Stan Laurel: Der Clown mit dem gebrochenen Herzen – Eine tragische Biografie hinter dem unvergänglichen Lachen

Stan Laurel: Der Clown mit dem gebrochenen Herzen – Eine tragische Biografie hinter dem unvergänglichen Lachen

Wenn die Namen Stan Laurel und Oliver Hardy fallen, denkt die Welt unweigerlich an unbeschwertes Lachen, Slapstick-Einlagen und eine der ikonischsten Komiker-Partnerschaften der Filmgeschichte. Doch während Stan Laurel, der zierliche, ewig verwirrte und melancholisch blickende Teil des Duos, Millionen von Zuschauern weltweit ein Lächeln ins Gesicht zauberte, verbarg sich hinter seinem Markenzeichen, dem Clown-Make-up und dem Bowlerhut, ein Leben voller unerwarteter Trauer, persönlicher Rückschläge und tief sitzenden Schmerzes. Diese Geschichte ist die eines Mannes, der die Kunst perfektionierte, die Welt zum Lachen zu bringen, während sein eigenes Herz Stück für Stück zerbrach.

Die frühen Jahre: Von Alverston nach Hollywood

Geboren am 16. Juni 1890 als Arthur Stanley Jefferson in einem kleinen Haus in Alverston, England, war Stan Laurel das Produkt einer Familie, die tief im Showbusiness verwurzelt war. Sein Vater war Theaterregisseur und Schauspieler, seine Mutter eine ehemalige Verkäuferin, die es ebenfalls auf die Bühne zog. Trotz dieser künstlerischen Prägung verlief Laurels Kindheit alles andere als glücklich. Von schwacher Gesundheit, verbrachte er oft seine Tage damit, sich um seine Großmutter zu kümmern, während seine Eltern auf Tournee waren. In dieser Einsamkeit entwickelte er eine frühe Liebe zum Theater, baute Pappbühnen und improvisierte Stücke mit Puppen.

Der Wendepunkt kam mit 15 Jahren, als die Familie nach Glasgow zog, wo sein Vater das Metropole Theater leitete. Stan, der wenig Interesse an seiner Schulausbildung zeigte, begann stattdessen, in kleinen lokalen Theatergruppen aufzutreten. Sein großer Durchbruch auf der Bühne kam 1906 in der berühmten Britannia Panopticon Music Hall, wo er seinen Vater unter den Zuschauern entdeckte. Entgegen seiner Befürchtungen erhielt er nicht etwa Tadel, sondern die ersehnte Anerkennung: „Nicht schlecht, Sohn, trink einen Whiskey mit Soda.“

Dank der Verbindungen seines Vaters begann er in einer Pantomimetruppe zu arbeiten, wo er sein komödiantisches Timing und seine Fähigkeit, das Publikum zu fesseln, verfeinerte. 1909 schloss er sich Fred Carnos Truppe an, einem Giganten des britischen Komödienheaters. Dort lernte er Charlie Chaplin kennen, mit dem er sich Bühne, Saal und zahlreiche Reisen teilte. Obwohl er Chaplins Stil sorgfältig studierte, imitierte Laurel ihn nicht; er suchte nach seiner eigenen komischen Stimme.

1912 segelte die Truppe nach Amerika. Chaplin ging nach Hollywood, und die Truppe löste sich auf. Doch Stan kehrte nicht nach Hause zurück. Mit 22 Jahren, ohne Geld, aber voller Hoffnung, beschloss er, in den Vereinigten Staaten zu bleiben. Die folgenden Jahre verdiente er seinen Lebensunterhalt mit Auftritten im Varieté, oft in Chaplin-ähnlichen Rollen. Er teilte die Bühne und sein Leben mit Mae Dahlberg, die ihn überzeugte, seinen Namen von Stan Jefferson in Stan Laurel zu ändern, da „Jefferson“ 13 Buchstaben hatte – eine Unglückszahl, wie sie befand.

1917 gab er sein Filmdebüt mit „Nuts in May“, wo er bereits sein Talent für körperbetonte und unschuldige Komödie unter Beweis stellte. Der Erfolg ließ jedoch auf sich warten. Erst Produzent Joe Rock erkannte 1924 sein Potenzial und bot ihm einen Vertrag für zwölf Filme an – allerdings unter der Bedingung, dass Mae Dahlberg verschwand, da sie als zu anspruchsvoll und streitsüchtig galt. Eine schwere Entscheidung, die Stan jedoch ermöglichte, durchzustarten. In Filmen wie „Detained“ oder „Dr. Pickle and Mr. Pride“ perfektionierte er einen einzigartigen Stil: nicht den Komiker, der Chaos entfesselt, sondern den, der mittendrin steckt und mit witzigen und verzweifelten Minen reagiert.

Die Geburt einer Legende: Laurel und Hardy

1925 wurde Laurel von den Hal Roach Studios engagiert, zunächst nicht als Schauspieler, sondern als Drehbuchautor und Regisseur. In nur einem Jahr wirkte er an 22 Filmen mit. Einer davon war „Yes, Yes, Nanette“, mit einem gewissen Oliver Hardy in der Hauptrolle. Damals schenkte niemand dieser Begegnung Beachtung, doch alles änderte sich, als Hardy bei einem häuslichen Unfall verletzt wurde. Die Produktion brauchte Ersatz und holte Stan Laurel zurück vor die Kamera. Der Film hieß „Get ’Em Young“. Dieser Notersatz markierte den Beginn einer Legende.

Laurels und Hardys Wege waren sich bereits 1921 in „The Lucky Dog“ begegnet, allerdings ohne ein Paar zu werden. Doch von diesem Moment an verband das Schicksal sie für immer. Über 100 gemeinsame Filme, darunter Kurz- und Spielfilme, und eine unwiderholbare komische Chemie. Laurel, der melancholische Naive, Hardy, der tollpatschige Tyrann. Zusammen wurden sie unwiderstehlich. Der Durchbruch des Duos kam 1927 mit „Putting Pants on Philip“, dem ersten offiziellen Film, in dem sie zusammenarbeiteten. Regisseur Leo McCarey, der dieses erste Experiment sah, sagte den entscheidenden Satz: „Lasst sie zusammen.“ Diese Entscheidung führte zur Entstehung von 107 Filmen über drei Jahrzehnte.

Der Tonfilm, für viele Stummfilmschauspieler ein Verhängnis, war für Laurel und Hardy kein Problem. 1929 veröffentlichte das Duo seinen ersten Tonfilm „Unaccustomed as We Are“. Laurels Stimme war überraschend passend: hoch, kindlich, lustig. Sie brachte die Leute zum Lachen. Während andere Komiker scheiterten, machten sie weiter.

Hinter den Kulissen übernahm Laurel zunehmend die Kontrolle über die Produktion. Er schrieb Szenen um, setzte auf Improvisation und verbrachte Stunden im Schnittraum, um jeden Gag zu perfektionieren. Jeder wusste, wer das Orchester tatsächlich dirigierte. Hal Roach, der berühmte Produzent, gab es offen zu: Laurel leitete die Produktion. Stan suchte weder Anerkennung noch Lob; er arbeitete schweigend und ließ das Lachen des Publikums für sich sprechen. Oliver Hardy hatte nie ein Problem mit dieser Balance: „Ich verdiente mein Gehalt, indem ich den ganzen Tag in den Schlamm fiel oder geschlagen wurde“, sagte er ironisch.

Ein Leben voller Schmerz und Verlust

Doch während die Welt lachte, brach Stans privates Leben zusammen. Der schlimmste Schmerz kam im Mai 1930. Seine Frau Lois brachte ihr zweites Kind zur Welt, einen Sohn namens Stanley Robert Laurel, der zwei Monate zu früh geboren wurde. Neun Tage nach seiner Geburt starb der kleine Stanley. Dieser Verlust zerstörte Stan und Lois. Es war nicht nur ein Schmerz; es war eine Wunde, die nie heilen würde. Stan sprach nie öffentlich darüber. Er brachte Millionen zum Lachen, aber innerlich weinte er. Der Monat Mai war für ihn von diesem Moment an immer schmerzhaft. Freunde und Kollegen bemerkten, dass er in dieser Zeit still und melancholisch wurde. Manchmal verschwand er zwischen den Szenen vom Set und kehrte mit roten Augen zurück, spielte dann aber tadellos. Als wäre Lachen der einzige Schutzschild gegen den Schmerz.

Zwischen 1930 und 1935 erreichte Laurels Karriere höchste Höhen. Allein in diesen fünf Jahren drehte er rund 45 Filme. „The Music Box“ gewann 1932 sogar einen Oscar für die beste Kurzkomödie. Doch während seine Karriere boomte, verfiel sein Privatleben. Der Schmerz über den Verlust seines Sohnes riss eine Kluft zwischen ihn und Lois. Sie versuchten, ihre Ehe zu retten, doch es war vergeblich. Ende 1934 ließen sie sich scheiden.

Finanziell lief es nicht besser. Trotz seines Erfolgs verlor er einen Großteil seines Vermögens durch Fehlinvestitionen seines unerfahrenen Cousins Edgar, der seine Finanzen verwaltete. Edgar investierte in gescheiterte Ölunternehmen und verlor bei einem einzigen Deal 175.000 Dollar. Dazu kamen hohe Steuernachzahlungen und Stans impulsive Ausgaben. In einer betrunkenen Nacht im Jahr 1940 kaufte er drei Luxusautos, obwohl er sie aufgrund seiner Sehschwäche nicht fahren konnte. 1944 war er so verschuldet, dass er sich Geld von Hardy leihen musste. Seine 18-Zimmer-Villa in Cheviot Hills, komplett mit Swimmingpool und Tennisplatz, wurde mit 40% Verlust verkauft. Sein geliebter Rolls-Royce Phantom 3 wurde für nur 1.500 Dollar versteigert. 1943 zog er in eine bescheidene Zweizimmerwohnung in Santa Monica.

Seine Ehen zerbrachen eine nach der anderen – sechs an der Zahl, eine stürmischer als die andere. Er heiratete Lois Neilsen, dann Virginia Ruth Rogers zweimal, Ilana Schulowa (die ihn sogar beschuldigte, sie lebendig begraben zu wollen) und schließlich wieder Virginia Ruth Rogers. Zwischen Scheidungen, Skandalen und Gerichtsverfahren flossen 65% seines Einkommens in Form von monatlichen Schecks an seine Ex-Frauen. Der größte Schlag kam 1937, als Mae Dahlberg, seine ehemalige Varieté-Partnerin, ihn verklagte und behauptete, Stan habe ihr lebenslangen Unterhalt versprochen. Der Fall wurde privat beigelegt, doch er blieb auf zusätzlichen Anwaltskosten und einem neuen Scheck sitzen.

Der Niedergang und die letzte Liebe

Der Niedergang des Duos begann Ende der 1930er Jahre, als sich Stans Beziehung zu Hal Roach verschlechterte. Roach hatte die Verträge so gestaltet, dass die von Laurel und Hardy zu unterschiedlichen Zeitpunkten ausliefen – ein Schachzug, um zu spalten und zu kontrollieren. Als Laurels Vertrag auslief, ließ Roach Oliver Hardy einen Film mit einem anderen Komiker drehen. Laurel wehrte sich, verklagte Roach, ein riskanter Schritt, der das Ende seiner Karriere hätte bedeuten können. Sie einigten sich, doch die Beziehung war zerrüttet.

Der Wechsel zu größeren Studios wie 20th Century Fox und MGM brachte nicht den erhofften Aufschwung. Stan hatte in diesen Studios nichts mehr zu sagen. Vom kreativen Genie hinter den Kulissen wurde er zum bezahlten Schauspieler ohne Entscheidungsbefugnis. Die Brainstorming-Sitzungen, die spontanen Umschreibungen, der manische Schnitt – all das verschwand. Ihre letzten Hollywood-Filme, wie „Die Stierkämpfer“ (1945), versuchten, den Ruhm der Vergangenheit wiederzuerlangen, scheiterten jedoch an der alten Energie. Das Publikum lächelte, lachte, aber nicht mehr so wie früher.

1950 bot sich die Chance für ein großes Comeback mit „Atoll K“, einer europäischen Produktion, die volle kreative Kontrolle und eine hohe Gage versprach. Doch es war ein Desaster. Am Set herrschte Chaos, Laurel erkrankte schwer, und Hardy, der bereits übergewichtig war und Herzprobleme hatte, verschlechterte sich ebenfalls. Als der Film 1951 in die Kinos kam, war das Publikum schockiert; Laurel wirkte wie ein Schatten, die Komik aufgesetzt, die alte Chemie verschwunden. „Atoll K“ war ein totaler Misserfolg und beendete ihre Filmkarriere.

Von da an beschränkten sie sich auf Live-Shows. 1952 beschlossen Laurel und Hardy, nach Europa zurückzukehren, um mit neuen Comedy-Sketchen aufzutreten. Ihre Ankunft in Cob, Irland, am 9. September 1953, wurde zu einem legendären Ereignis. Hunderte von Booten umringten den Hafen, Sirenen heulten, und Tausende von Menschen begrüßten sie mit Jubel und Applaus. Stan sagte später, sie hätten erst sofort verstanden, was geschah, als alle Kirchenglocken ihr Titellied „Tanz des Kuckucks“ spielten. Die beiden brachen in Tränen aus. Es war ein Moment, den sie nie vergessen würden. Die Tournee ging weiter durch England, Schottland und Irland, und das Publikum strömte herbei, um die Comedy-Ikonen noch einmal live zu sehen. Doch kurz nach dem Ende der Show erlitt Hardy einen leichten Herzinfarkt.

1946 heiratete Laurel Ida Kitayeva Rafael, eine russische Opernsängerin. Diesmal war es anders. Die Ehe hielt bis zu seinem Tod 1965. Ida blieb ihm in den dunkelsten Momenten zur Seite, nach Hardys Verlust, während seiner gesundheitlichen Probleme, bis zu seinem letzten Atemzug.

Das gebrochene Herz und das unsterbliche Vermächtnis

1956 kam die schlimmste Nachricht: Ärzte warnten Oliver Hardy, dass sein Herz in ernster Gefahr sei. Olli nahm sich die Warnung zu Herzen, verlor über 45 kg, doch das reichte nicht. Trotz seines Gewichtsverlusts erlitt er einen schweren Schlaganfall. Er verlor die Fähigkeit zu sprechen und sich zu bewegen. Für einen Künstler, dessen gesamte Karriere auf körperlichem Ausdruck und Timing beruhte, war es ein grausames Urteil. Stan ließ ihn nicht im Stich. Er besuchte ihn regelmäßig, sprach aber während der Besuche nicht, um ihn nicht durch seine Unfähigkeit zu reagieren zu frustrieren. Schweigend kommunizierten sie mit Blicken, Gesten und Mimik – genau wie in den frühen Stummfilmen.

Oliver Hardy starb im August 1957. Die Welt verlor einen der größten Komiker, und Stan Laurel verlor seinen besten Freund und künstlerischen Lebenspartner. Nach Ollies Tod trat Stan nie wieder auf. Er erhielt Angebote für Shows, Filme und Auftritte, doch er lehnte sie alle ab. „Ohne Hardy gäbe es keinen Laurel“, sagte er oft. Doch auch abseits des Rampenlichts brachte er die Leute immer wieder zum Lachen. Er lebte in Santa Monica und verbrachte seine Zeit damit, Fanpost zu beantworten. Er wollte kein Geld, er wollte sich nur bei denen bedanken, die ihn geliebt hatten.

Stan Laurel starb am 23. Februar 1965 im Alter von 74 Jahren. Kurz vor seinem Ende rief ihn einer seiner Freunde an, und er scherzte mit der Ironie, die ihn nie verlassen hatte: „Wenn ich nie aus diesem Bett aufstehe, hoffe ich elegant zu sterben.“ Dann schloss er für immer die Augen. Selbst in seinen letzten Augenblicken verlor er nie seinen Humor. Zu einer der Krankenschwestern, die ihn betreuten, sagte er: „Ich würde jetzt gerne Skifahren gehen.“ Sie antwortete überrascht: „Aber Mr. Laurel, Sie liegen doch im Bett.“ Und er antwortete lächelnd: „Ich weiß, und ich kann nicht einmal Skifahren.“ Es war ein einfacher, leichter, perfekter Witz – genau wie er.

Stan Laurel und Oliver Hardy waren nicht einfach nur zwei Komiker. Sie erfanden eine universelle Sprache des Lachens, bestehend aus Blicken, Pausen, Ungeschicklichkeit und präzisen Gesten. Mit ihrer Arbeit begleiteten sie das Publikum durch die Weltwirtschaftskrise, den Krieg und den Wiederaufstieg nach dem Krieg und schenkten Lachen, als es am meisten gebraucht wurde. Ihre Geschichte endete im Verborgenen, fernab des Lichts, doch ihr Vermächtnis ist unsterblich. Noch heute lachen Kinder und Erwachsene jeden Alters über ihre Szenen, ihre absurden Argumente, ihre komischen Katastrophen. Und jedes Mal, wenn jemand „Tanz des Kuckucks“ hört, ist es, als wären Stan und Olli immer noch da und bereit, uns erneut zum Lachen zu bringen. Stan Laurel, der Clown mit dem gebrochenen Herzen, lebt in jedem Lachen weiter, das er uns geschenkt hat.

 

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