
Johannes Winkel, der Chef der Jungen Union (JU), übt Kritik an der Frequenz öffentlicher Äußerungen von CDU-Altkanzlerin Angela Merkel. “Es sei außergewöhnlich, wie oft sie sich in die Tagespolitik einmischt,” sagte der JU-Chef dem Spiegel.
Außerdem moniert Winkel Merkels Umgang mit ihrer eigenen politischen Vergangenheit:
“Diese Wortmeldungen wären glaubwürdiger, wenn sie auch Selbstkritik üben würde.”
Beispielhaft nannte Winkel Merkels Russland- und Ukraine-Politik, ihren aus seiner Sicht groß inszenierten Auftritt mit Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban sowie ihre Kritik an Polen.
“Viele fragen sich, was genau will sie damit bezwecken,” sagte Winkel. Der JU-Chef spekulierte über Merkels Motive, dass sie womöglich ein schlechtes Gewissen habe und ihren Eintrag in den Geschichtsbüchern zu retten versuche. Winkel bezweifelt, dass ihr das gelinge, wenn sie sich häufig in eine Debatte einbringe.
Trotz Zusage: Regelmäßige Wortmeldungen
Viele in der Union sind davon genervt. Die Altkanzlerin hatte bei ihrem Ausscheiden aus dem Amt vor einiger Zeit gesagt, sie wolle ein politischer Mensch bleiben. Zugleich versicherte sie, die Tagespolitik nicht von der Seitenlinie aus kommentieren zu wollen.
Dennoch äußerte sie sich regelmäßig. Kürzlich gab sie einem ungarischen Nachrichtenportal ein Interview. Darin hatte sie erneut Kritik an ihrer Ukraine-Politik zurückgewiesen. Sie erklärte, das sogenannte Minsker Gesprächsformat zur Umsetzung eines Friedensplans für die Ukraine sei für sie der Versuch gewesen, Russland in einen Deeskalationsprozess einzubinden und der Ukraine damit Zeit zu verschaffen. Das Minsker Abkommen war infolge der kriegerischen Auseinandersetzungen im Osten der Ukraine zustande gekommen.