Oberfläche brodelte, kurz davorsteht, in die Welt zu brechen. Die Presse war in Stellung gegangen, die Kameras warteten, und die Luft war erfüllt von jener elektrisierenden Spannung, die nur Rocklegenden erzeugen können, selbst wenn sie gerade nicht singen. Peter Maffay, 76 Jahre alt und eine lebende Ikone der deutschen Musikgeschichte, trat vor die wartende Menge. Er kam nicht, um ein neues Album zu bewerben, sondern um sein Schweigen zu brechen und ein Geständnis abzulegen, das Deutschland in zwei Lager spaltete und seine Fans fassungslos zurückließ.
Die Gerüchteküche brodelte schon lange. Seit Wochen war seine Frau Hendrik, mit der er erst vier Jahre zuvor die gemeinsame Tochter zur Welt begrüßt und vor Kurzem geheiratet hatte, aus der Öffentlichkeit verschwunden. Keine gemeinsamen Auftritte, keine Begleitung bei Preisverleihungen, keine Erwähnung in Interviews. Die Öffentlichkeit spürte, dass das fragile Konstrukt der prominenten Familie zerbrochen war. Aber Maffay wich aus, schwieg. Nun stand er da, die Hände gefaltet, der Blick ruhig und fest. Keine Spur von Zorn, keine Rechtfertigung. Nur zwei Sätze, die in ihrer Schlichtheit eine tektonische Verschiebung in seinem Leben markierten.
„Ja“, begann Maffay schließlich, „wir gehen getrennte Wege.“
Dieser Satz war erwartet worden, eine traurige, aber logische Konsequenz der jüngsten Entwicklungen. Doch was dann kam, schlug ein wie ein Blitz und entlarvte die gesamte deutsche Kulturszene in ihrer Doppelmoral: „Ich habe jemanden kennengelernt.“ Die Nachricht vom Ende seiner fünften Ehe und einem neuen, späten Beziehungsglück mit einer Frau, die mehr als zwei Jahrzehnte jünger ist, katapultierte Peter Maffay erneut in die Schlagzeilen – diesmal nicht als erfolgreicher Musiker oder engagierter Philanthrop, sondern als Mann, der im hohen Alter radikale Entscheidungen für sein persönliches Glück trifft.

Der radikale Akt der Ehrlichkeit: “Ich will nur noch echt sein”
Dieses Geständnis war mehr als eine private Mitteilung; es war ein Statement über Authentizität und den Mut, sich im Alter nicht den Erwartungen anderer zu beugen. Maffay, der Künstler, dessen gesamte Karriere auf den Säulen von Ehrlichkeit, Rebellion und dem Suchen nach der Wahrheit aufgebaut ist, vollzog in seinem Privatleben, was er jahrzehntelang auf der Bühne besungen hatte: die Freiheit, sich selbst treu zu bleiben.
Er wusste um die Kritik, die unweigerlich folgen würde. Die Diskussionen über Altersunterschiede, Verantwortung und das Bild des Künstlers als moralische Instanz. Doch in einem später folgenden Interview konterte er mit einer Gelassenheit, die nur das Alter verleiht: „Ich weiß, was die Leute denken“, sagte er, „aber ich habe keine Zeit mehr, ein Leben zu führen, das anderen gefällt. Mit 76 will ich nur noch echt sein.“
Hinter diesem Satz steckt kein Trotz oder die Arroganz eines erfolgreichen Mannes, sondern ein tiefer, mühsam erkämpfter Frieden. Peter Maffay hat nie den einfachen Weg gewählt. Das bewies sein musikalischer Wandel vom smarten Schlagersänger, der 1970 mit „Du“ seinen Durchbruch feierte, zum kompromisslosen Rockmusiker. Als seine Zeitgenossen im gefälligen Schlager-Genre verharrten, wagte er Mitte der 70er-Jahre den riskanten Sprung zum Deutschrock. Alben wie Steppenwolf und Revanche machten ihn zur Stimme einer Generation, die zwischen Aufbruch und Sinnsuche stand. Er sang über die Schattenseiten des Erfolgs, über Verantwortung und Liebe – Themen, die er bis heute in seinen Texten verankert. Seine Weigerung, sich in ein Genre einsperren zu lassen, spiegelt nun seine Weigerung wider, sich in ein gesellschaftliches Altersbild pressen zu lassen.
Die neue Gelassenheit: Wer ist die Frau, die Maffay rettete?
Die Frau, die ihm in dieser späten Phase seines Lebens begegnete und die er schlicht „Anna“ nannte, ist eine Kunsttherapeutin. Unabhängig, belesen und von Natur aus zurückhaltend, lernte sie den Musiker bei einer Benefizveranstaltung seiner Stiftung kennen, wo sie Kinder mit traumatischen Erlebnissen betreute. Die Verbindung war kein „Blitz der Leidenschaft“ im Sturm, wie Maffay es von früheren Beziehungen kannte, sondern, so beschreibt es der Künstler, ein „stilles Erkennen.“
Es ist eine ungewöhnliche, aber tiefgehende Dynamik: Maffay, der seine Sprache in der lauten Musik findet, und Anna, die im Schweigen und in der Kunst Heilung sucht. „Sie hört zu“, schwärmte er später, „nicht nur mit den Ohren, sondern mit dem Herzen. Und das ist etwas, was ich in meinem Leben selten erlebt habe.“ In seinem unsteten, rastlosen Leben als Rockmusiker hat er eine Partnerin gefunden, die ihm die innere Einkehr und Achtsamkeit bietet, nach der er seit Jahrzehnten gesucht hatte.
Doch um diesen Frieden zu finden, musste Maffay einen hohen Preis zahlen.

Die Fünf Melodien des Herzens: Eine Ehe als Suche
Seine Liebesgeschichten sind eine Biografie voller Sehnsüchte, ehrlich, leidenschaftlich und voller Widersprüche. Fünfmal hat Peter Maffay den Bund der Ehe geschlossen, fünfmal in der Überzeugung, dies sei das „Für immer“. Jede Beziehung spiegelte eine andere Zeit, eine andere Herausforderung seines Lebens wider, hatte aber immer die Suche nach der Balance zwischen leidenschaftlicher Liebe und ehelicher Beständigkeit zum Inhalt.
Die erste Ehe mit Petra Küfner zerbrach an der Geschwindigkeit des frühen Erfolgs; die Ruhe, die eine junge Ehe benötigt, kollidierte mit dem unaufhaltsamen Aufstieg zum Star. Es folgte die Ehe mit Chris Heinze, seiner Kollegin und Mitstreiterin, mit der er ein Pflegekind aufnahm. Auch sie endete, als das Rampenlicht zur ständigen Konstante und das Zuhause zum fragilen Konstrukt wurde. In den 90er-Jahren suchte er mit Michaela Herzek kurzzeitig Stabilität, doch auch hier gewann am Ende die Rastlosigkeit des Künstlers.
Eine tiefgreifende Zäsur brachte die Beziehung mit Tanja Spengler. Im Jahr 2003 wurde ihr gemeinsamer Sohn Yaris geboren. Zum ersten Mal sprach Maffay öffentlich darüber, wie ein Kind sein Leben verändert hatte – es war eine zarte, verletzliche Phase, in der der kontrollierte Künstler die Seite des fürsorglichen Vaters zeigte, der sich nach Normalität sehnte. Doch auch diese Ehe zerbrach am Druck der Öffentlichkeit.
Die letzte Ehe mit Hendrik Balzmeier, einer Lehrerin aus Halle/Saale, 20 Jahre jünger, sollte das große Ankommen sein. Mit der Geburt der gemeinsamen Tochter 2018 und der Hochzeit 2022 in Tutzing schien der rastlose Musiker endlich seinen Ankerplatz gefunden zu haben – dort, wo er sein legendäres Red Rooster Studio betreibt, zwischen Musik und Natur. Doch wie Maffay selbst einmal philosophierte: Beziehungen sind wie Lieder. Man beginnt sie mit voller Überzeugung und lebt sie mit Leidenschaft, doch manchmal verstummt die Melodie einfach.
Der Reichtum als Verpflichtung: Integrität im Fokus
Die Schlagzeilen über seine privaten Wendungen dürfen nicht den Blick auf Maffays gesamtes Lebenswerk verstellen, das in seiner Integrität nahezu unangefochten ist. Sein Erfolg ist immens: Über 50 Millionen verkaufte Tonträger – ein Rekord, den kein anderer Künstler in der Bundesrepublik jemals übertroffen hat. Sein geschätztes Vermögen bewegt sich zwischen 30 und 35 Millionen Euro, resultierend aus Tonträgern, ausverkauften Tourneen, Merchandising und unternehmerischer Weitsicht.
Maffay war nie ein Künstler, der seine Karriere an Manager abtrat. Er behielt stets die Kontrolle, gründete eigene Produktionsfirmen, investierte in Tonstudios und Rechte. Diese finanzielle Unabhängigkeit ist der Motor seiner künstlerischen und privaten Freiheit. Doch sein Verständnis von Reichtum ist zutiefst ethisch.
„Geld“, sagte er einmal, „ist nur so viel wert, wie man damit Gutes tun kann.“ Dieses Credo ist die Grundlage seiner Peter Maffay Stiftung, die sich seit den 90er-Jahren um traumatisierte Kinder kümmert, die Gewalt, Flucht oder Missbrauch erlebt haben. Ob in seinen Einrichtungen auf Mallorca, in Deutschland oder in Rumänien – Maffay nutzt seine Popularität und sein Vermögen, um Schutz, Geborgenheit und Vertrauen zu schaffen. Er reist persönlich zu den Projekten, macht mit den Kindern Musik. Dieses Engagement, fernab von PR-Gags, festigt seinen Ruf als moralische Instanz im deutschen Kulturbetrieb. Es erlaubt ihm, seine persönlichen Entscheidungen, so unkonventionell sie auch sein mögen, aus einer Position der Glaubwürdigkeit heraus zu treffen, die ihm ein Großteil seines Publikums nicht verwehrt. Sie sehen in ihm nicht den Prominenten, der Skandale sucht, sondern einen Mann, der sich zu seinen menschlichen Brüchen bekennt.

Der stille Dialog auf Mallorca
Nach dem öffentlichen Bekenntnis zog sich Maffay nach Mallorca zurück, auf seine Finca, ein Anwesen, das weniger Statussymbol als Rückzugsort ist. Dort, inmitten von Olivenbäumen und Meeresbrise, suchte er den Frieden. Wer ihn in dieser Zeit sah, beschrieb ihn als gelöst, beinahe heiter. Jeden Morgen stieg er auf seine alte Harley, fuhr die Küstenstraße entlang, hielt an einem Aussichtspunkt und schaute aufs Meer – ein „stiller Dialog mit dem Leben“, wie er es nannte.
Vielleicht war es dieser Moment der Einkehr, der ihn zu seinem endgültigen, versöhnlichen Schlusswort führte, das er in einem Interview preisgab: „Ich habe nie aufgehört, an die Liebe zu glauben, aber ich habe aufgehört, sie beweisen zu müssen.“
Mit 76 Jahren steht Peter Maffay nicht am Ende, sondern an einem Neuanfang. Sein Leben ist ein Album aus Licht und Schatten, aus Schmerz und Schönheit. Die Bühne, die Millionen verkauften Platten, die fünf Ehen – all das sind nur Kulissen. Was bleibt, ist der Mensch dahinter, der gelernt hat, dass die größte Kunst darin liegt, sich selbst zu vergeben und sich selbst treu zu bleiben. Sein neues Kapitel ist ein Zeugnis dafür, dass der Mut zur radikalen Ehrlichkeit in jeder Lebensphase eine andere, aber immer ehrliche Melodie sprechen kann.