Mit 83 hinterlässt Hans-Jürgen Bäumler ein Vermögen, das Tränen auslöst. Welche überraschenden Details verbergen sich hinter seinem Nachlass, und warum rührt dieses Erbe seine Familie und Fans gleichermaßen zu Tränen?
Hans-Jürgen Bäumler – Ein Leben zwischen Eis, Glanz und stiller Melancholie
Es gibt Namen in der deutschen Unterhaltungs- und Sportgeschichte, die unauslöschlich im kollektiven Gedächtnis verankert sind. Hans-Jürgen Bäumler gehört zweifellos dazu. Geboren am 28. Januar 1942 in Dachau, wuchs er in bescheidenen Verhältnissen auf. Seine Mutter Anni erkannte früh das außergewöhnliche Talent ihres Sohnes und förderte ihn mit unbeirrbarer Geduld. Bereits als kleiner Junge stand er auf dem Eis, übte Pirouetten, versuchte Sprünge, fiel unzählige Male hin – und stand immer wieder auf. Diese Beharrlichkeit sollte sein Leben prägen.
An der Seite der gleichaltrigen Marika Kilius entwickelte sich Bäumler bald zu einem Teil des legendären Traumpaars des deutschen Eiskunstlaufs. Ihre Auftritte in den späten fünfziger- und frühen sechziger Jahren glichen poetischen Tänzen auf Kufen: elegant, synchron, voller Anmut und Leidenschaft. Zwischen 1958 und 1964 gewannen die beiden praktisch alles, was es zu gewinnen gab – sechs Europameistertitel, zwei Weltmeisterschaften, vier deutsche Meisterschaften und schließlich zwei olympische Silbermedaillen. Deutschland war im Rausch, die Menschen feierten ihre Eisprinzen, und Bäumler war ein Held der Nachkriegsgeneration, ein Symbol für Aufbruch und Hoffnung.
Doch der Glanz hatte Risse. Zwei Jahre nach den Olympischen Spielen 1964 in Innsbruck, bei denen Kilius und Bäumler nur knapp hinter dem sowjetischen Paar Belousova/Protopopov Silber holten, erklärte das IOC ihre Medaillen für ungültig. Grund war ein unterschriebener Vertrag mit „Holiday on Ice“, den die beiden noch vor den Spielen abgeschlossen hatten – ein Verstoß gegen das Amateurstatut jener Zeit. Für die Öffentlichkeit ein Skandal, für Bäumler eine Katastrophe. Er, der jahrelang trainiert, unzählige Stunden in kalten Eishallen verbracht und sich in jedem Wettkampf verausgabt hatte, wurde von einem Tag auf den anderen zum Sündenbock. „Als die Medaille aberkannt wurde, hatte ich das Gefühl, die Welt hätte sich von mir abgewandt“, erinnerte er sich später. Nicht das Metall habe ihn verletzt, sondern die fehlende Anerkennung für all die Opfer, die er gebracht hatte.
Diese Demütigung begleitete ihn über Jahrzehnte, auch wenn das IOC 1987 die Entscheidung revidierte und die Medaillen offiziell zurückgab. Der Makel blieb in seiner Seele bestehen. In Interviews sprach er selten darüber, doch enge Freunde und vor allem seine Frau Marina, die ihn seit den frühen siebziger Jahren begleitete, wussten um die Nächte, in denen er schweigend am Fenster saß, während draußen die Welt schlief. Marina war es, die ihm half, diese Wunde nicht zu verdrängen, sondern in eine neue Haltung zu verwandeln: Demut, Menschlichkeit, ein tieferes Verständnis für die Fragilität des Ruhms.
Bäumler wäre jedoch nicht Bäumler gewesen, hätte er sich ausschließlich von der Vergangenheit definieren lassen. Schon während seiner aktiven Laufbahn suchte er nach neuen Ausdrucksformen. Er trat als Schauspieler auf, spielte in Filmen wie „Im weißen Rössl“ oder in der beliebten Fernsehserie „Salto Mortale“. Er sang Schlager, landete Hits wie „Wenn die Cowboys träumen“ oder „Honeymoon in St. Tropez“ – oft im Duett mit Marika Kilius. Damit gelang ihm, was nur wenigen Sportlern vorbehalten ist: die Transformation vom Leistungssportler zum Multitalent der Unterhaltung. In den siebziger und achtziger Jahren wurde er schließlich auch als Moderator populär, brachte in Shows wie „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ eine Mischung aus Witz, Charme und Wärme ins deutsche Wohnzimmer.
Doch hinter der Vielseitigkeit blieb immer auch eine Spur von Melancholie. Er war ein Mann, der Menschen zum Lächeln bringen konnte, der aber selbst oft mit inneren Zweifeln rang. Gerüchte über eine angebliche Liebesbeziehung zu Marika Kilius, die in Wahrheit stets eine professionelle Partnerin blieb, belasteten ihn zusätzlich. Er fühlte sich gefangen in einem Bild, das andere von ihm gezeichnet hatten: der Eisprinz, der makellose Star. In einem vertraulichen Gespräch soll er einmal gesagt haben: „Es gibt Tage, an denen will ich einfach verschwinden. Ein Leben führen, in dem mich niemand kennt, in dem niemand etwas von mir erwartet.“
In dieser Phase war es erneut Marina, die ihn auffing. Sie erinnerte ihn daran, dass Ruhm nicht alles sei, dass die wahren Werte in Familie, Liebe und alltäglicher Dankbarkeit liegen. Gemeinsam bauten sie ein Leben auf, das zwar noch immer mit Auftritten und Engagements verbunden war, aber zugleich Rückzugsorte bot. Anfang der neunziger Jahre zogen sie nach Südfrankreich, in die Nähe von Nizza. Dort, umgeben von Olivenhainen und mediterraner Ruhe, fanden sie eine neue Balance.
Ihre Ehe, die über fünf Jahrzehnte Bestand hatte, ist in der Welt des Showbusiness fast ein Wunder. Zusammen zogen sie zwei Söhne groß, Christoph und Bastian, die heute in Berlin und Frankfurt leben und abseits des Rampenlichts Karriere machten. Für Bäumler war dies immer ein besonderer Stolz: „Meine Kinder müssen nicht berühmt sein. Sie sollen einfach nur glücklich sein.“
Heute, im Alter von über 80 Jahren, lebt Hans-Jürgen Bäumler zurückgezogen, aber nicht verbittert. Er pflegt seinen Olivenhain, fährt mit seiner alten Vespa durch die Gassen von Nizza, radelt entlang der Küste und genießt die mediterrane Küche. „Gartenarbeit ist das beste Training“, sagte er einmal lachend. „Sie hält nicht nur den Körper, sondern auch die Seele fit.“ Die Zeit hat Spuren hinterlassen, die Gelenke schmerzen, das Tempo ist langsamer geworden. Doch Bäumler begegnet dem Alter mit derselben Haltung, mit der er einst Sprünge auf dem Eis meisterte: mit Disziplin, Humor und Gelassenheit.
Sein Vermögen, auf rund fünf Millionen Euro geschätzt, ist beachtlich, aber er trägt es mit Bescheidenheit. Eine Villa in Nizza, eine Wohnung in München, ein Mercedes, eine alte Vespa – mehr braucht er nicht. Gemeinsam mit Marina gründete er zudem eine kleine Stiftung, die benachteiligte Kinder in Bayern unterstützt. „Reichtum ist Verantwortung“, pflegt er zu sagen.
Das Vermächtnis von Hans-Jürgen Bäumler ist nicht nur in Zahlen oder Trophäen zu messen. Es liegt in der Erinnerung an einen Mann, der über das Eis schwebte, dessen Lächeln Millionen verzauberte, der aber auch stürzte, zweifelte, wieder aufstand. Seine Geschichte ist eine Parabel über Ruhm und Schmerz, über Enttäuschung und Würde, über die Kraft der Liebe und die Bedeutung von Beständigkeit.
„Ich möchte in Erinnerung bleiben als jemand, der Freude geschenkt hat“, sagte er in einem Interview. Vielleicht ist genau das seine größte Leistung. Denn während Medaillen verstauben und Karrieren vergehen, bleibt das Gefühl, das er den Menschen gegeben hat. Ein Gefühl von Leichtigkeit, von Hoffnung, von Schönheit. Hans-Jürgen Bäumler, der Eisprinz, der Sänger, der Entertainer, der Ehemann, der Vater. Ein Mann, der nie endgültig fiel, sondern immer wieder einen Weg fand, aufzustehen.