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Peter Maffay. Der Name allein ist ein donnerndes Echo deutscher Musikgeschichte, eine Symbiose aus gefühlvollem Schlager und kraftvollem Deutschrock, die seit über fünf Jahrzehnten die Bühnen dominiert. Geboren als Peter Alexander Makai im rumänischen Brașov, wuchs er zur Legende heran, deren Lieder von „Du“ bis „Tabaluga“ das kollektive Gedächtnis einer ganzen Nation prägten. Er ist der Mann, der die Seele des Rock’n’Roll mit der tiefen Melancholie des deutschen Liedguts vereinte. Doch hinter der Fassade des unerschütterlichen Steppenwolfs verbirgt sich die Geschichte eines Mannes, dessen Leben ein farbenreiches, aber oft schmerzhaftes Gemälde aus Leid, Verlust und einem verborgenen Kampf gegen die eigene Einsamkeit ist.
Nun, da Peter Maffay auf die 80 zugeht, enthüllt sein Leben eine tiefe, fast tragische Wahrheit: Der Preis des Ruhms war hoch. Es ist die Geschichte von fünf Ehen, zwei beinahe tödlichen Unfällen, chronischen Schmerzen und einem späten, unverhofften Glück, das er in seiner fünften Ehefrau, Hendrikje Balsmeier, fand – jener Frau, die ihm das Licht am Ende des Tunnels zeigte und ihn vor der grössten Leere rettete.
Die verborgene Leere: Der einsamste Mann vor Tausenden
Im Alter von 14 Jahren liess Peter Maffay seine Heimat Rumänien hinter sich, um in Westdeutschland ein neues Leben und seine Musikkarriere zu suchen. Der frühe Erfolg von Hits wie „Du“ katapultierte ihn in den Olymp der Stars. Er stand vor Tausenden, wurde bejubelt und bewundert. Doch genau dieser Ruhm verbarg sein grösstes, tiefstes Geheimnis: die quälende Einsamkeit.
In einem seiner seltenen, ehrlichen Geständnisse offenbarte Maffay, dass er in den frühen Jahren seiner Karriere oft verloren und unverstanden war, selbst wenn er im Rampenlicht stand. Er erklärte, das Image des starken, energiegeladenen Stars sei ein Schutzmechanismus gewesen, ein Weg, sich vor Verletzungen zu bewahren. „Ich habe gelernt, vor dem Publikum zu lächeln, aber innerlich wollte ich nur einen Ort finden, an dem ich mich vor allem verstecken konnte“, vertraute er einst an. Diese Aufrichtigkeit rührte seine Fans zutiefst und zeigte, dass der grosse Künstler auch ein Mensch war, der gegen innere Dämonen kämpfte. Er war der erfolgreichste, aber innerlich vielleicht einsamste Mann, der Abend für Abend die Bühne betrat.
Das Trauma der Ablehnung: Eier und Depression
Ein prägender und zutiefst demütigender Moment in Maffays Karriere, der ihn in eine tiefe Krise stürzte, war sein Auftritt als Vorgruppe der Rolling Stones in Hannover. Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs mit Alben wie Steppenwolf hoffte er, das internationale Publikum zu erobern. Was ihn jedoch erwartete, war blanke Ablehnung: Buhrufe, Eier und Tomaten flogen ihm entgegen. Für einen Star, der an Bewunderung gewöhnt war, war dies mehr als nur ein beruflicher Misserfolg – es war ein Schlag gegen sein Selbstwertgefühl.
„Ich dachte, ich gehöre nicht dorthin. Alles, was ich aufgebaut hatte, wäre eine Illusion“, erzählte er später. Die Demütigung stürzte ihn in eine leichte Depression, in der er an seinem Talent und seinem eingeschlagenen Weg zweifelte. Er verbrachte schlaflose Nächte in Grübelei. Doch Peter Maffay definierte sich nie durch diesen Schmerz. Seine spätere Ehefrau, Hendrikje Balsmeier, beschrieb bewegt, dass dieser Moment ihn zwar gebrochen, aber auch sensibler gemacht habe – er lernte, wie man nach einem Misserfolg wieder aufsteht und Tränen in Motivation umwandelt, um eine tiefere Verbindung zum Publikum aufzubauen. Dieser Schmerz wurde zur unzertrennlichen Komponente seiner Musik, die in späteren, tiefgründigeren Werken wie dem 2010 erschienenen Album Tattoos, einer Neuinterpretation alter Hits mit neuen, gereiften Emotionen, ihren Ausdruck fand.
Der Kampf um das Leben: Vom Unfall zur Hymne
Noch dramatischer verlief ein Unfall im Jahr 1970, der Peter Maffay beinahe das Leben kostete. Nach dem Erfolg von „Du“ war der 23-jährige Künstler voller Elan, als er mit seiner geliebten Harley-Davidson einen schweren Unfall erlitt. Ein Moment der Unachtsamkeit führte zum Sturz, der ihm Knochenbrüche und innere Verletzungen zufügte. Monatelang kämpfte er im Krankenhaus mit körperlichen Schmerzen und der Angst, nie wieder singen oder Gitarre spielen zu können.
„Ich dachte, es wäre vorbei“, erinnerte er sich. Seine Welt war zerbrochen. Doch gerade in dieser Dunkelheit fand er die Kraft, die ihn ausmachte. Seine Mutter, Augustine Makay, stand ihm bei, erinnerte ihn daran, dass er geboren wurde, um Menschen mit Musik Freude zu bereiten. Im Krankenhaus begann er, seine schmerzhaften Emotionen in Melodien zu kanalisieren. Aus dieser Zeit der physischen und psychischen Genesung entstand der Song „Und es war Sommer“ – eine Hymne, die später zum Symbol seines starken Comebacks und seiner neu gewonnenen Lebenslust wurde. Die Überwindung dieses Schicksalsschlags machte ihm klar, wie kostbar jeder Moment war, und er beschloss, sein Leben fortan in vollen Zügen zu geniessen.
Das Ehe-Karussell: Suche nach dem Anker
Peter Maffays Suche nach dem Anker im turbulenten Meer seines Lebens führte ihn durch fünf Ehen, jede davon eine emotionale Achterbahnfahrt. Die ersten vier Beziehungen, darunter die mit Petra Küfner, Chris Heinze, Michaela Herzek, und insbesondere Tanja Spengler, der Mutter seiner Kinder Yaris und Nina, waren geprägt von den Turbulenzen seiner Karriere. Die langen Tourneen, der unerbittliche Druck der Öffentlichkeit und die Schwierigkeit, Beruf und Familie zu vereinbaren, führten oft zu heftigen Auseinandersetzungen und der mehrfachen Überlegung, getrennte Wege zu gehen.
Maffay gab offen zu, dass seine ständige Abwesenheit von Zuhause seine Partnerinnen oft einsam und im Stich gelassen zurückliess. Trotz der Liebe zu seinen Kindern, die der Grund waren, die Beziehungen immer wieder zu kitten, zeigten diese Jahre, dass es dem Rockstar schwerfiel, die Stille und die Beständigkeit zu finden, die er suchte. Er war ein rastloser Geist, dessen Herz nie ein sicherer Ort zu sein schien.
Spätes Glück: Hendrikje als „Fels in der Brandung“
Erst die fünfte Ehe mit Hendrikje Balsmeier, die er 2022 im Alter von 72 Jahren heiratete, markierte das langersehnte Kapitel des Friedens. Hendrikje, jünger und voller Energie, brachte nicht nur frischen Wind in sein Leben, sondern auch das, wonach er sein ganzes Leben lang gesucht hatte: eine Seelenverwandte, die ihn nicht nur als Star, sondern als Mensch verstand und akzeptierte.
„Hendrikje ist das Licht am Ende meines Tunnels“, schwärmte Peter Maffay in einem Interview. „Sie bringt mir den Frieden, nachdem ich mein ganzes Leben lange gesucht habe.“ Ihre Beziehung ist ein Beweis dafür, dass Liebe keine Altersgrenzen kennt und dass wahre Kameradschaft inmitten von Lebensstürmen entstehen kann. Das Paar zog sich auf ein riesiges Bauernhaus auf Mallorca zurück, eine Oase der Ruhe inmitten von Olivenhainen und Weinbergen. Dieses Domizil, das auf mehrere zehn Millionen Euro geschätzt wird, ist für Maffay nicht nur Besitz, sondern ein Symbol seines späten Glücks und seiner Inspiration.
Hendrikje ist Maffays „Fels in der Brandung“. Sie sorgt sich um seine Gesundheit, unterstützt ihn in seiner Wohltätigkeitsarbeit und hält ihm den Rücken frei. Ihr Geheimnis der Ehe liegt in der „absoluten Ehrlichkeit“, bei der auch die schwierigsten Dinge offen angesprochen werden. Mit ihr hat Maffay die Stille kennengelernt und gelernt, dass wahres Glück nicht im Lärm des Applauses, sondern in der friedlichen Zweisamkeit liegt.
Der Kampf gegen den eigenen Körper
Mit 76 Jahren steht Peter Maffay zwar immer noch energiegeladen auf der Bühne, doch die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen. Er kämpft offen mit gesundheitlichen Problemen, die sein künstlerisches Schaffen direkt bedrohen. Er leidet an Rheumatoider Arthritis, einer schmerzhaften Gelenkerkrankung, die seine Hände und Knie betrifft. Die Finger, die einst mühelos über die Gitarrensaiten glitten und zeitlose Melodien schufen, werden manchmal steif. Dies zwingt ihn, sein Spiel anzupassen und die Häufigkeit langer Tourneen zu überdenken.
„Es gibt Tage, an denen ich das Gefühl habe, mein Körper kann nicht mit meinem Herzen mithalten“, vertraute er 2022 an. Musik sei sein Atem, doch der chronische Schmerz und die Müdigkeit sind ständige Begleiter. Hinzu kommt Bluthochdruck, der eine strenge Diät erfordert. Obwohl Maffay stets versucht, ein starkes Lächeln zu bewahren, erlebt er schlaflose Nächte, in denen er sich verletzlich fühlt und über seinen Weg nachdenkt. Der Verlust seiner Mutter, Augustine Makay, und enger Freunde wie Johnny Tame, sind psychische Wunden, die nie ganz heilen. Doch gerade die Besuche in den Zentren seiner Peter Maffay Stiftung, wo er das Lächeln der Kinder sieht, geben ihm die Motivation, die anstrengenden Tage zu überstehen.
Das Vermächtnis des Überlebenden: 50 Millionen und Tabaluga
Über fünf Jahrzehnte unermüdlicher Hingabe zur Musik haben Peter Maffay ein beträchtliches Vermögen eingebracht, das auf rund 50 Millionen Dollar geschätzt wird. Mit 21 Nummer-1-Alben hält er den deutschen Rekord, ein Beweis für seine anhaltende Relevanz. Trotz seiner wohlhabenden Position legt Maffay jedoch keinen Wert auf Protzerei. Sein Reichtum fliesst in kluge Investitionen, allen voran seine Oase auf Mallorca. Er hat oft betont, dass sein grösstes Kapital nicht Geld oder Immobilien, sondern die Liebe seiner Familie und die Unterstützung seiner Fans sei.
Sein wohl grösstes Vermächtnis, das über die kommerziellen Zahlen hinausgeht, ist die Figur Tabaluga – der kleine blaue Drache. Das 1980 ins Leben gerufene Musikprojekt und Musical ist ein kulturelles Phänomen geworden, das Millionen von Kindern mit Botschaften über Freundschaft, Mut und Hoffnung prägte. Tabaluga sei seine Art, Werte an zukünftige Generationen weiterzugeben, so Maffay.
Zusätzlich hat er mit der Peter Maffay Stiftung tiefe Spuren im karitativen Bereich hinterlassen, indem er Kindern mit psychischen und physischen Problemen einen sicheren Hafen und Heilungsmöglichkeiten bietet. Für dieses Engagement wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz.
Peter Maffay ist mit 76 Jahren nicht nur eine Ikone; er ist ein Überlebender, der gelernt hat, dass ein Künstler kraftvoll und sensibel, rebellisch und zutiefst menschlich sein kann. Er hat sein Leben, seine Liebe und seine Gesundheit hart erkämpft und findet heute, umgeben von seiner Familie und der Stille Mallorcas, die Dankbarkeit und den Frieden, nach denen er in den einsamen Momenten auf den grössten Bühnen der Welt vergeblich gesucht hat. Sein Vermächtnis ist die unvergängliche Botschaft: Trotz aller Schläge ist es nie zu spät, um neu anzufangen und das Licht am Ende des Tunnels zu finden.