Das letzte Geheimnis von Flug MH370: Wie eine bahnbrechende Technologie das verschollene Flugzeug nach fast einem Jahrzehnt aufspürt

Am 8. März 2014 verschwand eine Boeing 777 mit 239 Menschen an Bord von den Radarschirmen. Der Name des Fluges, MH370, wurde zum Synonym für das größte und beunruhigendste Mysterium der modernen Luftfahrtgeschichte. Die offizielle Suche, die Hunderte von Millionen Dollar verschlang und sich über Jahre hinzog, endete ergebnislos. Die Familien der Passagiere blieben in einem Vakuum aus Ungewissheit, Schmerz und Verzweiflung zurück. Doch in einer Zeit, in der die Hoffnung zu schwinden drohte, trat ein pensionierter britischer Ingenieur namens Richard Godfrey ins Rampenlicht und präsentierte eine bahnbrechende Theorie, die nicht nur eine mögliche Absturzstelle identifizierte, sondern auch die jahrzehntelange Suche neu definierte.

Die ersten Stunden nach dem Verschwinden von MH370 waren geprägt von Verwirrung. Der Transponder des Flugzeugs war abgeschaltet, und es verschwand vom zivilen Radar. Doch militärische Radardaten enthüllten eine schockierende Wendung: Das Flugzeug hatte seinen Kurs geändert und flog über die malaiische Halbinsel nach Westen, bevor es endgültig verschwand. Die einzige verbleibende Spur war eine Reihe von automatischen “Handshake”-Signalen, die das Flugzeug mit einem Inmarsat-Satelliten austauschte. Diese Signale, die Aufschluss über die Distanz zwischen Flugzeug und Satellit gaben, führten die Ermittler zu einem weitläufigen Gebiet im südlichen Indischen Ozean – einem der entlegensten und feindlichsten Meere der Welt. Trotz intensiver Suche blieb die Hauptwrackstelle unauffindbar. Gefundene Wrackteile, wie die auf der Insel La Réunion angeschwemmte Flügelklappe, lieferten zwar Hinweise, aber keine Gewissheit.

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Die offizielle Theorie, die lange Zeit im Raum stand, war die eines erweiterten Pilotensuizids. Nach dieser Annahme hätte Kapitän Zaharie Ahmad Shah das Flugzeug vorsätzlich in den Ozean gesteuert. Die Wrackteile widerlegten jedoch diese Theorie. Ihre Beschaffenheit deutete auf einen gewaltsamen Aufprall mit hoher Geschwindigkeit hin, nicht auf eine kontrollierte Wasserung. Dieser Widerspruch zwischen den Theorien und den physischen Beweisen verstärkte nur die Spekulationen und das Rätsel um den Verbleib des Flugzeugs.

Inmitten dieser Sackgasse trat Richard Godfrey auf den Plan, ein Mann, der sich dem Rätsel mit einer völlig neuen Denkweise näherte. Anstatt sich auf Satellitendaten oder Wrackteile zu konzentrieren, wandte er eine wenig bekannte Technologie namens WSPR (Weak Signal Propagation Reporter) an. Das WSPR-Netzwerk besteht aus Tausenden von Amateurfunkern weltweit, die kontinuierlich schwache Radiosignale austauschen. Godfrey hatte eine geniale Idee: Ein großes Metallobjekt wie eine Boeing 777, das durch diese unsichtbaren Funkwellen fliegt, würde eine Störung, eine Art „elektronischen Schatten“, erzeugen. Wenn man diese Störungen analysiert, könnte man den Flugweg des Flugzeugs nachvollziehen.

Richard Godfrey: The Independent MH370 Investigator Behind the  Controversial WSPR Theory - Western Business

Was auf den ersten Blick wie eine verrückte Idee klang, erwies sich als eine der wichtigsten Entdeckungen in der Geschichte der Luftfahrtforschung. Godfrey analysierte Milliarden von Datenpunkten aus dem WSPR-Netzwerk. Die Ergebnisse waren verblüffend. Er identifizierte 130 Störungspunkte, die genau auf dem Flugweg von MH370 lagen. Diese Datenpunkte rekonstruierten eine präzise Flugroute, die das Flugzeug in ein bisher unberührtes Gebiet im Indischen Ozean, rund 1.500 Kilometer westlich von Perth, Australien, führte. Es war ein Ort, der in keiner der vorherigen Suchmissionen jemals in Betracht gezogen worden war.

Die Genauigkeit und Plausibilität von Godfreys Theorie wurden durch zwei entscheidende Fakten untermauert. Erstens stimmten die Zeitstempel der WSPR-Störungen exakt mit den Inmarsat-Satellitenpings überein. Die Übereinstimmung war so präzise, dass kein Zweifel daran bestand, dass die WSPR-Daten tatsächlich von MH370 stammten. Zweitens wurde seine Arbeit durch eine unabhängige Studie des deutschen Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung bestätigt. Die Forscher simulierten die Meeresströmungen und die mögliche Drift der Trümmerteile von MH370. Sie fanden heraus, dass der hypothetische Ausgangspunkt der Wrackteile, basierend auf ihrer Fundstelle, nur 100 Kilometer von Godfreys berechnetem Absturzpunkt entfernt lag. Diese unabhängige Korroboration gab der WSPR-Theorie eine nie dagewesene Glaubwürdigkeit.

MH370: What we know about the flaperon aircraft debris discovered on Reunion  | IBTimes UK

Nach Jahren des Schweigens und der Inaktivität hat Godfreys Arbeit die Suche nach MH370 neu entfacht. Die malaysische Regierung hat kürzlich einen neuen Vertrag mit Ocean Infinity unterzeichnet, dem gleichen Unternehmen, das bereits 2018 an der Suche beteiligt war. Der neue Auftrag ist ein “no find, no fee”-Vertrag, was das Vertrauen in die WSPR-Daten unterstreicht. Die Suche wird sich auf das 15.000 Quadratkilometer große Gebiet konzentrieren, das Godfrey identifiziert hat. Die Hoffnung ist, dass das Team das Wrack des Flugzeugs in nur wenigen Monaten finden könnte, sobald die Wetterbedingungen es zulassen.

Die Geschichte von Flug MH370 ist mehr als nur das Verschwinden eines Flugzeugs. Es ist eine Erzählung über die Grenzen menschlichen Wissens und die unermüdliche Entschlossenheit Einzelner. Richard Godfrey, ein Mann, der abseits des offiziellen Radars arbeitete, hat gezeigt, dass die Wahrheit oft in den unsichtbarsten Details verborgen liegt. Sein Vermächtnis ist nicht nur die mögliche Lösung eines der größten Rätsel unserer Zeit, sondern auch die Hoffnung, dass die Angehörigen der Opfer endlich Frieden finden können. Die Welt wartet nun gespannt auf die Ergebnisse der neuen Suche, in der Hoffnung, dass das Schweigen, das seit fast einem Jahrzehnt herrscht, endlich gebrochen wird.

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