Das Ende einer Ära: Wie Ozzy Osbourne, der unsterbliche „Prince of Darkness“, seinen letzten Kampf verlor

In den Annalen der Rockgeschichte gibt es nur wenige Namen, die mit der gleichen Wucht, dem gleichen Chaos und der gleichen unsterblichen Aura mitschwingen wie der von John Michael “Ozzy” Osbourne. Er war nicht nur der Frontmann von Black Sabbath, der Band, die das Genre des Heavy Metal erschuf, sondern auch eine Solokünstler-Ikone und eine popkulturelle Figur, deren Leben so dramatisch war wie seine Musik. Doch am 22. Juli 2025 verstummte seine Stimme für immer. Im Alter von 76 Jahren erlag der “Prince of Darkness” in seinem Haus in Los Angeles den gesundheitlichen Problemen, die ihn jahrelang gezeichnet hatten. Sein Tod markierte nicht nur das Ende eines Lebens, sondern auch das Ende einer Ära, die die Musiklandschaft für immer verändert hat.

Sein Leben begann in bescheidenen Verhältnissen. John Michael Osbourne wurde am 3. Dezember 1948 in Birmingham, England, geboren. Er wuchs in einer von Armut geprägten Umgebung auf und verließ die Schule mit nur 15 Jahren, um Gelegenheitsjobs anzunehmen. Seine musikalische Inspiration fand er bei den Beatles, deren Erfolg ihn dazu motivierte, selbst eine Karriere in der Musik zu verfolgen. Es war eine Entscheidung, die das Schicksal der gesamten Rockmusik-Welt besiegeln sollte. Zusammen mit seinen Freunden Tony Iommi, Geezer Butler und Bill Ward gründete er die Band Polka Tulk Blues Band, die sich später in Black Sabbath umbenannte.

Was folgte, war nichts weniger als eine Revolution. Mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum von 1970 schufen Black Sabbath einen dunklen, schweren und düsteren Sound, der sich radikal von der damals vorherrschenden Musik absetzte. Sie schrieben die Regeln neu, indem sie die Ängste und die Dunkelheit der industriellen Nachkriegszeit in Birmingham in Musik verwandelten. Ozzy Osbournes unverwechselbare Stimme, gepaart mit Iommis knisternden Gitarrenriffs, schuf eine neue Form des Ausdrucks, die die Grundlage für den Heavy Metal legte. Songs wie “Paranoid” und “Iron Man” wurden zu Hymnen einer Generation und katapultierten Black Sabbath in den Olymp der Rockmusik. Doch der Erfolg hatte seinen Preis. Osbournes zunehmende Probleme mit Drogen- und Alkoholsucht führten zu unberechenbarem Verhalten und schließlich zu seinem Rauswurf aus der Band im Jahr 1979, eine Entscheidung, die seine Fans und die Bandkollegen gleichermaßen schockierte.

Viele dachten, das sei das Ende seiner Karriere. Doch wie so oft in seinem Leben, bewies Ozzy Osbourne, dass er unaufhaltsam war. Mit der Hilfe seiner zukünftigen Ehefrau und Managerin Sharon Arden startete er eine Solokarriere, die in vielerlei Hinsicht noch erfolgreicher wurde als seine Zeit bei Black Sabbath. Sein Solo-Debütalbum Blizzard of Ozz aus dem Jahr 1980 wurde zu einem sofortigen Klassiker, mit zeitlosen Hits wie “Crazy Train” und “Mr. Crowley”, die bis heute in den Köpfen der Fans nachhallen.

Es war in seiner Solokarriere, dass Ozzy Osbourne zu der exzentrischen und wilden Figur wurde, die die Welt lieben und fürchten lernte. Seine Auftritte waren berüchtigt für ihr Chaos, gekrönt von dem legendären Vorfall im Jahr 1982, als er während eines Konzerts den Kopf einer Fledermaus abbiss. Ob dieser Moment ein absichtlicher Schockeffekt oder ein tragischer Fehlgriff war, spielte keine Rolle mehr; er zementierte seinen Ruf als unkontrollierbarer, dämonischer Entertainer, der keine Grenzen kannte.

Doch das Bild des chaotischen Rockstars wurde Anfang der 2000er Jahre durch eine überraschende Wendung erweitert. Von 2002 bis 2005 trat er in der MTV-Reality-Show The Osbournes auf, die das Privatleben seiner Familie begleitete. Die Sendung zeigte ihn nicht als den finsteren “Prince of Darkness”, sondern als einen schrulligen, liebenswerten und oft verwirrten Familienvater, der mit den alltäglichen Problemen des Lebens kämpfte. Die Show brachte ihm eine neue Generation von Fans und machte ihn zu einem festen Bestandteil der Popkultur. Der Kontrast zwischen seinem Bühnen-Ich und seiner Darstellung im Fernsehen war so absurd und komisch, dass es einfach funktionierte.

Trotz seines öffentlichen Erfolgs kämpfte Ozzy Osbourne zeitlebens mit inneren Dämonen. Seine Sucht nach Alkohol und Drogen war ein konstanter Begleiter und führte zu unzähligen Rückschlägen und gesundheitlichen Problemen. In seinen späteren Jahren holten ihn diese Dämonen schließlich ein, und sein Körper begann, die Jahrzehnte des Missbrauchs zu spüren. Ein schwerer Quad-Unfall im Jahr 2003 verursachte eine ernsthafte Nackenverletzung, und ein weiterer Sturz in seinem Haus im Jahr 2019 verschlimmerte seinen Zustand.

Der schlimmste Schlag kam jedoch im Jahr 2020, als er der Welt öffentlich mitteilte, dass er bereits 2003 mit der Parkinson-Krankheit diagnostiziert worden war. Die Diagnose hatte seine Mobilität schwer eingeschränkt und machte es ihm unmöglich, seine berühmte Bühnenpräsenz aufrechtzuerhalten. Er kämpfte weiter, doch sein letzter öffentlicher Auftritt beim “Back to the Beginning”-Event am 5. Juli 2025 in seiner Heimatstadt Birmingham war ein trauriger Anblick. Er sang im Sitzen, ein bewegendes und gleichzeitig schmerzhaftes Bild des Mannes, der einst die Bühne dominierte.

Sein Tod am 22. Juli 2025 war das traurige, aber erwartete Ende eines langen Kampfes. Herzversagen wurde als offizielle Todesursache angegeben, eine Folge seiner langjährigen Gesundheitsprobleme und der Parkinson-Krankheit. Die Trauerfeier am 28. Juli 2025 in der St. Michael’s Cathedral in Birmingham war ein Ereignis von globaler Tragweite, das seine Familie, seine ehemaligen Bandkollegen von Black Sabbath und Tausende von Fans zusammenbrachte, um dem Mann die letzte Ehre zu erweisen, der ihre Welt mit seiner Musik erschüttert hatte.

Das Vermächtnis von Ozzy Osbourne ist unermesslich. Er verkaufte über 100 Millionen Alben weltweit, und seine Musik hat unzählige Bands und Künstler inspiriert. Er hat das Genre des Heavy Metal nicht nur miterfunden, sondern auch seine Grenzen immer wieder neu ausgelotet. Doch sein größtes Vermächtnis ist vielleicht die Art und Weise, wie er lebte: auf seine eigene Art und Weise, ohne Kompromisse. Er war ein Rebell, ein Überlebender und eine Ikone. Auch wenn sein Herz aufhörte zu schlagen, wird seine Musik, sein Geist und sein unvergesslicher Einfluss auf die Welt des Rock ‘n’ Roll für immer weiterleben. Er war der Prinz der Dunkelheit, der sich nicht scheute, das Licht zu umarmen, und dessen Leben ein Beweis dafür war, dass wahre Kunst die Hölle überleben kann.