Nach dem Ausstieg von Karin Hanczewski zeigen Martin Brambach und Cornelia Gröschel im neuen “Tatort” aus Dresden, dass weniger manchmal mehr ist. “Siebenschläfer” bietet einen spannenden, realistischen Fall mit starkem Duo und gesellschaftlicher Relevanz.
Am Sonntag, 12. Oktober ab 20:15 Uhr im Ersten, ermittelt erstmals das dezimierte Dresdner “Tatort”-Team im Premierenfall “Siebenschläfer”. Nach dem überraschenden Abschied von Karin Hanczewski (43) als Kommissarin Gorniak müssen Kommissariatsleiter Peter Michael Schnabel (Martin Brambach, 57) und Ermittlerin Leonie Winkler (Cornelia Gröschel, 37) erstmals zu zweit einen erschütternden Fall aufklären.
Worum es im “Tatort: Siebenschläfer” geht
Ein nächtlicher Ausbruch aus dem Jugendheim “Siebenschläfer” endet in einer Tragödie: Die 16-jährige Lilly-Marie (Dilara Aylin Ziem, 23) wird leblos aus einem nahegelegenen See geborgen. Ihr Begleiter, der 17-jährige Pascal (Florian Geißelmann, 21), bleibt spurlos verschwunden. Winkler und Schnabel starten eine großangelegte Suche. Auf den ersten Blick wirkt das Heim “Siebenschläfer” wie eine vorbildlich geführte Einrichtung.
Unter der Leitung von Saskia Rühe (Silvina Buchbauer, 53) leben dort Kinder und Jugendliche mit schwieriger Biografie. Besonders die Erzieherin Jasmin Hoffmann (Aysha Joy Samuel, 28) ist tief erschüttert über Lillys Tod. Von Pascal erzählt sie, dass er als problematisch und aufbrausend galt. Deshalb befand er sich – wie die anderen Heimbewohner auch – in Behandlung beim Psychiater Lukas Brückner (Hanno Koffler, 45). Die Ermittlungen nehmen eine drastische Wendung, als der Jugendamtsleiter Torsten Hess (Peter Moltzen, 54) ermordet aufgefunden wird.
Lohnt sich der “Tatort-Siebenschläfer”?
Ja, und zwar überraschend deutlich. Nach dem Abschied von Hanczewski ist das Dresdner Team zwar auf zwei Köpfe geschrumpft, doch das tut dem Ganzen keinen Abbruch – ganz im Gegenteil. Das neue Zweier-Team beweist überraschende Stärke. Nach der weiblich gehaltenen Ära mit Gorniak und zunächst Henni Sieland (Alwara Höfels, 43), die 2019 von Winkler abgelöst wurde, entwickelt sich eine faszinierende neue Dynamik. Der schrullige Kommissariatsleiter Schnabel, der seit 2016 im Hintergrund agierte, trat nun kraftvoll ins Rampenlicht – ohne seine Kollegin Winkler in den Schatten zu stellen.
In “Siebenschläfer” wird Brambach jetzt endgültig zur Hauptfigur – und ergänzt sich mit Winkler perfekt. Zwei weitere Dresden-Fälle mit dem Duo Schnabel und Winkler sind im Übrigen bereits abgedreht. Es geht also mit dem dezimierten Team vorerst weiter – und das ist gut so!
Der aktuelle Fall überzeugt durch beklemmenden Realismus und gesellschaftliche Brisanz. Die Verstrickungen zwischen vernachlässigten Heimkindern, überforderten Betreuern und einem maroden System werden erschreckend authentisch dargestellt. Ausgiebig Raum wird auch der Tatsache gegeben, dass es sich bei solchen hanebüchenen Fehlentwicklungen zwar um systematische Versäumnisse des Staates handelt, es aber dennoch nur Einzelfälle sind.
Fazit: Der neue Dresden-“Tatort” überzeugt mit einem starken Drehbuch sowie der Neupositionierung des Teams. Ein wirklichkeitsnaher, mitreißender Fall mit einem aktuellen, gesellschaftskritisch aufbereiteten Grundthema, getragen von starken Schauspielern, die ihren Platz gefunden haben.