Ingrid van Bergen, eine der unkonventionellsten und facettenreichsten Schauspielerinnen der deutschen Nachkriegsgeschichte, ist am 28. November im Alter von 94 Jahren verstorben. Ihr Leben war eine Achterbahnfahrt der Extreme: von frühen Erfolgen in internationalen Filmen über einen tiefen persönlichen Absturz mit Haftstrafe bis hin zum triumphalen TV-Comeback als Dschungelkönigin. Doch die letzten Tage ihres Lebens standen in traurigem Kontrast zu ihrer schillernden Vergangenheit.
Die letzten Jahre verbrachte die Schauspiel-Legende zurückgezogen in ihrem bescheidenen Zuhause in der Lüneburger Heide, gezeichnet von Alter und Krankheit. Die BILD-Showchefin Tanja May, die zuletzt mit Ingrid van Bergen in Kontakt stand, schilderte die traurigen Umstände: „Die letzten Wochen waren, glaube ich, ziemlich dunkel für Ingrid van Bergen.“
Blindheit und Armut im hohen Alter

Die dramatischste und schmerzhafteste Hürde war die vollständige Erblindung in den letzten Wochen ihres Lebens. Ingrid van Bergen, die zeitlebens eine direkte Kommunikatorin war, beklagte gegenüber der BILD-Redakteurin, dass sie die Fan-Post nicht mehr lesen konnte – eine ihrer letzten Freuden und eine Möglichkeit, mit der Außenwelt verbunden zu bleiben. Tanja May verriet, dass die Schauspielerin bis zuletzt jeden Brief und jede E-Mail beantwortete. Die Unmöglichkeit, diese persönliche Verbindung aufrechtzuerhalten, traf sie tief.
Hinzu kam eine prekäre finanzielle Situation, die eine würdige Pflege erschwerte. Die BILD-Showchefin bestätigte, dass Ingrid van Bergen „wirklich sehr bescheiden gelebt“ habe. Es war offenbar kein Geld vorhanden, um eine professionelle Pflegerin zu engagieren oder ihr eine gut versorgte Unterbringung in einem Heim zu ermöglichen. Die Pflege in ihren letzten Tagen wurde daher von einer engen Freundin und weiteren engen Freunden privat in ihrem Zuhause organisiert.
Trotz der Härte dieser Umstände – der Blindheit, der Armut und der Isolation – machte die 94-Jährige laut Tanja May nicht den Eindruck, als sei sie verbittert. Diese Haltung, diese innere Stärke, spiegelte ihren Charakter wider, der sie durch alle Höhen und Tiefen trug.
Ein Leben voller Skandale und Comebacks
Ingrid van Bergens Karriere war so turbulent wie die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts selbst.
Erste Karriere und Aufstieg: Ihre Karriere begann mit gefeierten Auftritten in Filmen wie „Rosen für den Staatsanwalt“ und internationalen Produktionen.
Der Absturz: Im Jahr 1977 sorgte die Schauspielerin für einen landesweiten Schock, als sie für den tödlichen Schuss auf ihren damaligen Lebensgefährten verurteilt wurde. Sie verbrachte eine mehrjährige Haftstrafe.
Zweite Karriere: Nach der Haft bewies Ingrid van Bergen ihren unbändigen Willen und ihre Haltung, indem sie sich über das Theater und Fernsehen eine zweite Karriere aufbaute und langsam wieder Fuß in der Öffentlichkeit fasste.
Der Triumph im Dschungel: Das endgültige, triumphale Comeback gelang ihr im Jahr 2009 mit der Teilnahme an der RTL-Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“. Sie eroberte die Herzen eines jüngeren Publikums und wurde zur Dschungelkönigin.
Trotz dieses späten Ruhms und des finanziellen Erfolgs, den der Dschungelcamp-Sieg mit sich brachte, endete ihr Leben in einer stillen Notlage. Die Geschichte von Ingrid van Bergen ist damit nicht nur die Chronik einer großen Schauspielerin, sondern auch ein bewegendes Drama über die Härten des Alters, die Flüchtigkeit des Ruhms und die tiefe Loyalität von Freundschaften. Ihre Fähigkeit, trotz allem nicht zu verbittern, bleibt ein bewegendes Vermächtnis.