“Jetzt geht’s weiter, das Leben ist zu kurz”: Die bewegende Botschaft von Laura Dahlmeier, die Biathlon-Deutschland in Tränen versetzt

“Jetzt geht’s weiter, das Leben ist zu kurz”: Die unsterbliche Philosophie von Laura Dahlmeier, die Biathlon-Deutschland in Tränen versetzt

Der Bayerische Sportpreis am 11. Oktober in München ist traditionell eine Bühne der Freude, des Triumphs und der Anerkennung für herausragende Leistungen. Doch in diesem Jahr legte sich ein Schleier der tiefen Wehmut über die festliche Veranstaltung. Die Verleihung geriet zu einem Moment kollektiver Trauer, als zwei der größten Namen des deutschen Biathlonsports, Magdalena Neuner und Franziska Preuß, mit emotionalen Worten ihrer viel zu früh verstorbenen Kollegin Laura Dahlmeier gedachten. Es war ein bewegender Augenblick der Erinnerung, der die sportliche Gemeinschaft daran erinnerte, dass selbst die strahlendsten Sterne plötzlich verglühen können.

Die Anwesenheit der Ex-Biathletinnen Neuner (38) und Preuß (31), die an diesem Abend für ihre eigene herausragende bayerische Sportkarriere ausgezeichnet wurde, stand unweigerlich im Zeichen eines schmerzhaften Verlusts. Der tragische Tod von Laura Dahlmeier im Sommer hat eine Leerstelle hinterlassen, die weder Titel noch Medaillen füllen können. Die zweifache Olympiasiegerin und siebenfache Weltmeisterin starb Ende Juli im Alter von nur 31 Jahren bei ihrer großen Leidenschaft: dem Bergsteigen.

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Die Worte, die die Fassung brachen

Als Magdalena Neuner, selbst eine Legende des Sports, das Podium betrat, um als Laudatorin für Franziska Preuß zu sprechen, wich die Routine der feierlichen Zeremonie einer tief empfundenen Menschlichkeit. Neuner, die ihre Kollegin und Freundin Dahlmeier bestens kannte, rang sichtlich um Worte, die das Unfassbare beschreiben sollten. Sie fand einen Ausdruck für das Gefühl, das Tausende in Deutschland teilten: “Ich finde es immer noch unfassbar und eigentlich kann ich nicht glauben, dass ich sie nicht wiedersehe.”

Diese schlichten, ehrlichen Sätze trafen das Publikum wie ein Schlag. Sie zeigten, dass die öffentlichen Figuren der Biathlon-Welt nicht nur Athletinnen, sondern vor allem Menschen sind, die mit der Brutalität des Schicksals kämpfen. Neuners Worte waren mehr als eine Würdigung; sie waren ein privater Schmerz, der in die Öffentlichkeit getragen wurde, um gemeinsam geteilt zu werden. Der Moment, in dem die zweifache Olympiasiegerin und vielleicht größte deutsche Biathletin aller Zeiten zugab, das Geschehene nicht verarbeiten zu können, machte die Größe des Verlusts für jeden Anwesenden greifbar.

 

Ein Leben ohne Kompromisse: Lauras Vermächtnis

Doch Neuner lieferte nicht nur eine Beschreibung der Trauer, sondern enthüllte auch die unerschütterliche Lebensphilosophie, die Laura Dahlmeier ihren Weggefährtinnen mitgegeben hatte – eine Philosophie, die nun als Trost und Vermächtnis dient. Sie erinnerte sich an Lauras Haltung: “Ich glaube, so wie ich die Laura kennengelernt habe, sie ist ein Mensch, der sagen würde: Jetzt geht’s weiter, das Leben ist zu kurz, ihr müsst positiv nach vorne schauen.”

Dieser Gedanke, der in der Tragödie wie ein leuchtender Fels in der Brandung steht, wurde von Neuner weiter vertieft. Sie betonte die bewusste Entscheidung ihrer verstorbenen Freundin, Risiken einzugehen und ihr Leben nach ihren eigenen Regeln zu gestalten, fernab von äußeren Zwängen und Erwartungen. “Daran denke ich ganz oft, dass die Laura eine war, die der Meinung war, ich gehe dieses Risiko ein, ich weiß, welches Risiko ich eingehe, und ich lebe mein Leben genauso, wie ich es will”, sagte Neuner. “Sie hat sich nicht reinreden lassen und sie ist ihren Weg gegangen, und ich glaube, wir wissen alle nicht, wann unser Buch zu Ende ist.”

Diese Botschaft ist zentral für das Verständnis von Laura Dahlmeier, der Ausnahmesportlerin und dem Menschen. Sie verkörpert eine tiefe, fast philosophische Akzeptanz der Vergänglichkeit und die radikale Forderung nach einem authentischen Leben. Für Laura Dahlmeier war die Zeit nach dem Biathlon-Zirkus keine Phase des Ausruhens, sondern der intensiven Verwirklichung ihrer zweiten großen Liebe: den Bergen. Sie wählte den Weg der Freiheit, der Extreme und der selbstbestimmten Herausforderung – ein Weg, der sie letztendlich das Leben kostete, aber den ihre Freundinnen als zutiefst “lauratypisch” und damit als Trost annehmen.

Unfassbar": Biathlon-Stars werden bei Laura Dahlmeier (†31) emotional -  FOCUS online

Die Tragödie am Lei La Peak

Der Ort ihres Todes, der Lei La Peak in Pakistan, ein Berg von 5700 Metern Höhe, steht symbolisch für diesen kompromisslosen Lebensstil. Laura war mit ihrer Seilpartnerin unterwegs, als sie von einem Steinschlag getroffen wurde. Es war kein leichtfertiges Unternehmen, sondern eine sorgfältig geplante Expedition, die jäh endete. Die Nachricht ihres Todes im Juli erschütterte nicht nur die deutsche Sportszene, sondern die ganze Welt. Eine Athletin, die auf der Loipe und am Schießstand die absolute Kontrolle verkörperte und ihre Konkurrenz dominierte, fand ihr Ende durch eine unkontrollierbare Naturgewalt in ihrer privaten Leidenschaft.

Ihr sportliches Erbe ist unbestritten: Sie ist eine der erfolgreichsten Biathletinnen der modernen Ära. Doch ihr menschliches Vermächtnis liegt in diesem unbändigen Wunsch, über den Tellerrand des Profisports hinauszublicken und das Risiko als integralen Bestandteil eines erfüllten Lebens zu akzeptieren.

 

Trost im Himmel: Franziska Preuß’ Umgang mit der Trauer

Franziska Preuß, die an diesem Abend eigentlich im Mittelpunkt stehen sollte, nutzte ihren Moment auf der Bühne, um ebenfalls über ihren Umgang mit der Trauer zu sprechen. Ihre Worte boten eine Perspektive der Annahme und des inneren Friedens, die vielen Trauernden Mut machen kann.

Preuß berichtete von einem sehr persönlichen Schritt in ihrem Trauerprozess: dem Besuch bei Laura zu Hause. “Wir waren mal bei ihr daheim, das hat irgendwie gut getan für den Prozess”, teilte sie mit. Solche kleinen, intimen Rituale sind oft das, was im Angesicht des großen Verlusts am meisten hilft. Es ist das Bewahren der Erinnerung, das Festhalten an der Normalität und dem Umfeld, das die Geliebte einst prägte.

Der größte Trost jedoch, so Franziska Preuß, liegt in der Gewissheit, dass Laura bei ihrer größten Leidenschaft starb. “Ich bin sicher, dass der Unfall bei ihrer größten Leidenschaft passiert ist, und das tröstet mich ein bisschen”, gestand Preuß. Dieser Gedanke, dass der Tod zwar tragisch, aber im Einklang mit dem tiefsten Lebenswunsch der Verstorbenen stand, ist ein starkes Narrativ der Akzeptanz. Es ist die letztendliche Bestätigung, dass Laura ihr Leben bis zur letzten Sekunde so lebte, wie sie es wollte.

Franziska Preuß schloss mit einem Bild des ewigen Abschieds und der Hoffnung: “Ich denke, ihr geht es gut jetzt im Himmel und sie schaut uns jetzt vom Himmel aus zu.” Diese Vorstellung – ein liebender Geist, der von oben wacht – bietet den Freundinnen und Fans einen Weg, die Lücke zu schließen, die Laura hinterlassen hat, indem sie ihren unsterblichen Geist in ihrer eigenen Fortführung des Lebens spüren.

Bayerischer Sportpreis für Biathletin Franziska Preuß - xc-ski.de Langlauf

Ein Vermächtnis, das bleibt

Der Abend des Bayerischen Sportpreises wurde so zu einem emotionalen Höhepunkt, der weit über die Verleihung von Auszeichnungen hinausging. Er war eine öffentliche Trauerfeier, ein Zeugnis der tiefen Verbundenheit der Biathlon-Familie und eine Hommage an die unvergessliche Laura Dahlmeier.

Die Botschaft, die von diesem Abend in die Welt getragen wurde, ist klar: Die Trauer ist real und tief, aber sie darf nicht lähmen. Laura Dahlmeiers Vermächtnis ist nicht nur auf Goldmedaillen eingeprägt, sondern vielmehr in ihrer Haltung zum Leben: Sei mutig, sei authentisch, gehe Risiken ein, wenn du sie verantworten kannst, und lebe dein Leben ohne Reue.

Franziska Preuß wird ihre Sportkarriere im Gedenken an ihre Kollegin fortführen; Magdalena Neuner wird weiterhin als eine ihrer wichtigsten Fürsprecherinnen auftreten. Sie tun dies im Wissen, dass Laura vom Himmel aus zusieht, und in der Verantwortung, ihre Philosophie weiterzutragen. Die Biathlon-Welt trauert um eine ihrer Größten, aber sie feiert auch ihren kompromisslosen Geist, der nun alle dazu inspiriert, nach vorne zu schauen, denn “das Leben ist zu kurz”. Das Buch von Laura Dahlmeier mag unerwartet geschlossen worden sein, aber die darin enthaltene Geschichte ist unendlich und wird auf ewig weiter erzählt.

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