Fast zwei Jahrzehnte lang lebte sie ein Leben im Stillen, verborgen zwischen dem gleißenden Licht der Kameras und einer Leere, die ihr Herz auszufüllen schien. Inka Bause, die strahlende Sängerin und Moderatorin, die Deutschland seit Jahrzehnten kennt und liebt, hat nun drei Worte ausgesprochen, die eine ganze Nation innehalten lassen: „Ich liebe ihn.“ Mit 56 Jahren, nachdem sie einst sagte, ihr Herz sei für immer verschlossen, lächelt sie wieder jenes sanfte, warme Lächeln, das von einer neuen, unerwarteten Liebe erzählt. Doch hinter dieser wiedergefundenen Freude verbirgt sich eine lange, schmerzvolle Reise – ein Weg gepflastert mit Tränen, einem tragischen Verlust und Jahren der stillen Heilung. Dies ist die Geschichte eines Herzens, das wieder zu lieben lernte.
Die erste Melodie der Liebe
Inka Bauses Geschichte beginnt in den frühen 1980er-Jahren im pulsierenden Herzen der ostdeutschen Musikszene. Als Tochter des gefeierten Komponisten Arnt Bause wurde ihr die Musik in die Wiege gelegt. Sie war mehr als nur eine Sängerin; sie war die helle, klare Stimme einer Generation, die zwischen Hoffnung und den Grenzen des Systems aufwuchs. In Berlin, an der Musikhochschule, traf sie auf Hendrik Bruch. Er war anders als die anderen – ein stiller, nachdenklicher Musiker, der die leisen Zwischentöne den lauten Gesten vorzog. Es war keine Liebe auf den ersten Blick, kein Donnerschlag, sondern ein leises, tiefes Erkennen zweier Seelen, die in der Musik ihre gemeinsame Sprache fanden.
Ihre Verbindung wurde auf die Probe gestellt, als Hendrik zum Wehrdienst einberufen wurde. Doch Inka schickte ihm keine gewöhnlichen Briefe. Sie sandte ihm einen Text der Dichterin Giesela Steineckert, ein musikalisches Versprechen. Ihr Vater komponierte die Melodie dazu, und was als private Liebesbotschaft begann, wurde zu einem Kunstwerk, das die untrennbare Verbindung von Intimität und Öffentlichkeit in Inkas Leben vorwegnahm. 1996 gaben sie sich das Ja-Wort, leise und ohne Inszenierung. Im selben Jahr krönte die Geburt ihrer Tochter Annelie ihr stilles Glück. Sie führten ein Leben zwischen Bühne, Studio und Kinderzimmer – eine scheinbar perfekte Harmonie.
Wenn die Melodie verstummt: Der Kampf mit der Dunkelheit
Doch Glück allein kann die Schatten nicht immer fernhalten. Langsam, fast unmerklich, schlich sich eine Dissonanz in ihre Beziehung. Hendrik Bruch, der sensible Künstler, der die Welt intensiver empfand als andere, begann, an seiner eigenen Wahrnehmung zu zerbrechen. Die Depression, ein Wort, das damals noch mit Schweigen umgeben war, legte sich wie ein dunkler Schleier über ihr Leben. Inka, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, versuchte verzweifelt, die Balance zu halten – zwischen der Sorge um den Mann, den sie über alles liebte, und dem Druck der Öffentlichkeit.
In späteren Interviews beschrieb sie diese Zeit mit einer erschütternden Offenheit: „Die Depression war wie eine Baustelle in unserem Leben, ständig präsent, aber nie wirklich zu Ende gebaut.“ Hendrik zog sich immer mehr zurück, seine Musik wurde melancholischer, ein leiser Abschied von der Welt. Zweimal versuchte er, sich das Leben zu nehmen. Jedes Mal blieb Inka zurück, zerrissen zwischen der Erleichterung, ihn noch zu haben, und der verzweifelten Erkenntnis, dass ihre Liebe allein nicht ausreichte, um ihn zu heilen.
Der Tod ihres Vaters Arnt Bause im Jahr 2003 riss ihr den Boden unter den Füßen weg. Während sie um ihren Mentor und ihr Fundament trauerte, versank Hendrik noch tiefer in seiner inneren Dunkelheit. „Ich hatte das Gefühl, zwei Menschen gleichzeitig zu verlieren“, gestand sie später. Die Rollen hatten sich längst verschoben: Aus Partnern waren Patient und Pflegerin geworden. Wegzugehen fühlte sich an wie Verrat, zu bleiben wie Selbstaufgabe. 2004 trafen sie die unausweichliche Entscheidung zur Trennung – kein Ende der Liebe, wie Inka betonte, sondern „das Ende des Leidens“. Sie reichten 2005 die Scheidung ein, doch ihr Band blieb bestehen. „Hendrik war und bleibt der Mann meines Lebens“, sagte sie immer wieder. Es war keine Trennung, sondern die Verwandlung einer Liebe in eine andere, tiefere Form der Verbundenheit.
Der Tag, an dem die Welt stillstand
Der 12. September 2016 ist ein Datum, das sich für immer in Inka Bauses Gedächtnis eingebrannt hat. Einen Tag vor dem Geburtstag ihrer Tochter Annelie entschied sich Hendrik Bruch, seinem inneren Kampf ein Ende zu setzen. Für Inka war es ein Schock, der ihr den Atem nahm. Die Frage, die sie quälte und die doch ohne Antwort bleiben muss: „Wenn ich ihn an diesem Abend angerufen hätte, wäre es anders gekommen?“
In den Wochen danach zog sie sich vollständig zurück. Der Suizid eines geliebten Menschen ist keine Wunde, die heilt; er ist ein Bruch in der Zeit. Sie hatte immer geglaubt, sie hätte ihn retten müssen, doch nun musste sie die schmerzhafte Wahrheit akzeptieren, dass Liebe manchmal machtlos ist. Gemeinsam mit ihrer Tochter Annelie fasste sie einen Entschluss: Sie wollten Hendrik nicht als Opfer seiner Krankheit in Erinnerung behalten, sondern als den sensiblen, begabten Menschen, der er war. Jedes Jahr am 12. September zünden sie Kerzen an, kochen sein Lieblingsessen und erzählen Geschichten. „Es ist, als käme er für einen Abend zu uns zurück“, beschreibt Inka dieses Ritual, das ihnen hilft, das Unbegreifliche zu ertragen. Der Schmerz verwandelte sie, brach sie aber nicht. Sie begann, öffentlich über mentale Gesundheit zu sprechen, um dem Schweigen, das so viele zerstört, eine Stimme zu geben.
Ein neues Kapitel, eine leise Liebe
Fast ein Jahrzehnt verging. Zehn Jahre, in denen Inka Bause zwar lachte, arbeitete und auf der Bühne stand, doch eine Tür in ihrem Herzen blieb verschlossen. Dann, unerwartet und abseits des Rampenlichts, trat ein Mann in ihr Leben. Kein Musiker, kein Produzent, sondern einfach nur ein Mann, den sie bei einer Benefizveranstaltung kennenlernte. Es war kein filmreifer Moment, sondern etwas viel Selteneres: ein Gefühl von Ruhe. „Er hat mich angesehen, als wäre ich kein Name, keine Figur, sondern einfach ein Mensch“, beschreibt sie es.
Für eine Frau, die ihr Leben lang in der Öffentlichkeit stand, war dies das größte Geschenk. Und so fielen die drei Worte, die so viel mehr bedeuten als eine einfache Liebeserklärung: „Ich liebe ihn.“ Es ist die Geschichte einer Frau, die dachte, das Recht auf Liebe sei mit ihrer ersten großen Tragödie verwirkt. Doch das Leben belehrte sie eines Besseren. Ihr neuer Partner ist kein Spiegelbild der Vergangenheit. Er bringt keine Erwartungen mit, keine Vergleiche. „Er gibt mir das Gefühl, angekommen zu sein, ohne etwas leisten zu müssen“, sagt Inka.
Diese neue Liebe ist anders. Es ist keine jugendliche, stürmische Leidenschaft, sondern ein stilles Einverständnis, eine Wärme, die langsam wächst. Sie ist kein Ersatz für Hendrik, sondern ein neues Kapitel, das nur geschrieben werden konnte, weil Inka gelernt hat, mit ihrer Vergangenheit zu leben. Hendrik bleibt ein Teil von ihr, ein leiser Schatten in ihren Liedern, eine Tiefe in ihrem Blick. Doch an ihrer Seite steht nun jemand, der sie in der Gegenwart verankert und sie daran erinnert, dass das Leben nicht nur aus Erinnerung, sondern auch aus Hoffnung besteht.
Inka Bauses Geschichte ist ein kraftvolles Zeugnis dafür, dass Schmerz nicht das Ende sein muss. Sie ist der Beweis, dass man nicht vergessen muss, um wieder lieben zu können. Man muss nur den Mut haben, die Tür des Herzens ein weiteres Mal zu öffnen. Liebe kommt nie zu spät. Sie erscheint genau dann, wenn man wieder bereit ist, sie zu empfangen. Und manchmal, wenn niemand mehr daran glaubt, schreibt das Leben die allerschönsten Liebesgeschichten.