Für Generationen ist er der Mann mit den stahlblauen Augen und dem spitzbübischen Grinsen, die eine Hälfte des unschlagbaren Duos, das Kinogeschichte schrieb. Terence Hill, mit 86 Jahren eine lebende Legende, ist das Symbol für unbeschwerte Actionkomödien, für den Geruch von Bohnen mit Speck und für eine Gerechtigkeit, die schneller zuschlägt als ihr Schatten. Doch hinter dieser Fassade des strahlenden Helden verbirgt sich ein Leben, das von einer tiefen, schwelenden Traurigkeit gezeichnet ist – ein Leben, das so brillant wie einsam war. Sein Leben ist eine Sinfonie aus zwei verwobenen Noten: dem lauten Jubel des Ruhms und der stillen Melancholie eines Mannes, der das Unerträgliche ertragen musste.

Geboren 1929 in Venedig als Mario Girotti, trug Hill von Anfang an zwei Welten in sich. Als Sohn einer deutschen Mutter und eines italienischen Vaters erlebte er eine Kindheit, die alles andere als friedlich war. Krieg, Migration und frühe Verluste prägten den Jungen und ließen in ihm einen Traum reifen, der so gar nicht zu seiner späteren Karriere passen wollte: ein ruhiges Haus am Fluss, Bücher und das Zwitschern der Vögel. Er träumte nicht von der großen Leinwand, doch das Schicksal hatte einen anderen, raueren Weg für ihn vorgesehen.
In den 1950er Jahren betrat er als Mario Girotti die Bühne. Sein gutes Aussehen und seine tiefen Augen brachten ihm schnell Rollen ein. Doch der Urknall seiner Karriere zündete erst, als er auf einen Mann traf, der sein Co-Star, sein Partner und im Geiste sein Bruder werden sollte: Bud Spencer. Filme wie “Sie nannten ihn Mücke” (Anm.: Transkript nennt “Sie nennen mich die Dreifaltigkeit”) wurden zu Welterfolgen. Das Duo Hill/Spencer war mehr als nur eine erfolgreiche Paarung; sie waren ein Phänomen. Sie brachten eine neue Energie ins europäische Kino – menschlich, humorvoll und tiefgründig. Der Erfolg kam schnell und überwältigend, doch er gab Hills Leben auch eine Richtung, in der er sich, wie er später zugab, manchmal gefangen fühlte.
Entgegen dem lauten Getöse seines Ruhms blieb Terence Hill als Mensch stets einfach und diskret. Er mied den Lärm, suchte nicht die Aufmerksamkeit. Nach jedem Dreh kehrte er zurück in sein Refugium, zu der Frau, die seit 1967 sein Anker und seine Seelenverwandte ist: Lori Hill. Die amerikanische Drehbuchautorin und er trafen sich am Set, und ihre Liebe basierte nicht auf dem Glamour des Kinos, sondern auf tiefem Verständnis. Gemeinsam durchlebten sie über ein halbes Jahrhundert voller Höhen und Tiefen. Doch kein Erfolg der Welt konnte sie auf die dunkelste Prüfung vorbereiten, die das Schicksal für sie bereithielt.
Das Jahr 1990 markiert die tiefste Zäsur in Terence Hills Leben. Es ist das Jahr, in dem der größte Schmerz über ihn hereinbrach, ein Schmerz, der ein Leben lang anhalten sollte. Sein Adoptivsohn Ross Hill, ein talentierter junger Mann, der in die Fußstapfen seines Vaters trat, starb im Alter von nur 16 Jahren bei einem tragischen Autounfall. Ross war nicht nur sein Sohn; er war sein Stolz, seine Hoffnung – “Das Licht meines Lebens”, wie Terence ihn einmal nannte.

Dieser Verlust zerstörte den Schauspieler. Die Welt kannte den starken, unverwundbaren Helden auf der Leinwand, doch privat brach ein Mann zusammen. Monatelang zog sich Hill komplett aus der Öffentlichkeit zurück. Er lehnte alle Projekte ab und stand kurz davor, das Kino für immer zu verlassen. Er isolierte sich, versank in Schweigen und einen unendlichen Schmerz. Nur Lori, seine Frau, wusste, wie oft er weinte, wenn er Bilder seines Sohnes betrachtete. Die Welt hatte ihren strahlenden Helden verloren, und Terence Hill hatte sein Licht verloren.
In dieser absoluten Finsternis suchte Hill nach einem neuen Halt. Er fand ihn im Glauben und in der Kreativität. Ihm wurde klar, dass er die Erinnerung an Ross nur bewahren konnte, wenn er weitermachte, wenn er weiterhin Geschichten erzählte. Aber etwas hatte sich fundamental verändert. Er begann, Rollen mit mehr Tiefe zu wählen, Rollen mit weniger Action und mehr Emotion.
Diese Suche führte ihn zu der Figur, die zu seiner zweiten ikonischen Rolle werden sollte: “Don Matteo”. Er verwandelte sich in einen gütigen Priester, der auf einem Fahrrad durch die Gassen von Gubbio fährt und Verbrechen mit Menschlichkeit löst. Diese Rolle war mehr als ein Comeback; sie war eine spirituelle Therapie. Das Publikum sah nicht mehr nur den Westernhelden. In den gütigen Augen von Don Matteo sahen die Menschen die Sanftmut eines Vaters, der sein Kind verloren hatte, und die Toleranz eines Mannes, der den wahren Wert von Liebe und Vergebung verstand.
Der Schicksalsschlag änderte Terence Hills Lebenseinstellung von Grund auf. Er wurde ruhiger, noch gesprächiger. Er kehrte den geschäftigen Metropolen den Rücken und wählte das friedliche Städtchen Gubbio, den Drehort von Don Matteo, zu seinem neuen Zuhause. Dort, wo er morgens spazieren geht und den Sonnenaufgang beobachtet, fand er eine neue Definition von Glück: nicht Ruhm oder Geld, sondern aufrichtig zu leben, mit dem Menschen zu lachen, den man liebt.
Auch der Tod seines langjährigen Freundes und Partners Bud Spencer im Jahr 2016 war ein tiefer Einschnitt. Hill weinte nicht um einen Kollegen; er weinte, weil er “ein Stück seiner eigenen Jugend verloren hatte”. Bud war derjenige, der sein Schweigen verstand, so wie er die Traurigkeit in Buds Augen verstand.

Mit 86 Jahren blickt Terence Hill auf ein Leben voller Extreme zurück. Er schreibt und führt immer noch Regie, widmet sich kleinen Projekten mit menschlichem Charakter. Seine Frau Lori ist, obwohl gesundheitlich nicht mehr so stark wie früher, immer an seiner Seite. Sie halten Händchen beim Spazierengehen, in der kleinen Küche voller Erinnerungen. Wenn er heute von seinem Sohn Ross spricht, dann nicht mehr mit dem rohen Schmerz von einst, sondern mit der Ruhe eines Menschen, der gelernt hat, zu akzeptieren.
In einem seltenen Interview fasste er seine Erfahrung in Worte: “Traurigkeit vergeht nie, sie verändert sich nur”. Sie wird zu einer Stille in der Stimme, einem abwesenden Blick. Aber er betonte, dass es keine sinnlose Traurigkeit gibt, denn sie habe ihn gelehrt, langsamer zu leben und tiefer zu lieben.
Sein größtes Vermächtnis, so wünscht er es sich, soll nicht das eines Schauspielers sein, sondern das “eines Menschen, der stets aufrichtig gelebt hat”. Kürzlich schrieb er seine Autobiografie – kein Versuch zu prahlen, sondern eine Botschaft an die junge Generation: “dass das Leben lebenswert ist, egal wie viel Leid man erleidet, denn solange es Liebe gibt, gibt es Hoffnung”.
Auf die Frage nach Reue antwortet er schlicht: “Wenn überhaupt, dann wünschte ich, ich hätte öfter ‘Danke’ gesagt und die Menschen, die ich liebe, fester umarmt, als ich konnte”. Terence Hill ist vielleicht kein Held auf der Leinwand mehr, aber er ist ein Held im eigenen Leben. Ein Mann, der im Schmerz zu lächeln wusste, inmitten von Verlust zu lieben wusste und der das Licht fand, selbst als die Dunkelheit ihn umgab. Er ist kein strahlender Stern mehr, sondern eine schwelende Flamme – ein ruhiger, stiller Beweis dafür, dass Güte niemals aus der Mode kommt.